Die Baumaschinen sind schon vor Ort

Baubeginn für 220 Wohnungen an Eylauer- und Monumentenstraße?

Mitte vergangener Woche erschien in der Berliner Morgenpost ein Artikel über 220 neue Wohnungen, die westlich der Eylauer Straße, südlich der Monumentenbrücke auf dem ehemaligen Bahngelände geplant sind. Auf zahlreichen Internetseiten wurde über das Projekt „Am Lokdepot“ berichtet mit Lob über den ökologisch korrekten, die vorhandene “Industrieromantik” aufnehmenden Entwurf für die Wohnungen mit den Typen „S“, „M“ und „L“ für „junge Familien“, die zwischen 2600.- €/m² und 3600. – €/m² kosten sollen. Von Morgenpost bis Baunetz gab es kein Wort der Kritik an dem Projekt. Alle Berichte nehmen ausschließlich die Sicht des Investors, der UTB Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH ein.

Kein Wort verlieren die Berichte darüber,

  • dass das Bebauungsverfahren für diesen Bereich (7-1) noch gar nicht abgeschlossen ist und die Baugenehmigungen offensichtlich ohne Beteiligung der politischen Gremien des Bezirks Tempelhof-Schöneberg erteilt wurden,
  • dass Anwohner und Naturschutzverbände in ihren Stellungnahmen zum Bebauungsplan die neue Bebauung in der vorgeschlagenen Form ablehnen,
    • weil die neue Planung den Abriss der alten, wunderschönen Zufahrtsstraße zum Lokdepot vorsieht,
    • weil für die Planung ein großer Bestand an wertvollen alten Bäumen geopfert werden müsste,
    • weil die Planung einen erheblichen Eingriff in die über das Bahngelände verlaufende Nord-Süd-Grünverbindung darstellt,
    • weil durch die Anordnung der neuen Bauten die Interessen der jetztigen Anwohner völlig missachtet werden. Ihnen würde der Blick auf das Bahngelände vollständig verbaut.

Zu befürchten ist, dass – bevor sich der Stadtplanungsausschuss des Bezirks am 8. Februar 2012 erneut mit dem Thema beschäftigen wird – schnell Fakten geschaffen werden sollen. Große Baumaschinen sind schon vor Ort aufgefahren.

Die alte Zufahrtstraße zum Lokdepot des Deutschen Technikmuseums. Die Straße mit den alten Bäumen soll für das neue Projekt abgerissen werden.
Die alte Zufahrtstraße zum Lokdepot des Deutschen Technikmuseums. Die gepflasterte Straße mit den alten Bäumen zu beiden Seiten soll für das neue Projekt abgerissen werden.

Kritische Materialien

Die Lobhudelei im Netz

6 Kommentare zu “Baubeginn für 220 Wohnungen an Eylauer- und Monumentenstraße?

  1. Danke für die Zusammenfassung!

    Welche “junge Familie” soll sich solche Quadratmeterpreise leisten können?

    Laut BI Viktoriakiez hat der Investor auf Nachfrage angegeben, dass “die Mehrzahl [!] der Wohnungen […] im Bereich zwischen 2.600 und 3.600” Euro pro Quadratmeter liegt und: “Die oberen Wohnungen sind teurer.”

    Im Klartext: Es entstehen ausschließlich Luxus-Eigentumswohnungen, Anwohner und Umwelt werden ignoriert und das Mietniveau wird im gesamten Kiez weiter steigen. Und: Politik und (alte) Medien schauen nur zu oder unterstützen den Ausverkauf auch noch. Gut, dass da einige für Gegenwind sorgen!

  2. Der Baunetz-Redaktion hätte ein Anruf beim Stadtplanungsamt bestimmt geholfen: Sie hätten dort nämlich erfahren, daß für das Projekt mit 200 Wohnungen mitnichten eine Baugenehmigung erteilt wurde.

    Lediglich für die Eckhäuser an der Monumenten- und Dudenstraße gibt’s eine isolierte Baugenehmigung.
    Für das eigentliche Projekt parallel zur Eylauer Straße liegt nicht mal die Idee von einem abgestimmten Bebauungsplan vor!

    Und daß das supertolle Robertneunprojekt im Baukollegium ein Gastspiel hatte und Gegenstand heftiger Bürgerproteste ist, wäre dann vielleicht auch aufgefallen!

  3. Erst wurden alle monatelang vom Schöneberger Bezirksamt und Amtsleiter Kroll vertröstet, es werde rechtzeitig über den überarbeiteten Bebauungsplan informiert, dann werden still und heimlich Baugenehmigungen erteilt! Die große Frage ist, ob sich das die Bezirksabgeordneten im Rathaus Schöneberg und die grüne Baustadträtin Klotz bieten lassen. Wir sind gespannt auf die Reaktion unserer parlamentarischen Vertreter …

  4. Wir danken herzlich für den Beitrag!!
    Der Mottenpost Artikel ist mehr wie ein Werbeartikel formuliert weil er sich jeglicher Kritik verwehrt. Daher ist es wichtig, das es Blogs gibt die unabhängig beide Positonen und Informationen über dieses undemokratisch, durchgesetzte Bauprojekt aufzeigt.

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