Abend für Abend versammeln sich junge Leute im Park. In Gruppen von 20, 30 und manchmal noch mehr. Wer sie auf den Wiesen sitzen sieht, wird wohl etwas neidisch sein, nicht mehr dieser Generation anzugehören. Sich treffen unter freiem Himmel, quatschen, hören Musik, tanzen. Eine neue und wunderbare Art den Park zu nutzen, die in meiner Jugend so nicht üblich war. Da wurde eher in Räumen gefeiert. Es gab Open-Air-Festivals, (nicht immer) umsonst aber draußen, aber eben auch nicht in der Stadt. Der Besuch war mit einer mehr oder weniger großen Reise verbunden.
Alles könnte gut sein, wenn es bei den kleinen Gruppen im Park bliebe, wenn nicht mitten in der Nacht die Boxen aufgedreht würden, nicht in Spielplätze uriniert würde, Parkmobiliar zerstört würde. Täglich rufen die Anwohner die Polizei zur Hilfe. Die kommt, um die Feiernden aufzufordern, leise zu sein. Gelegentlich eskaliert dann die Situation. Ein Wort ergibt das andere, es fliegen Flaschen. Die Polizei setzt Pfefferspray ein. Und Grün Berlin lässt am nächsten Tag aufräumen und die Schäden reparieren. Ca. 20.000,- € soll das Wochenende mit dem Brand an der Ladestraße gekostet haben.
Die entscheidende Frage ist, wie lässt sich die Situation befrieden? Ist es möglich, die Offenheit des Parks zu erhalten, das friedliche Feiern zu zulassen und gleichzeitig die nächtlichen Exzesse zu verhindern?
Die unter dem nächtlichen Lärm leidenden Anwohner haben sich zusammengetan. Zwei Stunden dauerte das erste Treffen, auf dem die Lage erörtert wurde. Ein ausführlicher Bericht über das Treffen ist auf der Seite Mittendran zu finden.
Erstes Bürger*innentreffen fordert Freizeitoase statt Partymeile
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Kurzfristig, mittelfristig, langfristig muss sich etwas ändern, hieß es auf dem Treffen, sonst geht der Park kaputt. Kurzfristig werden Unterschriften gesammelt gegen den „Ballermann auf dem Gleisdreieck“. Und kurzfristig hilft nur, die Polizei anzurufen, wenn es wieder zu laut wird.
Oder hier online unterschreiben!
Mittelfristig und langfristig jedoch müssen Strategien entwickelt werden, mit denen der Schutz der Anwohner, insbesondere der Nachtruhe und die Offenheit des Parks in Einklang gebracht werden. Ideen sind gefragt.
Was macht die Politik?
Innensenator Geisel fordert harte Strafen für illegale Partys. https://www.berlin.de/aktuelles/berlin/kriminalitaet/6212171-4362932-illegale-partys-in-parks-geisel-fordert-.html
Wirtschaftssenatorin Ramona Pop hat die Bezirke aufgefordert, Orte zu benennen, an denen die zur Zeit geschlossenen Clubs Partys unter freiem Himmel veranstalten können. Die Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg hat dies zurückgewiesen mit dem Hinweis, es gäbe im Bezirk keine geeigneten Orte. Ähnlich haben die meisten Bezirke reagiert – zumindest für den Bereich der Innenstadt. In den Außenbezirken sieht es etwas anders aus. Da sind wohl leichter Orte zu finden, an denen Partys auch mal richtig laut sein dürfen. Das kann helfen. Der Druck auf die Parks würde sich etwas verringern.
Aber die selbstorganisierten Partys, die informellen Treffen unter freiem Himmel finden natürlich nicht JWD, sondern in urbanen Räumen statt: Mauerpark, Gleisdreieck und Hasenheide. Die neue Art der Parknutzung wird nicht wieder verschwinden und wir sollten sie nicht verteufeln, sondern Wege suchen, wie das anwohnerverträglich und parkverträglich weitergehen kann. Leichter gesagt als getan. Ideen sind gefragt, eine öffentliche Debatte ist notwendig, um Lösungen zu finden und das Gebot der Rücksichtnahme allen bewusst zu machen.
Gar nicht hilft, was auf dem Gelände des B-Part am U-Bahnhof Gleisdreieck am letzten Wochenende stattgefunden hat: eine organisierte Party mit laut aufgedrehten Boxen, hunderte von Besuchern dichtgedrängt. Einfach ein ganz schlechtes Beispiel angesichts der aktuellen Situation im Park. Die B-Part-Macher sollten sich ein Beispiel nehmen an den Punks aus der Bülow 54. Die feiern einmal im Jahr heftig und draußen, mit behördlicher Genehmigung einschließlich Dezibel- und Zeitlimit. Die Nachbarn wissen, dass es nur einmal im Jahr so höllisch laut wird und dass sie nachts um Eins erlöst werden. So ist es auszuhalten. Die Anwohner am Park jedoch werden Nacht für Nacht auf die Folter gespannt. Die Macher vom B-Part sollten sich klarmachen, dass in diesen Wochen elektrisch verstärkte Musik im Park genau das falsche Signal ist.