Vor ca. 25 Jahren verschwanden die Brauereien aus der Innenstadt wie Schultheiß aus Kreuzberg. Mit den Brauereien verschwand auch ein ganz bestimmter Geruch, den man im Viktoriapark oft in der Nase hatte. Nun ist das Brauereigewerbe zurück, herzlich willkommen BRLO am Gleisdreieck, ich bin gespannt wie sich das in der Nachbarschaft zum Gleisdreieckpark entwickeln wird.
In der Pressemitteilung des Grundstückeigentümers Copro zur neuen Brauerei BRLO ist von einer Zwischennutzung bis 2018 die Rede. Aus dem Bezirksamt ist zu hören, dass die Zwischennutzung für vier Jahre genehmigt sei.
Wie dem auch sei. Wie viel Zeit bis zum Baubeginn der „Urbanen Mitte Gleisdreieck“ noch vergehen wird, kann heute keiner verlässlich sagen. Zur Zeit läuft die Auswertung der Stellungnahmen aus der frühzeitigen Bürgerbeteiligung und aus der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange. Wird spannend sein zu sehen, was da rauskommt.
Untenstehende Zeichnung aus den Bebauungsplanunterlagen zeigt das unglaubliche Volumen des Vorhabens.
Die Zahlen zeigen die Höhen der Gebäude an, aus der Fußgängerperspektive wird sich das natürlich anders anfühlen. Der Wasserturm auf dem Anhalter Güterbahnhof – heute im Bereich des Technikmuseums – ist natürlich etwas kleiner, als die Architekten ihn hier eingezeichnet haben, ebenso das Poststellwerk an der Skateranlage.
Und in der Originalzeichnung der Architekten Ortner und Ortner fehlt etwas entscheidendes, nämlich die neue S-Bahnlinie S21, deren geplanter Verlauf hier mit Linien dargestellt wird.
Die neue S-Bahnlinie soll über das Parkhaus Debis laufen, dessen oberste Geschossdecke dafür abgebaut werden wird. Südlich des Parkhauses läuft die S21 ungefähr dort, wo sich bis 2014 das historische Ringbahnviadukt befand. Unter der Hochbahnbrücke der U1 wird dann ein neuer Bahnhof entstehen mit Umsteigemöglichkeit zur U1. Auf dem Fachdialog zur Urbanen Mitte Gleisdreieck am 23. Januar 2015 wurde eine Testplanung von Prof. Oestreich präsentiert, die den neuen Bahnhof zeigt. Das Bild macht sehr deutlich, wie sich das Gleisdreieck entwickeln soll als Verkehrsknotenpunkt.
Warum die Architekten Ortner und Ortner in der offiziellen Zeichnung für die Auslegung des Bebauungsplans VI 140 ca die S21 weggelassen haben, ist unklar. Würde die S21 mit dargestellt, ergäbe sich ein anderes Bild, die Lücken zwischen den Hochhäuser im Bereich des Sockels würden geschlossen.
Kommt die S21 tatsächlich? Laut Senatsverwaltung ab dem Jahr 2025. Aber bei solchen Bahnprojekten kann es natürlich Verzögerungen geben. Für das Projekt am Gleisdreieck bedeutet dies, dass im Prinzip der Bahnhof für die S21 schon vor allem anderen gebaut werden müsste. Wenn die Häuser mal stehen, wird es sehr schwer diesen neuen Bahnhof zu bauen. Also müsste zumindest der Rohbau des neuen Bahnhofs vorab erstellt werden. Für den Rohbau des Bahnhofs könnte dann ein Zwischennutzung gesucht werden, z. B. eine Brauerei + Biergarten auf dem Bahnsteig.
- Link zu früheren Artikeln zum Thema Urbane Mitte am Gleisdreieck
- Link zu den Bebauungsplanunterlagen VI-140ca Urbane Mitte
Zitat: “…das unglaubliche Volumen des Vorhabens.” Unglaublich ist lediglich die Einfallslosigkeit der Leute, die aus ganz Deutschland (bzw. aus der ganzen Welt) nach Berlin kommen in der irrigen Annahme, hier (und nur hier) warte die Seligkeit. Daraus entsteht der Riesenbedarf an Häusern jeglicher Art.
Die Illustrationen der Bebauung sind sehr informativ, vielen Dank für die Veröffentlichung hier. Ich kann mir das jetzt viel besser vorstellen als durch die “fotorealistischen” Computerbilder der Architekten, die bisher durch die Presse gingen und auch in diesem Blog gezeigt wurden.