Beton im Untergrund

Wie Eisenbahnplanungen den Westpark des Gleisdreiecks bestimmen

Kaum ein Spaziergänger im Westparks ahnt heute, was sich da unter seinen Füßen befindet. Der gesamte Teil des Westparks nördlich der U1 bis zum Landwehrkanal ist mit Bahnanlagen unterbaut.

Im Westpark nördlich der U1 des Parks wurden überirdisch riesige, 25 m hohe Kisten aus Beton gebaut, die dann nach und nach versenkt wurden durch Unterspülungen mit Wasserdruck. Ein kleiner Bericht in der taz vom 26.09.1996 beschreibt den Vorgang. Von hier aus starteten dann die Schildvortriebmaschinen für die vier Röhren Richtung Potsdamer Platz.

Weiter südlich der U1 wurde der Tunnel in einer offenen Baugrube erstellt. Im Januar 1999 war diese voll mit Grundwasser, im Juni 1999 wurde dann das Wasser abgepumpt und die Konstruktion des Tunnelmunds mit dem Abzweig für der Stammbahn nach Potsdam ist sichtbar.

Heute befinden sich die Holzterrassen am Tunnelmund mit der Sandfläche über dem Abzweig der Stammbahn nach Potsdam vom Fernbahntunnel.

Rampe Fern- und Regionalbahn, Aufnahme von Oltmann Reuter, Flugdatum 20.01.1999.  Das Copyright für die beiden hier verwendeten Luftbilder liegt bei Oltmann Reuter, Luftbildverlag Berlin, der die Bilder gleisdreieck-blog.de freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Ein Nachdruck der Bilder ist nicht erlaubt, eine missbräuchliche Verwendung wird abgemahnt und verfolgt.
Baugruben gelenzt, Aufnahme von Oltmann Reuter, Flugdatum 23.06.1999.  Die Baugrube ist abgedichtet und betoniert, das Grundwasser abgepumpt. Deutlich ist der Anschluss für das östliche, tieferliegende Gleis der Stammbahn zu sehen. Am linken Bildrand sind weiße Betonfertigteile zu sehen, das sind die „Tübbinge“, runde Betonfertigteile, mit denen der durch Schildvortrieb erstellte Teil des Eisenbahntunnels ausgekleidet wurde.

Wenn die Stammbahn tatsächlich gebaut wird, bedeutet dies für den West-Park des Gleisdreiecks, dass die große Wiese südlich der U1 für mindestens zwei Jahre zur Baustelle wird. Am südlichen Ende des Beachvolleyballplatzes wird das Gleis “Berlin Hbf – Potsdam” seinen Tunnelmund haben. Der Tunnelmund für das Gleis “Potsdam – Berlin Hbf” liegt etwas weiter nördlich  mitten drin in der Fläche des Beaches. Ob der Beachvolleyball mit den Restflächen weiter existieren kann, ist sehr ungewiss, zumal er auch von der zukünftigen S21 berührt werden wird. Im Anschluss an die beiden Tunnelmünder wird das Gleispaar der Potsdamer Stammbahn zunächst in einem Einschnitt ansteigen bis das Niveau der  Yorckbrücken erreicht ist.  Eine neue Eisenbahnbrücke wird dann den westlichen Abschluss der Yorckbrücken bilden.

Wann wird die Stammbahn gebaut werden ?

Die Partner Berlin, Brandenburg, Deutsche Bahn und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) des Sammelprojekts “i2030” haben im Sommer 2022 den Systementscheid für die Potsdamer Stammbahn getroffen – Regionalverkehr statt zwischenzeitlich diskutierter Gleichstrom-S-Bahn. Nun müssen weitere Planungen vorgenommen sowie eine Kosten-Nutzen-Analyse durchgeführt werden, um die Finanzierung zu sichern.

Für die Verkehrswende ist die Stammbahn natürlich sinnvoll, zumal – wie die Bilder zeigen – schon eine Menge Beton investiert wurde. Auf der Webseite der Bürgerinitiative Stammbahn ist nachzulesen, wie sich die Fahrzeiten zwischen Potsdam und Berlin erheblich verkürzen würden.

Wann kommt die S21 ?

Für die neue S-Bahnlinie S21, die erst über das Parkhaus Debis, dann in Höhenlage durch das Grundstück der sogenannten „Urbanen Mitte“ mit einem Umsteigebahnhof zur U1 und schließlich auf Stützen über die Wiesen der Westpark führen wird, wird der Park ebenfalls nochmal zur Baustelle. Laut Berliner Zeitung vom 29.11.22  ist die Inbetriebnahme für 2037 ! geplant. Kommt die Stammbahn früher?

Noch mehr Details zur Eisenbahnplanung im Gleisdreieck findet ihr auf dem Blog-Artikel von 2017.

 

 

 

Veröffentlicht in Potsdamer Güterbahnhof - Westpark

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3 Kommentare zu “Wie Eisenbahnplanungen den Westpark des Gleisdreiecks bestimmen

  1. Sehr interessant, vielen Dank. Neu ist für mich, dass der Tunnelmund der Stammbahn so weit südlich von der U2-Hochbahn liegt. Es fehlt somit noch der Tunnel, der bis zur (vorhandenen) Einmündung bei den Holzterrassen führt? Ist das richtig? Dieser müsste dann die U2-Hochbahn unterqueren?
    Dennoch meine Prognose: Stammbahn kommt vor S21. S21 nicht vor 2045 am Gleisdreieck, oder sie bleibt ein “Stummelzug” zwischen HBF und nördlichem Ring.

  2. Wie wird sichergestellt, daß es beim Bau der Hochhäuser der Urbanen Mitte nicht zu einem ähnlichem Absacken der Tunnelröhren der Fernbahn kommt, wie es beim Bau der Hochhäuser am Alexanderplatz mit der U2 passiert ist.

    1. Im südlichen Baufeld der “Urbanen Mitte” sollen die Wände der Tiefgarage bis auf einen Meter an den Tunnel von 21 und S2 reichen. Im nördlichen Baufeld sind die 90-m-Türme mit 5 m Abstand zum Viadukt der U1 geplant. Die Sockelbauten der Türme reichen unmittelbar an die Fundamente des U-Bahn-Viadukts der U1 heran.
      Es gibt Nachbarschaftsvereinbarungen zwischen den Investoren und der Bahn sowie der BVG. Ob dadurch Schäden wie am Alex verhindert werden können, kann zu Zeit wohl niemand beantworten.

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