Zwei Schildbürgerstreiche auf einen Streich

Pressemitteilung der Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck e.V. zur Eröffnung des Flaschenhalsparks

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen wir die heutige Eröffnung des Parks am Flaschenhals. Mit der Eröffnung des Flaschenhalsparkes kommen wir der Vision Grüntangente wieder ein Stück näher. Der Gleisdreieckpark endet nun nicht mehr an den Yorckbrücken, sondern folgt den alten Bahngleisen über den Graben der Yorckstraße hinweg. Darüber freuen wir uns.

Im Flaschenhals finden wir heute noch die berühmte „Eisenbahnwildnis“, die „Natur der vierten Art“ (Prof. Kowarik), aus deren Entdeckung durch illegale Spaziergänger vor vierzig Jahren sich schließlich die Vision „Grüntangente statt Westtangente“ entwickelt hat. Und wir möchten daran erinnern, dass es Bürger (von der damals Verwaltung gelegentlich als Spinner bezeichnet) waren, die diese Vision ersponnen haben im Kampf gegen die Planungen für die Stadtautobahn Westtangente – auch wenn anlässlich der Eröffnung heute ausschließlich Politiker das Sagen haben.

Gleichzeitig sehen wir den Flaschenhalspark auch mit einem weinenden Auge. Denn anders als im Gleisdreieck-Park wurden die Planungen für den Flaschenhals-park ohne begleitende Bürgerbeteiligung durchgeführt. Die anderen Projektbeteiligten waren praktisch die gleichen wie beim Gleisdreieck-Park, nämlich die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die Grün Berlin GmbH, das Atelier Loidl und der Bezirk Tempelhof-Schöneberg (beim Gleisdreieck war es der Bezirk F’hain-Xberg). Bei den Planungen für den Flaschenhalspark fehlte jedoch die Beteiligung der Anwohner und Bürgerinitiativen, auf die die Senatsverwaltung beim Gleisdreieck oft so stolz hingewiesen hat.

Was hätte man im Flaschenhalspark anders machen können, anders machen sollen?

Auch wenn ein guter Teil der Eisenbahnwildnis erhalten blieb, an einer entscheidenden Stelle beklagen wir einen schlimmen Verlust an historischen Spuren.

Ursprünglich führte von der Monumentenstraße eine von großen Bäumen gesäumte, gepflasterte Allee zum Lokdepot des Technikmuseum hinunter. Die Allee mit dem „Märchenwald“ – wie Anwohner ihn nannten – ist verschwunden. Stattdessen gibt’s nun die neue Betonrampe und den noch unvollständigen roten Riegel mit Eigentumswohnungen für Menschen, die sich 5000.- € /m² leisten können. Im Kleinen ist hier genau das passiert, was am Tempelhofer Feld im Großen be-fürchtet wird. Die Wohlhabenden werden in der ersten Reihe zum Freiraum wohnen, während die Interessen der vorhandenen Bewohner missachtet werden. Eine Koalition aus CDU/SPD/Grünen verweigerte die Suche nach einem Kompromiss.

 Schildbürgerstreich Nr. 1

Der vom Gleisdreieck-Park kommende Fahrradweg ist Teil der überregionalen Fahrradverbindung Kopenhagen – Leipzig. Es gab deswegen eine extra EU-Förderung für den Fahrradweg. An der Monumenten-brücke muss dieser Fahrradweg nun von der Ost- auf die Westseite der Bahn wechseln. Die Folge ist eine schildbürgerartige Wegeführung mit zahlreichen Wendungen auf kurzer Strecke, dann 6 m hoch auf die Brücke, dann die Brücke überqueren und drüben wieder 6 m hinunter. Die Bürgerinitiativen haben immer gefordert, den überregionalen Fahrradweg auf der Westseite der Bahn zu führen. Da hätte der Fahrradweg einen ganz einfachen Verlauf nehmen können, ohne Höhen-stufen. Vergeblich. Obwohl auch auf der Westseite ein Weg entstehen soll und der Zugang zum Gleisdreieckpark über die schon sanierte Yorckbrücke Nr. 5 und das Grundstück des Baumarktes Hellweg möglich ist.

 Schildbürgerstreich Nr. 2

Der Übergang über die Yorckstraße. Seit Jahren ist klar, dass der Gleisdreieckpark hier über die Brücken fortgesetzt werden soll. Die Senatsverwaltung hat aber die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn um die Brücken nicht rechtzeitig geführt. Erst vor kurzem wurde ein Vertrag dazu abgeschlossen. Und als klar war, dass sie mit den Brücken zu spät dran sind, haben sie sich nicht um einen Zebrastreifen und Ampel gekümmert. Nun werden die Leute die Yorckstraße überqueren, auch wenn es lebensgefährlich ist.

