In diesem Sommer 2020 hat sich ein Konflikt entwickelt, der die Gemüter rund um den Gleisdreieck-Park erhitzt. Vor allem an den Wochenenden finden dort nachts große und laute Partys statt, Parkeinrichtung wird beschädigt. Viele Anwohner:innen fühlen sich massiv gestört, eine Bürgerinitiative wurde gegründet. Teilweise ist die Forderung zu hören, den Park nachts abzuschließen.
Diese Probleme muss man ernst nehmen – ohne allerdings den Charakter des Parks in Frage zu stellen. Das Gleisdreieck ist eine öffentliche Grünanlage, angelegt zum Nutzen aller. Die Interessen von Sportler:innen, Erholungsuchenden, kleinen Kindern, Familien, Radfahrer:innen, Fußgänger:innen und Anwohner:innen müssen ebenso berücksichtigt werden, wie die Wünsche, draußen zu feiern. Schließlich sind wegen Corona alle Clubs geschlossen. Wo sollen die jungen Leute sonst hin?
Der Park muss offen bleiben. Ihn nachts zu schließen, ist auch kaum möglich. Ein Zaun ist teuer und müsste bewacht werden. Die Durchgangswege, die das Gleisdreieck von 13 Eingängen aus kreuzen, wären dann versperrt. So geht das nicht.
Wir sollten zu einem Kompromiss kommen – zum Beispiel: Freitagnacht feiern, Samstagnacht schlafen. Andere Möglichkeit: eine Zeitbegrenzung für Partys bis 23.00 Uhr. Denkbar wäre auch, eine Feierzone auszuweisen, etwa am südlichen Ende der Ladestraße im Ostpark. Diese Regeln müssten Ordnungsamt und Polizei aber auch durchsetzen.
Um solche und andere Verfahren zur Konfliktschlichtung vorzubereiten, sollten regelmäßig alle Beteiligten und Interessierten zusammenkommen – Bezirksämter, Grün Berlin, Polizei, Anwohner:innen, Gewerbetreibende. Auch die Clubkommission, die sich für sozialverträgliches Feiern unter freiem Himmel einsetzt, wäre ein nützlicher Gesprächspartner.
Einen neuen Runden Tisch, den die Bürgerinitiative fordert, braucht man dafür nicht – es gibt schon einen: den Nutzerbeirat des Parks, in dem auch gewählte Bürgervertreter:innen sitzen. Alle können kandidieren. Demnächst findet die Neuwahl statt. Um seiner Aufgabe gerecht zu werden, sollte der Beirat künftig öfter tagen als bisher.
Hannes Koch ist seit 2014 gewählter Bürger:innen-Vertreter im Beirat des Gleisdreieck-Parks