Replik auf Jürgen Blazejczak
“Es ist dramatisch. Der Gleisdreieckpark verkommt” – wenn ich solche Zeilen lese, habe ich den Eindruck, an einem anderen Park zu wohnen. Seit mehr als zwei Jahren mache ich jeden Morgen und jeden Abend (zwischen 22 und 23 Uhr) einen Spaziergang rund um den Ostpark (aus Gesundheits- nicht aus Kontrollgründen). Ja, morgens ist Müll da – fast alles brav neben die viel zu kleinen Mülltonnen gelegt. Glasscherben gibt es vereinzelt – aber “Teppiche von Kronkorken und Glasscherben?” (Jürgen Blazejczak) Das ist lachhaft.
Der Park ist für mich eine der gelungensten, schönsten Berliner Konversionflächen – und er wird jedes Jahr schöner, weil die Anpflanzungen älter und natürlicher werden und GrünBerlin einen sehr guten Job macht. Das einzige, was den Charakter des Parks wirklich kaputtmachen wird, sind die Hochhäuser der Urbanen Mitte, mit der die alte Industriearchitektur hinter den Hochglanzfassaden renditehungriger Investoren verschwindet. Aber das steht auf einem anderen Blatt.
Ja, es stimmt: Abends sind viele lebhafte Gruppen auf dem Rasen. Aber alles geht ziemlich relaxt zu, die Stimmung ist verblüffend wenig aggressiv angesichts des bunten Mixes junger Leute (By the way: Die Zahl der Gewalttaten ging zurück und ist nicht gestiegen). Die Male, in denen dieses Jahr die Polizei eingriff wegen einer größeren Massenansammlung, sind verschwindend verglichen mit den Einsätzen in anderen Parks.
Und die abendliche Lautstärke? Die wenigen Male, an denen es für “Nachtschlaf und unbeeinträchtigte Nutzungsqualität” (Jürgen Blazejczak) nicht reichte, die Fenster zu schließen (Ich wohne im Möckernkiez zur Parkseite), kann ich an einer Hand abzählen.
Wegen meiner kann jede*r eine BI gründen. Das Problem beginnt, wenn die Sprecher*innen der BI so tun, als sprächen sie für “die Anwohner*innen”. Dieses tun sie nicht. Sie sprechen nicht in meinem Namen und ich weiß von vielen hier im Möckernkiez, denen diese Dramatisierung auch gewaltig auf den Senkel geht.
Sicher, einiges muss verbessert werden. Funktionalere Müllbehälter z.B. (nicht dieser lächerliche Kronkorken im Westpark!). Oder eine Aufstockung des Personals der Gartenpflege, das nicht nur am Wochenende viel zu tun hat. Dieses und vieles andere sind, wie Hannes Koch zu recht geschrieben hat, Themen für den Beirat. Als Normalo-Anwohner wünsche ich mir da mehr Infos und mehr Transparenz nicht nur in Beiratswahlzeiten. Auch die BI kann hier ihre Vorschläge einbringen, dazu braucht es keinen Runden Tisch.
“Rettet den Gleisdreieck-Park”? (Jürgen Blazejczak). Wenn er geschützt werden muss, dann wohl vor dem systematischen Kaputtreden durch einige Anwohner*innen und den Greuelstories, die die Medien daraus machen.
Günter Piening, Anwohner