Redebeitrag von Klaus Trappmann, Vorsitzender der Kleingärten POG zur Eröffnung des Westparks am 31. 05. 13
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde des Gleisdreiecks
Heute ist ein großer Tag für uns Laubenpieper vom ehemaligen Potsdamer Güterbahnhof. Wir stehen nicht abseits – abgewickelt, ausbezahlt und abgeräumt. So wie es anfangs vorgesehen war. Sondern: Wir stehen mittendrin im Geschehen
- als integraler Bestandteil des Parks
- als Pilotprojekt „Gärten im Garten“
- als entschleunigter, dörflicher, altberliner Rand eines Cityparks in unmittelbarer Nähe des Potsdamer Platzes
- als unverwechselbares Sozio- und Biotop, das unmittelbar mit der Geschichte dieses Bahngeländes verknüpft ist. Denn wir wurden von Bahnern gegründet.
Nach langer Zitterpartie sind wir nun ein Projekt mit einer gesicherten Zukunft und einer spannenden, nachhaltigen Aufgabe.
Wie war das möglich?!
Wie konnte die Furie des Verschwindens gebannt werden, wo man doch jede 7. Woche von einer neuen bedrohten KleingartenKolonie lesen kann.
Es ist zu danken zu allererst dem Überlebenswillen meiner Laubenpieper, ihrer politischen und sozialen Phantasie, ihrem Verhandlungsgeschick.
Es ist zu danken den Bürgerinitiativen und Quartiersräten, vor allem der AG Gleisdreieck, die von Anfang an zu uns gestanden haben, wo ich erwartet hätte, dass sie uns als ressentimentgeladene Kleinbürger, als Vertreter eines rückwärtsgewandten Fluchtareals mit fragwürdigen Partikularinteressen stigmatisieren. Das ist nicht passiert.
Es ist zu danken der Tatsache, dass wir der westlichste Rand von Friedrichshain-Kreuzberg sind und damit in den Einflussbereich des berühmt-berüchtigten Runden Tisches des scheidenden Bürgermeisters Dr. Franz Schulz geraten sind. Der unwürdige Kampf zwischen Fußball und Gärtnern, vielleicht die beiden liebsten Hobbys der Deutschen, konnte hier befriedet werden und wurde durch BVV-Beschluss bestätigt, zum Vorteil beider Seiten. Wir bleiben . . . und der Sport bekommt auf Kosten des Investors in unmittelbarer Nachbarschaft einen normgerechten Platz auf dem Dach des Baumarktes Hellweg.
Und last but not least ist es zu danken dem Senat für Stadtentwicklung, vor allem vertreten durch Frau Renker, die auch die Formel „Gärten im Garten“ erfunden hat und den LandschaftsArchitekten des Büros Loidl. Sie haben auf den Bürgerwillen reagiert und mit Hilfe des Moderators ihre Anfangspläne entscheidend geändert:
Die Schöneberger Wiese ist jetzt etwas kleiner. Das breite, asphaltierte Wegeband führt nun in respektvollem Abstand an der Kolonie vorbei und nicht mittendurch.
Das sieht heute alles so selbstverständlich aus, als könnte es überhaupt nicht anders sein und ist doch Ergebnis von zahlreichen Vor-Ort-Terminen und erregten Debatten. Es ist gar nicht so leicht, einen neuen Park in eine bestehende Kleingartenanlage mit ihrer wilden Architektur hineinzubauen, das erfordert eine Kultur der Zusammenarbeit, vom Baggerfahrer über den Bauleiter bis zum Bauherrn. Und das haben wir geschafft; vielleicht musste manche Rose und mancher Baum trotzdem dran glauben, aber wir haben es geschafft und daraus kann man lernen.
Wir haben die DNA des Parks entscheidend mitgeprägt!
Und wie geht es weiter?!
Unsere Zukunft als Laubenpieper im Park ist ein Abenteuer, wie der ganze Park. Aber wir freuen uns darauf und sind glücklich dabei zu sein. Und wir fühlen uns, nach so vielen bestandenen Herausforderungen, auch dieser neuen Aufgabe gewachsen.
Heute und morgen aber wollen wir auf dem neuen Kleingarten-Dorfplatz feiern. Ich hoffe, Sie sind dabei!