Als Wahlkampfaktion geplant, nahm der Kiezspaziergang der SPD am 13. 04. 11 mit dem Abgeordneten Lars Oberg und Senatorin Junge-Reyer doch einen einigermaßen sachlichen Verlauf. Der in der Einladung von Lars Oberg formulierte Vorwurf, der von den Grünen regierte Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg würde die Interessen der Schöneberger Bürger missachten, spielte auf dem Kiezspaziergang keine Rolle. Unterwegs wurde deutlich, dass bei den meisten Eingängen auf Schöneberger Seite noch Probleme zu lösen sind, aber weniger vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, als mehr vom Bezirk Tempelhof-Schöneberg sowie von der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe Gleisdreieck, in der die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und die Grün Berlin GmbH die Federführung haben.
Auf dem Spaziergang wurden die sechs zukünftigen Eingänge zum Westpark des Gleisdreieck im Bezirk Schöneberg angelaufen:
- Station 1 war die Brücke Nummer 5, die von der Brache an der Bautzener Straße über die Yorckstraße hinweg nach Norden führt. Die Instandsetzung der Brücke mit Mitteln aus dem Programm Stadtumbau West ist gesichert, ebenso die Weiterführung des Weges über das nördlich der Yorckstraße gelegene Grundstück von Hellweg. Noch nicht gesichert ist die Weiterführung des Weges südlich auf der Brachfläche an der Bautzener Straße. Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg will dies in Verhandlungen mit dem dortigen Grundstückeigentümer erreichen.
- Station 2 war der ebenerdige Zugang zum Park über das Yorckdreieck. Auf den Plänen des Baumarktes Hellweg ist der Weg vorgesehen, er führt über den Parkplatz zur östlichen Böschung, in der ein Weg auf das ca. 4 m höher liegende Niveau des Bahngeländes führen wird.
- Station 3 des Spaziergangs war am westlichen Ende der Yorckbrücken. In der Planung des Parkes ist ein Weg vorgesehen, der in diesen südwestlichen Zipfel des Bahngeländes führt und von dort weiter über die westlichste Yorckbrücke zur Schöneberger Schleife. Was noch fehlt, ist die Planung und Finanzierung einer Treppenanlage durch den Bezirk Tempelhof-Schöneberg, die von der hier 4 m tiefer liegenden Yorckstraße nach oben führt.
- Etwa 450 m weiter nördlich war der Eingang am Bülowbogen die vierte Station des Rundgangs. Hier versuchten einige SPD-Mitglieder Wahlkampfstimmung zu entfachen, indem sie die Kleingärtner als Hindernis für den Zugang zum Park darstellten. Auch Senatorin Junge-Reyer äußerte die Meinung, die Kleingärtner stünden hier in der Pflicht, sich zu öffnen. Durch die Worte von Klaus Trappmann, den Vorsitzenden der Kleingärtner und durch Frau Renker von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (dort für die Parkplanung zuständig) wurde jedoch schnell klar, dass es nicht die Kleingärtner sind, die hier eine angemessene Gestaltung des wichtigsten Eingang auf der Westseite des Parkes blockieren, sondern das Denkmalamt des Bezirks Tempelhof-Schöneberg, das sich gegen den Bau einer Rampe auf die höher liegende Fläche des Bahngeländes ausgesprochen hat. Grund: die Bögen des früheren Stadtbades Dennewitzstraße unter der Hochbahn. So bleibt der wichtigste Eingang auf Schöneberger Seite vorerst ohne angemessene Gestaltung.
- Nur gut 50 Meter weiter nördlich befindet sich der mögliche Durchgang zwischen Nelly-Sachs-Park und Gleisdreieck, die fünfte Station des Rundgangs. Ob es hier durch die Öffnung zwischen den beiden langezogenen Gebäuden des Öfeleinbaus (Dennwitzstraße 24 bis 34) einen Durchgang zum Gleisdreieck geben soll, wird in der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe zur Zeit sehr kontrovers diskutiert. Die Probleme sind, dass der Durchgang über das private Grundstück an der Dennewitzstraße führt und dass im Bereich der Kleingärten erhebliche Eingriffe in die vorhandene Vegetation befürchtet werden. Eine Lösung kann hier nur gefunden werden mit Beteiligung de betroffenen Anwohner und der betroffenen Kleingärtner.
- Die letzte Station des Spaziergangs und letzter Eingang auf Schöneberger Seite ist an der Kurfürstenstraße. Der zukünftige Eingang führt in der Achse des nördlichen Bürgersteig der Kurfürstenstraße (die Tiefgarageneinfahrt der Dennewitzhäuser kreuzend) in den Park. In der Nähe des Eingangs werden sich ein Spielplatz und und ein Kiosk befinden. Und genau am Eingang befand sich früher der Hauptsitz der Firma KORI, die von hier aus in den Jahren bis 1945 Öfen in zahlreiche Konzentrationslager geliefert hat. In der Zeit bis zur Eröffnung des Westpark 2013 (Frau Renker von der Senatsverwaltung meinte sogar 2014!) ist also noch etwas Zeit, hierfür eine angemessene Form des Erinnerns zu finden.
Zum Abschluss der Veranstaltung überreichte Matthias Seidenstücker von der Anwohnerinitiative St. Matthäus Kiez der Senatorin Junge-Reyer ein Schreiben von 11 Initiativen vom November letzten Jahres, in dem eine echte Bürgerbeteiligung zum Nord-Süd-Grünzug gefordert wurde und das bisher ohne Antwort geblieben ist. (Link zum Artikel im November 2011) Ungläubig fragte die Senatorin nach, ob denn das Schreiben überhaupt eine Adresse enthalte, an die sie hätte antworten können, als sei dies der einzig mögliche Grund für die bis heute ausgebliebene Antwort. Ja, am fehlenden Absender lag es wohl nicht – aber dank Wahlkampf können wir nun doch noch auf eine Antwort hoffen.
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