 Wir fordern:

Kurzfristig muss der Übergang über die Yorckstraße mit einer Fußgängerampel gesichert werden. Die Ampel bleibt so lange, bis der Übergang über die Brücke Nr. 10 funktioniert. Das ist die erste Brücke östlich der aktuellen Fernbahn. Die Brücke Nr. 10 ist im Vergleich zu den meisten anderen Yorckbrücken sehr solide und im guten Zustand. Sie stammt aus den 1930er Jahren, ist als also rund 50 Jahre jünger als die meisten anderen Brücken. Bis 1994 sind noch die Züge zum Postbahnhof über diese Brücke gerollt. Die Brücke könnte relativ schnell mit einfachen Mitteln instandgesetzt und benutzbar gemacht werden. Eine aufwendige Sanierung mit Abbau und Wiederaufbau der gesamten Brücken-konstruktion (für 450.000.- €) wie letztes Jahr bei der Brücke Nr. 5 ist hier nicht notwendig.

Kontakt:

Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck e.V. , 21. 03. 2014
Matthias Bauer, Bülowstraße 52, 10783 Berlin, Tel. 030 215 11 35, http://gleisdreieck-blog.de
Norbert Rheinlaender, Tel. 030 6 15 75 23

Skizze-Fahrradweg-210314

Pressemitteilung Aktionsgmeinschaft Gleisdreieck e.V. 21-03-14, PDF-Dokument

7 Kommentare zu “Pressemitteilung der Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck e.V. zur Eröffnung des Flaschenhalsparks

  1. Wenn der Flaschenhalspark denn schon offiziell eröffnet wurde, warum stehen denn als Abgrenzung zur Museumsbahn noch diese hässlichen Bauzäune rum? Und warum funktioniert die Beleuchtung noch immer nicht?

  2. Das mit der Brücke der Museumsbahn ist eine sehr gute Idee. Die Brücke wurde 1994 für die Baulogistik des Potsdamer Platz gebaut und könnte ohne großen Aufwand sofort geöffnet werden. Und sie passt gut ins Wegenetz zwischen Gleisdreieck und Flaschenhals.

    Die Anwohnerverteter haben auf der letzten Sitzung der Projektbegleitende Arbeitsgruppe Gleisdreieck am 28. März 2014 genau das vorgeschlagen, diese Brücke sofort zu öffnen. Die Senatsverwaltung hatte diese Brücke bisher gar nicht auf dem Schirm, die Vertreter der Grün Berlin GmbH haben geantwortet, dass die bürokratischen Probleme mit der Brücke quasi unlösbar seien. Die Brücke sei offiziell Bahngelände, also seien Bahnbehörden zuständig und das Technikmuseum müsse auch gefragt werden.

    Damit sollten wir uns aber nicht abfinden. Denn die Museumsbahn kreuzt an vielen Stellen die Parkwege, im Ostpark des Gleisdreiecks wie im Flaschenhals an der Monumentenbrücke. Für diese Kreuzungen gibt es eine Regelung: die Museumsbahn fährt im Schritttempo, vorneweg läuft jemand in Warnkleidung und mit einem Fähnchen in der Hand. Die Regelung könnte genauso für die Brücke gelten. Bei gutem Willen alles kein Problem, die Museumsbahn fährt schließlich nur an wenigen Tagen im Jahr.

    Etwas hat sich die Senatsverwaltung inzwischen bewegt, was die Brücke Nr. 10 betrifft. Aber es ist weiter Druck notwendig. Die Sanierung der Brücke Nr. 10 soll nun nicht mehr 1 1/2 bis 2 Jahre, wie ursprünglich angekündigt, sondern nur noch Monate dauern. Dabei wäre das in 1 bis 2 Wochen machbar. Einfach das Geländer statt am Straßenrand oben an der Brücke anbauen, ein paar Holzplanken auf die Gleise der Brücke, die Zäune öffnen und fertig.

  3. Was ist eigentlich mit der Brücke für die Museumsbahn von Technikmuseum zur Außenstelle bei der Möckernbrücke? Die trägt noch Züge, warum kann die keine Fussgänger und Radfahrer tragen?

  4. kann dem allen nur zustimmen, da ich regelmäßig von südlich der Yorkstr./Westseite in den nördlichen Gleisdreieckpark (und wieder zurück) mit dem Fahrrad unterwegs bin. Nachdem ich eine Woche verreist war, bin ich heute auf die neue Barriere gestoßen, die das Ãœberqueren der Yorkstr. blockiert. Ohne Regelwidrigkeit muss ich nun bis vor zur Katzbachstr. fahren, dort 3 Ampeln hintereinander abwarten und dann wieder zurück. Schließe mich daher der dringenden Forderung nach einer Fußgängerampel zwischen den beiden Parks an – ungeachtet dessen, dass die andere Lösung (Fahrradweg auf der Westseite) natürlich in jeder Hinsicht die beste Lösung wäre.

  5. Ich bin so sauer!

    Das hätte ein so wunderbarer, autofreier Radweg vom Südkreuz nach Mitte werden können.

    Ich möchte wissen, wer hiefür verantwortlich ist!

    Dirk

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