Am kommenden Mittwoch, den 13. 04. 2011 lädt Lars Oberg, Schöneberger Abgeordneter der SPD im Berliner Abgeordnetenhaus ein zu einem „Kiezspaziergang rund um das Gleis3eck“. Treffpunkt ist um 16 Uhr an der Ecke Bautzener Straße/Yorckstraße. Mit dabei sein werden die Senatorin für Stadtentwicklung, Frau Junge-Reyer und Ellen Haußdörfer, Sprecherin für Stadtentwicklung der SPD-Fraktion.
Das riecht nach Wahlkampf!
In der Einladung schreibt Lars Oberg:
” . . . Es gibt aber ein großes Problem: Wir Schönebergerinnen und Schöneberger werden lange Umwege in Kauf nehmen müssen, wenn wir in den Park wollen. Ein direkter Zugang zum Park von Schöneberg aus ist zurzeit nicht gesichert! Für die Planung des Parks ist der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zuständig, dem die Interessen der Schöneberger Bevölkerung wenig am Herzen liegen . . .”
Quelle: http://www.spd-in-schoeneberg.de/
Die Botschaft ist so simpel wie falsch: der Gleisdreieck-Park liegt im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, da herrschen die bösen Grünen und Linken, die den Schönebergern den Zutritt verwehren, wenn da nicht die SPD als Beschützer der Schöneberger Bürger eingreifen würde. Und bei Flickr plaziert Lars Oberg ein Foto des aktuellen Hellweg-Grundstücks im Yorckdreieck und schreibt als Bildunterschrift darunter:
„Hier könnte es einen Zugang zum Park auf dem Gleisdreieck geben.“
Gibt es keinen Zugang? Doch. Über das Hellweg-Grundstück wird es einen Zugang geben. Das hat die Geschäftsführung von Hellweg auf der öffentlichen Veranstaltung im Herbst 2010 zugesagt. Und die aktuellen Pläne von Hellweg zeigen diesen Zugang.
Man sieht rechts auf dem Plan einen Weg die Yorckstraße überquerend über die Brücke Nr. 5 von Süden kommend. Dann geht’s weiter über das Dach des Discounters auf die östliche Böschung und von da weiter nach Norden in den Gleisdreieck-Park. Und es gibt einen zweiten Zugang ebenerdig über das Grundstück von Hellweg selbst. Zugegeben: dieser zweite Zugang könnte etwas großzügiger gestaltet sein. Wer zu Fuß über den Parkplatz von Hellweg geht, wird nicht sofort den in der Böschung hoch führenden Weg entdecken. Dieser Zugang sollte offensichtlicher gestaltet werden. Ein kleiner, versteckter Trampelpfad ist hier nicht angemessen. Der Zugang sollte als sorgfältig gestaltete Rampenanlage am östlichen Rand des Parkplatzes die Parkbesucher einladen.
Aber es gibt weitere Probleme für die Zugänge von der Schöneberger Seite:
Die Brachfläche an der Bautzener Straße
Hätte der Bezirk Tempelhof-Schöneberg hier sein Vorkaufsrecht wahrgenommen und die Fläche aus Mitteln des Stadtumbaus West erworben, wäre die südliche Fortsetzung des über die Brücke Nr. 5 kommenden Weg wohl gesichert. Leider wurde die Fläche von der Vivico an einen Investor verkauft. Bisher gibt es hier noch keinen solch konkreten Plan, der den öffentlichen Weg berücksichtigt und absichert wie auf der Nordseite der Yorckstraße bei Hellweg.
Der Zugang westlich der Yorckbrücken
Die Gleisdreieck-Parkplanung sieht vor, dass hier ein Weg entlang der Kleingärten bis zu den Yorckbrücken führt, der dann über die westlichste der Yorckbrücken weiter nach Süden führt und so einen Teil der Schöneberger Schleife bildet. In den nächsten Monaten soll der Weg in der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe Gleisdreieck (mit beteiligt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Grün Berlin, Landschaftsarchitekten vom Atelier Loidl, gewählte Anwohnervertreter, die Bezirke F’Hain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg) gestaltet werden. Was jedoch noch fehlt, ist ein Zugang von der 4 m tiefer liegenden Yorckstraße, die hier im Bezirk Tempelhof-Schöneberg liegt. Für diesen Zugang liegt noch keine Planung vor. Mal sehen, ob diese Versäumnisse des Bezirks Tempelhof-Schöneberg beim Rundgang mit Frau Junge-Reyer thematisiert werden.
Konstruktive Politik?
Der Investor Hellweg wird sich wundern, wie sein Vorhaben in der Berliner Lokalpolitik instrumentalisiert wird – jetzt von den SPD-Wahlkämpfern, vor ein paar Wochen waren es Baumschützer mit ihren Verschwörungstheorien: Hellweg habe ohne Absprache über das notwendige Maß hinaus Bäume gefällt. Später stellt sich heraus, dass ein Antrag auf Baumfällungen zwar schon im Januar gestellt war, die Genehmigung wurde aber erst im März, ein paar Tage nach den Baumfällungen, erteilt. Eventuell endet das nun mit einem Bußgeld für die ausführende Firma. Aber grundsätzlich ändert dies nichts an der Sache. Mit Abschluss des städtebaulichen Vertrages 2004 wurden die Grenzen der Bauflächen festgelegt. Und wenn nun innerhalb dieser Grenzen gebaut wird, dann sind Baumfällungen (die immer sehr wehtun!) nur schwer zu verhindern. Dass gleiche Problem wird im Herbst beim Möckernkiez anstehen. Wenn hier gebaut werden wird, dann wird es noch mehr Bäume treffen als jetzt im Yorckdreieck.
Mit Verschwörungstheorien und Wahlkampfgetöse sind Probleme meist nicht zu lösen. Lösungen sind nur im Dialog mit den Beteiligten zu finden. Hellweg wäre gut beraten gewesen, nach der Veranstaltung im Herbst eine weitere öffentliche Veranstaltung durchzuführen – vor dem Fällen der Bäume.