Das Gleisdreieck kommt nicht zur Ruhe. Wochenende für Wochenende wiederholt sich das Schauspiel. Junge Leute treffen sich zum Feiern, verabredet über soziale Netzwerke. Die Polizei wird gerufen wegen unerträglicher Lautstärke. Im Alkohol-Nebel eskaliert die Lage, Steine und Flaschen fliegen, die Polizei wehrt sich, setzt Reizgas ein, es kommt zu Platzverweisen und Festnahmen. Am Morgen danach ein Teppich von Scherben, hunderten von Trinkbechern, Pizzakartons und Schlimmeren. Die Mitarbeiter der Firmen, von Grün Berlin mit den Aufräumarbeiten beauftragt, sind den Tränen nahe, ebenso morgendliche Spaziergänger und Jogger. Wer später aufsteht, findet dagegen einen aufgeräumten und friedlichen Park vor – Picknick auf der Wiese, spielende Kinder, Sport treibende.
Wie kommt es zu den nächtlichen Exzessen? Es sieht so aus, als hätten die monatelangen Einschränkungen wegen Corona einen Hunger auf Partys produziert. Nun, bei angenehmen Temperaturen kann man sich nachts draußen treffen, etwas erleben. Je lauter, um so besser. Je mehr Scherben, je mehr Beschwerden, um so intensiver.
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Aufnahmen von Dieter Wettig am Morgen des 13.06.20
Klar, dass der Park dies nicht auf die Dauer aushält. Das Miteinander von ökologisch wertvollen Flächen und öffentlich genutzten Räumen wird gestört. Die Nachtigallen verschwinden, wertvolle Pflanzen werden niedergetrampelt. Und die, die morgens zum Saubermachen kommen, wünschen sich pflegeleichtere Oberflächen.
Die, die in den neuen Häusern nahe dran wohnen, sind um ihre Nachtruhe gebracht und diskutieren in lokalen Netzwerken um Lösungen. Immer wieder wird der Vorschlag gemacht, den Park nachts zu schließen – wie das Tempelhofer Feld oder wie Parks in Paris und New York.
Möglicherweise gibt es keine andere Lösung als das Absperren – zumindest vorübergehend. Denn welche Alternativen können wir den Partymachern anbieten? Und der Wunsch, gesittet zu Feiern und Corona-Abstandsgebote einzuhalten, der verhallt ungehört. Denn zum Feiern gehört es auch, über die Stränge zu schlagen, Alltagsregeln mal zu vergessen.
Seit Anfang der 1990er Jahr haben sich Anwohner für den Park eingesetzt – gegen Politiker, die am liebsten alles zugebaut hätten, wie Senatsbaudirektor Stimmann, der rhetorisch fragte: „Wozu ein Park, wie haben doch jetzt das Umland und Mallorca“. Dass der Park tatsächlich gebraucht wird, haben die Jahre seit der Eröffnung des Ostparks 2011 eindrucksvoll gezeigt. Der große Zuspruch und die tägliche Nutzung hat alle an der Parkentstehung Beteiligten überrascht und gefreut. Mit einem selbstorganisierten Ballermann ist der Park jedoch überfordert.
Ich bitte alle Beteiligten im Nutzerbeirat, bei Grün Berlin und in den Verwaltungen über schnelle Maßnahmen nachzudenken. Ich bin ich für die nächtliche Schließung des Parks – vorübergehend, an den kommenden Wochenenden – bis die Ballermann-Karawane weitergezogen ist.
Aktuelle Links
- Polizeibericht 13.06.20
- BZ, 13.06.20
- Tagesspiegel 13.06.20
- RBB-Panorama 13.06.20
- Berliner Zeitung, 13.06.20
- Süddeutsche Zeitung, 06.06.20
Fieberkurven
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Zum ersten Mal seit Wochen ist die Zahl der aktuell Infizierten wieder gestiegen.