Seit ein paar Tagen liegen die Unterlagen zum Bebauungsplan aus zum Wohnhochhaus in der Schöneberger Straße 22, auch WoHo oder WoHoNoGo genannt. Eine Abbildung aus den Unterlagen zeigt den Blick von Nord-Osten auf das 100 m hohe WoHo. Im Hintergrund sind fünf der geplanten, jedoch umstrittenen sieben Hochhäuser des Gleisdreieck zu sehen – so als seien diese schon Realität. Die normative Kraft des Fake?
In der Begründung zum Bebauungsplan des WoHo werden dann verschiedene Hochhäuser in der Nähe aufgezählt vom Shell-Haus am Landwehrkanal über die Bauten an der Leipziger zum ehemaligen Postgiroamt, zum AOK-Gebäude am Halleschen Tor bis zu den noch nicht gebauten sieben Hochhäusern der Urbanen Mitte am Gleisdreieck. In diese Gruppe von Hochhäusern würde sich das WoHo einreihen. Das weniger vorzeigbare Hochhaus am Kottbusser Tor über der Adalbertstraße fehlt in der Aufzählung.
Mit der Aufzählung soll suggeriert werden, dass Hochhäuser etwas normales, machbares sind. Andererseits werden die Besonderheiten des Projekts in der Schöneberger Straße herausgestellt.
Aus Sicht des Plangebers kann das Vorhaben eine dezidierte Antwort auf die aktuelle Wohnungsdebatte bieten und als stadtweites Symbol und Leuchtturmprojekt für eine alternative Wohnungspolitik gesehen werden.
aus der Begründung zum Bebauungsplan auf Seite 44
Nachdem jahrelang die falschen, weil zu teuren Wohnungen und überflüssige Büros gebaut wurden, nun endlich ein Vorzeigeprojekt mit einer neuen Kreuzberger Mischung aus Wohnungen für unterschiedliche soziale Schichten sowie gleichzeitig (nicht störendes) Gewerbe und soziale Einrichtungen. Es scheint, als könne man sich mit einem einmaligen, 100 m hohen Kraftakt aus Stahlbeton und Holz (Holzhybrid genannt) aus dem Schlamassel ziehen, gegen das die Stadtentwicklungspolitik der letzten Jahre keine Mittel gefunden hat. Dafür ist man bereit, einiges zu opfern: notwendige Abstandsflächen werden verkürzt und fallen dennoch auf benachbarte Grundstücke. Eine Besonnungsstudie, die darauf verzichtet die Schattenwürfe darzustellen und stattdessen beschattete Flächen an den Fassaden der Nachbarschaft versucht durch Farben kenntlich zu machen. Ein Brandkonzept, nachdem die Feuerwehr nur bis zur Hälfte in die Tiefe des Grundstücks kommt . . .
Im Begründungstext zum Bebauungsplan ist die Rede von 75% Wohnnutzung und 25% gewerblicher Nutzung (z. B. Gastronomie) einschließlich sozialer Nutzungen wie Kita, Jugendzentrum u.a .
Die Zahlen geben ein etwas anderes Bild: Insgesamt sind 23.500 m² Geschossfläche geplant. Davon sollen 11.375 m² auf das Wohnen und 12.110 m² auf die anderen Nutzungen entfallen. Also etwa halbe/halbe. Auf den 11.375 m² Wohnungen sollen 228 Wohnungen entstehen. 30% = 76 Wohnungen sollen als Sozialwohnungen vermietet werden.
Wie viele Türme dieser Art müssten gebaut werden, wenn wir 10.000 neue Wohnungen pro Jahr benötigen? Bei 44 Türmen pro Jahr müssten bis zum Ende des Jahrzehnts 358 Türme gebaut werden. Kann sich jemand vorstellen, wo die stehen könnten? Das WoHo wird, wenn es gebaut wird, eine Ausnahme bleiben, ein Symbol, ein teures Vorzeigeprojekt. Gegen die Wohnungsnot müssen wir andere Konzepte finden.
Zum Bebauungsplan kann man online Stellung nehmen
Noch bis 19.07.2022 können Stellungnahmen zum Bebauungsplan WoHo abgegeben werden unter untenstehenden Link. Dort sind auch die Unterlagen zum Bebauungsplan zu finden.
Link zu den Bebauungsplanunterlagen Woho Schöneberger Straße
Zum RAW in Friedrichshain liegen ebenfalls Unterlagen zum Bebauungsplan aus bis 19.07.2022. Dort soll ebenfalls 100 m in die Höhe gebaut werden.
Link zu den Bebauungsplanunterlagen RAW in Friedrichshain
Weiter interessant: Gleichzeitig liegen auch die Bebauungsplanunterlagen zum Exilmuseum am Anhalter Bahnhof aus, noch bis zum 07.07.2022:
Link zu den Bebauungsplanunterlagen für das Exilmuseum am Anhalter Bahnhof