Am vergangenem Wochenende wurde der 13. Geburtstag des Rosenduftgartens gefeiert mit Musik, Tanz, einem reichhaltigen Buffet, Rosenwasser und vielen Gästen. Begzada Alataovic vom Verein Südost Europa Kultur e.V. zeigte den Gästen den Garten und ließ dabei die Geschichte Revue passieren, die ich hier mit ein paar eigenen Erinnerungen ergänzen möchte.
Es fing an 2006, also 5 Jahre vor der Eröffnung des Ostparks. Der Verein Süd Ost Europa war auf der Suche nach eine Fläche für einen Therapiegarten. Statt alleine zuhause zu sitzen sollten die aus dem ehemaligen Jugoslawien Geflüchteten hier gemeinsam gärtnern und dabei ihre Erfahrungen von Flucht und Vertreibung verarbeiten können.
Franz Schulz, der damalige Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, empfahl dem Verein Süd-Ost Europa, sich die Fläche auf dem ehemaligen Anhalter Güterbahnhof anzusehen. Dort waren seit einem Jahr etwa 6000 m² entlang der Möckernstraße für die Öffentlichkeit freigegeben. Mehrere Initiativen hatten die Möglichkeit genutzt, auf der Brache kleine Experimente zu beginnen. Es gab den Spielplatz „ Bewegungsbaustelle“, der von der Kita der Kirchengemeinde aus der Wartenburgstraße initiiert wurde, es gab die Galerie der Wildkräuter von Alex Toland, es gab eine Bildhauerwerkstatt unter freiem Himmel und es gab zwei kleine Beete mit historischen Getreidesorten, die vom Ökowerk gemeinsam mit der Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck angelegt worden waren. Einkorn und Emmer wuchsen im ersten Jahr erstaunlich gut auf dem kargen Boden, der sich auf dem Eisenbahnschotter gebildet hatte.
Im Jahr drauf kamen Kartoffeln dazu, die jedoch mehr Pflege benötigten. Als die Frauen von Süd-Ost das erste Mal auf das Gelände kamen, erkannten sie sofort, an was es den Kartoffeln mangelte. Sie legten Hand an, in dem sie rund um die einzelnen Kartoffelpflanzen die Erde anhäuften. Wir Gleisdreieckaktivisten waren diesbezüglich völlig ahnungslos, wir waren eher Naturbeobachter, die sich daran erfreuten, wie das Grün Eisenbahnschotter, Beton und Stahl überwucherte. Die Frauen vom Verein Süd-Ost dagegen waren erfahrene Gärtnerinnen, sie waren Naturgestalterinnen, die wussten, dass nur mit täglicher Pflege ein Garten gedeiht.
Sie übernahmen also unser Kartoffelbeet und legten Hochbeete mit allerlei Gemüse auf dem benachbarten Kopfsteinpflaster an. Durch tägliche Arbeit entstand ein wunderbarer Garten, bei schönen Wetter fanden hier auch Deutschkurse statt. Durch die tägliche Präsenz entstand ein soziales Leben, an dem sich bald auch Leute aus der Nachbarschaft beteiligten.
Das Wasser musste von der Pumpe aus der Wartenburgstraße geholt werden. Dazu diente unter anderem ein ausgedienter Ketchup-Eimer vom Döner-Imbiss am Mehringplatz wie sich Begzada erinnnert.
Als 2007 dann die Realisierung des Parks begann, stand der Garten in voller Blüte. Zum Glück. Denn so wurde auch den Beteiligten bei Senat und Grün Berlin klar, dass der Garten bleiben muss – allerdings nicht an dem Ort an der Möckernstraße in der Nähe des Aufgangs Wartenburgstraße. „Hier können wir Sie nicht schützen“, sagte der damalige Geschäftsführer der Grün Berlin, Hendrik Gottfriedsen.
So wurde der Garten an die Stelle verlegt, an der er sich heute befindet. Am Anfang dachte ich, das muss ein Irrtum sein. Denn die Fläche war fast ein Wald. Für die Anlage des Gartens wurden dann zahlreiche Bäume gefällt. Und der Boden wurde ausgetauscht, was natürlich nützlich war für den Garten. Seitdem wächst und gedeiht der Garten hier benachbart zur Yorckstraße und zur Baustelle, inzwischen Neubaugebiet „Möckernkiez“.
70 Gärtnerinnen, große und kleine, 12 Sprachen, 30 Bohnensorten, ein Bauwagen, ein Lehmbackofen und mehrere Bienenvölker. Begzada berichtet uns von den vielen Aktionen, die hier im Lauf der Jahre stattgefunden haben, zeigt uns die Basteleien der Kinder, die verschiedenen Beete, die so verschieden sind wie die Gärtnerinnen.
Jeder Tropfen Wasser muss allerdings immer noch herbeigetragen werden – auch im 13. Jahr! Allerdings nicht mehr ganz so weit wie damals aus der Wartenburgstraße. Inzwischen gibt es schon ein paar Wasserhähne im Park. Aber dass bei einer Bausumme von ca. 13 Mio. € in dreizehn Jahren nichts übrig war für ein paar Meter Wasserleitung bis in den Garten, zeigt, welche Wertschätzung das Projekt bei der Grün Berlin GmbH und der zuständigen Senatsverwaltung genießt.
Link zum Rosenduftgarten, Verein Süd Ost Europa e.V.
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