BVV Friedrichshain-Kreuzberg winkt „Urbane Mitte“ in die nächste Phase. Drohender Verkehrskollaps am Gleisdreieck wird ignoriert. 30% höhere Baudichte als im städtebaulichen Vertrag. Millionen-Schadenersatz des Investors steht im Raum.
Am 8.11.2017 hat die BVV Friedrichshain-Kreuzberg den Bebauungsplanentwurf VI-140ca Urbane Mitte „zur Kenntnis genommen“. Trotz kontroverser Diskussion in der Sitzung des Bauausschusses am 04.10.2017 wurde das Vorhaben damit in die nächste Phase auf dem Weg zur Baugenehmigung gewinkt.
Spielen potenzielle Schadenersatzansprüche des Investors an den Bezirk bei Nichterteilung der Baugenehmigung eine Rolle? Diese wurden zumindest im Bauausschuss bereits thematisiert. Von Öffentlichkeit und Anwohnern immer wieder aufgeworfene Fragen und Einwände sind damit – bewusst? – übergangen worden. Dabei gibt es zahlreiche ungeklärte Themen:
1. Zu hohe Dichte
In vielen Stellungnahmen ist Kritik an der überzogenen Dichte zu finden. Dennoch wurde die Geschossflächenzahl (GFZ), das Maß zur Feststellung der Baudichte, vom Investor mit einer Höhe von 4,5 ermittelt: eine fast um 30% höhere Dichte als im Vorentwurf dargestellt (GFZ 3,5) und im städtebaulichen Rahmenvertrag von 2005 vorgesehen.
Letzterer sieht das Nettobauland als Berechnungsgrundlage für die GFZ vor. Das Nettobauland fällt jedoch geringer aus als ursprünglich angenommen, kein Wunder bei dem etwa 500 m langen aber nur ca. 50 m schmalen Grundstück. Dennoch soll von den 119.000 m² geplanten Bruttogeschossfläche nicht abgewichen werden.
2. Verschattung
Nach dem Ergebnis des offiziellen Verschattungsgutachtens werden die Auswirkungen der Planung auf die Sonne im Park als geringfügig eingestuft.
Die Schattenstudie eines Anwohners zeigt jedoch ein komplett anderes Bild als das des Investors: http://bit.ly/2AF0dzi. Die Verschattung der Schöneberger und der Luckenwalder Straße wurden erst gar nicht untersucht.
3. Verkehrschaos
Laut Investor ist auch in Spitzenverkehrszeiten ein stabiler Verkehrsablauf gewährleistet. Diese Behauptung – aufgestellt in einem der Öffentlichkeit bisher nicht zugänglichen Gutachten – grenzt an Realitätsverweigerung. Eine Prüfung der Baulogistik und des Zuliefererverkehrs wurde zudem gar nicht erstellt. Angesichts einer Baustelle in der Größenordnung von 20% des Potsdamer Platzes, ist es unverantwortlich, dass die zuständigen öffentlichen Stellen nicht Alarm schlagen.
Wie es jetzt schon zugeht am Gleisdreieck haben Anwohner ausführlich dokumentiert (http://bit.ly/2iTgz0b) und dem Bezirksamt immer wieder präsentiert.
Kontakt:
Anwohner Gleisdreieck
Patrick Vater, 0163/ 913 58 17
gleisdreieckanwohner@gmail.comweitere Infos: http://bit.ly/2AEEUhj