Ende Oktober soll der Runde Tisch Gleisdreieck stattfinden. Dies geht aus einer Email der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz an das Stadteilforum Tiergarten Süd hervor. Das Stadtteilforum hatte nach seiner Sitzung am 1. September die zügige Einrichtung eines solchen Runden Tisches gefordert, so wie von Bürgerinitiative „Gemeinsam fürs grüne Gleisdreieck“ vorgeschlagen.
In der Antwort der Senatsverwaltung heißt es weiter, dass Herr Seebauer den runden Tisch moderieren wird. In einem ersten Schritt würden nun zeitnah Interviews mit allen Aktiven geführt. Der Runde Tisch solle Ende Oktober stattfinden. Martin Seebauer war schon einmal als Moderator am Gleisdreieck aktiv, von 2010 bis 2014 moderierte er erfolgreich die Projektbegleitende Arbeitsgruppe (PAG). Nach harten Auseinandersetzungen um die Gestaltung des Ostparks konnte damals mit Hilfe der Moderation die Gefahr abgewendet werden, dass der gemeinsame Planungsprozess scheitert.
Nun kommt es in den nächsten Wochen darauf an, dass der Runde Tisch ausreichend vorbereitet wird, nicht nur von Seiten der Senatsverwaltung und des Moderators.
Der runde Tisch sollte prominent besetzt sein, beispielsweise durch Bezirksbürgermeisterinnen, um den Debatten und den daraus folgende Ergebnissen das notwendig politische Gewicht zu verleihen. Mit dabei sein müssen die Betroffenen, die das ganze losgetreten haben, die Coolen, die meinen, es reiche, ab und zu mal die Fenster zu schließen, die unterschiedlichen Parknutzer und wenn es gelingt – natürlich auch die Partymacher. Dazu die Grün Berlin GmbH als Parkmanager und der Nutzerinnenbeirat. Bei Bedarf sollten Polizei und Ordnungsamt dazu kommen. Wenn es Veränderungen im Park notwendig werden, müssten die Landschaftsarchitekten vom Atelier Loidl mit eingeladen werden.
Können so viele Personen miteinander diskutieren? Das ist eine große Herausforderung. Im Vorfeld sollte herausgefunden werden, wer die wichtigsten Vertreter der einzelnen Gruppen sind. Diese sollten an einem inneren Kreis sitzen und miteinander das Gespräch führen. Dazu sollte es einen äußeren Kreis geben, in dem die Öffentlichkeit teilhaben kann an der Debatte. Möglicherweise könnte die Öffentlichkeit auch über Zoom der Arbeit des Runden Tisches folgen.
Die Lösungen für die aktuelle Probleme des Parks werden sicher nicht beim ersten Treffen gefunden werden können. Das erste Treffen sollte dazu dienen, die Themenbereiche gemeinsam festzulegen, einen Fahrplan aufzustellen, mit dem Ziel im Frühjahr 2021 ein funktionierendes Konzept zu haben. Im folgenden eine – möglicherweise unvollständige – Aufstellung der Themen.
- Beschreibung der Probleme
- rücksichtslos rasende Radler
- fehlende Toiletten
- Lärm nach 22 Uhr
- Müll
- Vandalismus
- Öffentlichkeitsarbeit zur Bewusstmachung der geltenden Regeln im Park
- Strategien zur Durchsetzung der Regeln im Park
- Parkläufer (interessanter Artikel in der taz über die Parkläufer im Görli https://taz.de/Drogenhandel-in-Berlin/!5709507/ )
- Nachtbürgermeister
- Sanktionen – Geldstrafen, Beschlagnahme von Boxen u. a.
- und falls das nicht funktioniert?
- Identifizierung von Orten, an denen laute Parties möglich sind
- Teile des Tempelhofer Feldes?
- Teile des Flughafens Tegel, der nächstes Jahr kein Flughafen mehr sein wird?
Der runde Tisch könnte Arbeitsgruppen zu einzelnen Themen bilden, die zwischen den Treffen Ideen entwickeln und Vorschläge erarbeiten
Gibt es nicht schon einen Runden Tisch in Form des Nutzer:innenbeirats? Ist der Runde Tisch nicht übertrieben?
Der Nutzerinnenbeirat hat es in den letzten Jahren nicht geschafft, das Problem anzugehen. Ich kann mich erinnern an eine Sitzung, in der Anwohner aus der Flottwellstraße ihr Leid klagten. Im Anschluss bezeichnete der damalige Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes Friedrichshain-Kreuzberg das Problem als unlösbar – glücklicherweise sei der Park ja schon vor den Häusern da gewesen. Und so hat auch niemand an der Lösung des Problems gearbeitet.
Erst durch die Initiative der neuen BI „Gemeinsam fürs grüne Gleisdreieck“ ist das Thema wieder auf die Tagesordnung gekommen.
Unterschiedliche Sichtweisen
Die Lärmexzesse seien singuläre Ereignisse, wer sich eine Wohnung am Park leiste, solle doch einfach die Fenster zu machen. Das sagen manche, die wahrscheinlich selbst nicht so dicht dran wohnen. Natürlich wäre es einfacher, wenn die Häuser auf der Ostseite der Flottwellstraße und im Möckernkiez nicht in den Park hineingebaut worden wären. Aber nun sind sie da und die Bewohner haben das gleiche Recht auf Nachtruhe, wie an anderen Orten in der Stadt auch. Im übrigen: manche wohnten dort schon, bevor es den Park gab z. B. in der Dennewitzstraße, deren Häuser auch unmittelbar an den Park grenzen.
Das Problem besteht nicht nur am Gleisdreieck, sondern auch im Volkspark Wilmersdorf, in der Hasenheide, im Görli, im Mauerpark. Die Parks sind zu wichtigen öffentlichen Räumen geworden, die tagsüber überwiegend gut funktionieren, in denen nachts jedoch die soziale Kontrolle fehlt. Es geht um ein stadtweites Problem. Auch deswegen ist der Runde Tisch das richtige Format.
Eindrücke in Ton und Bild
[rl_gallery id=”10750″]
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.