Am kommenden Mittwoch, den 16.1.13 wird es in der BVV Tempelhof-Schöneberg eine Premiere geben. Noch nie wurde dort ein Antrag auf eine Einwohnerversammlung nach §42 Bezirksverwaltungsgesetz gestellt. Mit diesem Antrag wird nun der Bezirk aufgefordert, eine Einwohnerversammlung mit dem Thema Bebauungsplan Hellweg/Yorckdreieck durchzuführen. Wenn ein Drittel der Bezirksverordneten dafür stimmt, muss das Bezirksamt die Einwohnerversammlung durchführen.
In dem Antrag heißt es:
Vom Bauvorhaben im Yorckdreieck sind die Einwohner des Quartiersmanagementgebietes Schöneberger Norden besonders betroffen. Zur Einwohnerversammlung soll im Bereich dieses QM-Gebietes eingeladen werden. Auf der Veranstaltung sollen Bürger aus diesem Gebiet ihre Kritiken und Vorschläge zum Bebauungsplan vortragen können, Vorhabensträger und Verwaltung sollen dazu Stellung nehmen.
Den vollständigen Antrag gibt’s hier als PDF-Dokument:  Antrag Einwohnerversammlung Bebauungsplan Hellweg/Yorckdreieck
Warum dieser Antrag?
An der öffentlichen Auslegung des Bebauungsplans  im Oktober/November 2012 haben sich zahlreiche Anwohner beteiligt, in dem sie eigene Stellungnahmen formuliert haben oder z. B. die Stellungnahme des Quartiersrates Schöneberger Norden mit unterzeichnet haben. Zentrale Forderung in den Stellungnahmen war, dass der Baumarkt mit seiner Fassade etwas von der Straße abgerückt werden soll und dass das Projekt nicht auf einem erhöhten Sockel, sondern möglichst auf Straßenniveau gebaut werden soll.
Wer nun die Abwägung durch die Stadtplanungsämter liest, wird sehen, dass alle Anregungen und Vorschläge abgelehnt wurden, Offensichtlich hat die Auslegung und die Beteiligung der Öffentlichkeit zu einem Zeitpunkt stattgefunden, an dem die Stadtplanungsämter und der Investor nicht mehr bereit waren, Änderungen an der Planung überhaupt in Erwägung zu ziehen. Deswegen verteidigen die Stadtplanungsämter in ihrer „Abwägung” den Bebauungsplan trotz zahlreicher Fehler in den Gutachten mit Händen und Füßen, zum großen Teil mit absurden Argumenten. Die Abwägung der Stadtplanungsämter als PDF-Dokument, Achtung 28 MB!
In der vergangenen Woche bekam ich einen Anruf aus der Vorstandsetage von Hellweg. Warum wir den Vorschlag, die Straßenfassade zurückzunehmen, nicht schon früher gemacht hätten, dann hätte man darüber sprechen können. Nun aber sei es zu spät, eine Umplanung würde ein bis eineinhalb Jahre dauern. Wenn es nun zu einer Verzögerung käme, müsste Hellweg 60 Leute entlassen, die schon für die Eröffnung des Baumarktes am 1. Juni 2013 eingestellt worden seien.
Ich antwortete, natürlich wäre es gut gewesen, die Idee, die Fassade von der Straße abzurücken, schon früher gehabt zu haben. Aber die Idee entstand eben erst in der Auseinandersetzung mit den im Oktober ausgelegten Unterlagen, in denen die dramatischen Werte für Lärm und Luftschadstoffe deutlich wurden. Und dass das Projekt auf einen ca. 2 m hohen Sockel über Straßenniveau gebaut werden soll, wurde ja auch erst durch die Auslegung deutlich. Auf den beiden Infoveranstaltungen von Hellweg im Rathaus Kreuzberg am 7. 10. 2010 und am 25. 03. 12 war davon nicht die Rede gewesen.
- https://gleisdreieck-blog.de/2010/10/12/hellweg-praesentierte-sich-im-rathaus-kreuzberg/
- https://gleisdreieck-blog.de/2012/03/25/zweite-praesentation-des-hellweg-baumarktes-im-rathaus-kreuzberg/
Und welchen Sinn macht eigentlich eine Auslegung und Beteiligung der Öffentlichkeit, wenn keine – auch noch so kleine Änderung – der Planung mehr möglich sein soll?
Im Artikel §3 Baugesetzbuch heißt es, die Öffentlichkeit sei
„ . . .möglichst frühzeitig zu informieren . . . “
und
„ . . . ihr ist Gelegenheit zur Äußerung und Erörterung zu geben . . .”
Genau das ist hier bisher nicht passiert. Deswegen nun der Antrag auf eine Einwohnerversammlung.
Es ist noch völlig unklar, ob und an welcher Stelle in der Tagesordnung der BVV Tempelhof-Schöneberg unser Antrag verhandelt werden wird. Nach telefonischer Aussage des BVV-Büros am Freitag, den 11. 01. 2013 ist der Antrag fristgerecht eingegangenen, aber er müsse noch formal geprüft werden, da wir eben die ersten seien, die überhaupt so einen Antrag gestellt haben. Und wenn es dann tatsächlich zur Abstimmung über den Antrag in der BVV kommt, ist der Ausgang natürlich völlig offen.
Ich würde mich freuen, wenn viele als Zuschauer am Mittwoch den 16. 01. 2013 um 17 Uhr zur BVV ins Rathaus Schöneberg kommen und so den Bezirksverordneten zeigen würden, dass unser Antrag ihnen ein ein wichtiges Anliegen ist.
Frühere Artikel zum Yorckdreieck: https://gleisdreieck-blog.de/category/yorckdreieck/