Vier bis sechs Fussballplätze werde es auf dem Tempelhofer Feld geben. Die Senatsverwaltung sei hierzu mit Türkiyemspor im Gespräch, der Verein werde dort trainieren können. Dies berichtete Beate Profé für die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am Ende der Sitzung des Runden Tisches Gleisdreieck am vergangenen Freitag, den 29. 01. 2010 im Rathaus Kreuzberg.
Für die Sitzung war es durchaus positiv, dass die gute Nachricht erst am Schluss verkündet wurde. Denn vorher wurde leidenschaftlich gestritten, ob ein wettkampfgerechter Fussballplatz zwischen die beiden Hochbahnlinien der U2 und U1 auf den Potsdamer Güterbahnhof passt oder nicht. Der runde Tisch im September hatte hierzu einen Prüfungsauftrag an die Senatsverwaltung und Grün Berlin erteilt. Das Ergebnis dieser Prüfung lag nun vor.
Die formalen Fragen der Prüfung – kann der städtebauliche Rahmenvertrag angepasst werden und kann die ökologische Ausgleichsfläche an anderer Stelle auf dem Gelände geschaffen werden – waren von der Senatsverwaltung nicht vertiefend bearbeitet worden mit der Begründung, der Sport passe dort sowieso nicht. Nun wird sich der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg nochmal mit diesen Fragen beschäftigen.
Teil der Senatsantwort waren auch zwei Lagepläne. (Siehe Schreiben der Senatsverwaltung vom 1. 12. 09). Nach Meinung der Senatsverwaltung sollten die beiden Pläne belegen, dass keine sinnvolle Integration des Sportplatzes möglich ist. Rein physisch passt der Sportplatz natürlich doch zwischen die geplante Trasse der Regionalbahn Berlin-Potsdam und die Kleingärten. Der Abstand zwischen Bahntrasse und Gärten beträgt 90 bis 95 m. Bei einem 65 m breiten Fußballfeld bleiben zu beiden Seiten jeweils 12,5 bis 15 m Abstand. Das ist sehr knapp, aber es passt und könnte durch eine Verkleinerung des Sportplatzes noch entspannter gestaltet werden.
Was bedeutet dieser Sportplatz für den Park? Hierzu hatten die Teilnehmer des Runden Tisches sehr unterschiedliche Ansichten. Für die Senatsverwaltung bedeutet der Sport an dieser Stelle die „Aufgabe des Parks“. In dieser Haltung wurden sie bestärkt durch den Vertreter des Sportamtes Friedrichshain-Kreuzberg. Er sprach von einem Naturrasenplatz für die Regionalligamannschaft von Türkiyemspor, der nur 15 Stunden in der Woche genutzt werden könne und durch einen Zaun vor den Parknutzern abgesperrt werden müsse. Ein solcher Sportplatz kann natürlich nicht mehr Teil des Parks sein. Die Gegenposition wurde u. a. auch vom Landessportbund vertreten. Am Beispiel der Sportplätze in einem Park in Mariendorf wurde argumentiert, dass Sportfelder in einen Park integriert werden und allen Besuchern offen stehen können. Das wäre genau das, was die Jugendlichen in den an das Gleisdreieck angrenzenden Stadtteilen bräuchten, einen Sportplatz, der auch für informellen, also nicht vereinsgebundenen Sport zu Verfügung steht. Einen interessanten Vorschlag für einen informellen nutzbaren, aber gleichzeitig auch wettkampfgerechten Fußballplatz machte eine Mitarbeiterin der Senatsverwaltung. Sie berichtete von einem Fussballplatz am Spreebogen, der für die Abgeordneten des Bundestags gebaut wurde. Normalerweise sieht der Platz aus wie einfacher Rasen, kann aber innerhalb kurzer Zeit in ein wettkampfgerechtes Feld umgewandelt werden. Fraglich ist nur, ob bei der ewarteten starken Nutzung nicht doch Kunstrasen angemessen ist.
Letzter Streitpunkt waren die Finanzen. Die Senatsverwaltung hatte in ihrem Schreiben angemerkt, dass die Fläche, auf der sich die Gärten befinden, von der VIVICO durch einen Grundstückstausch mit einem Grundstückswert von ca. 1,3 Mio € erworben worden sei. Diese Summe würde nun ausschließlich den Gärten zugute kommen, die laut Senatsverwaltung ca. 3,5 ha der 4 ha großen getauschten Fläche belegen würden. Damit versuchte die Senatsverwaltung eine Neiddiskussion gegen die Gärtner der Eisenbahnlandwirtschaft anzuzetteln, die angeblich zu Unrecht vom Einsatz öffentlicher Mittel proftierten.
Defacto belegen die Gärten (einschließlich der öffentlichen Wege in der Kolonie) aber nur ca. die Hälfte der 4 ha. Außerdem wurde deutlich, dass es viele Teilflächen auf dem Gelände gibt, die durch unterschiedliche Verträge erworben wurden. Die Fläche im Schwechtenpark an der Möckernstraße, wo die Senatsverwaltung das Riesenrad hinstellen wollte und wo Grün Berlin nun in der Grünen Villa sitzt, wurde vom Land Berlin für 150 €/m² erworben. Die ökologischen Ausgleichsflächen kosteten rund 40 €/m². Der Wert der Fläche, auf der sich die Gärten befinden, wurde auf ca. 30 €/m² geschätzt. Anstelle einer Neiddiskussion sollte doch lieber überlegt werden, wie die unterschiedlichen Flächen zu einem vernünftigem Ganzen entwickelt werden können.
Bis zur nächsten Sitzung des Runden Tisches soll nun geklärt werden, ob und wieviel Geld bei diesem Grundstückstausch geflossen ist. Bei diesem Tausch wurde die Fläche im Yorckdreieck (Aral Tankstelle) gegen den Bereich auf dem Postdamer Güterbahnhof südlich der U2 getauscht, der übrigens 20mal größer ist als das Grundstück mit der Tankstelle.
Erst durch diesen Tausch wird es möglich, dass der Park einen Eingang von der Yorckstraße bekommt am westlichen Ende der Yorckbrücken. Außerdem wird damit auch der Anschluß an den Graben der Wanseebahn möglich. Ohne diesen Anschluß würde das große Wegekonzept der Schöneberger Schleife, in das der Bezirk Tempelhof-Schöneberg schon viel investiert hat, gar nicht funktionieren.
Weitere Infos zu Schöneberger Schleife gibt es auf der Seite des Stadtumbau West. Dort ist u. a. ein Lageplan zu finden, aus dem deutlich wird, wie wichtig der südliche Zipfel des Potsdamer Güterbahnhofs für das gesamte Konzept ist.
Infos zur Schönberger Schleife, Stadtumbau West
Die nächste Sitzung des Runden Tisches wird die letzte Sitzung sein. Dies kündigte Bürgermeister Franz Schulz an. Danach kommt das Thema zur Entscheidung in die Bezirksverordnetenversammlung. Welche Entscheidung am Schluß rauskommt, ist noch offen. Etwas positives hat die Arbeit des Runden Tisches jedoch jetzt schon bewirkt: dass Türkiyemspor auf dem Tempelhofer Feld zum Zuge kommt.
Materialien:
- Möglichkeiten der Lokalisierung eines Großspielfeldes zwischen den beiden Hochbahntrassen im Westteil des Parks, Schreiben der Senatsverwaltung 01-12-2009
- Protokoll Sitzung Runder Tisch 09. 09. 2009
- Link zum Beitrag von Matthias Bauer, AG Gleisdreieck beim runden Tisch am 9. 09. 2009