von Matthias Bauer
Bedrohen Bahnplanungen den Westpark des Gleisdreiecks? Dies ließ der Text von Hans Wolfgang Hoffmann in der Berliner Zeitung am 12.03.25 vermuten, in dem es eigentlich um die Ergebnisse des diesjährigen Schinkel-Wettbewerbs gehen sollte. In dem Wettbewerb des Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg e.V. (AIV) mit dem Titel „Clever aufgegleist“ waren junge Architekten und Ingenieure aufgerufen, neue Konzepte für das Gleisdreieck und den Bahnhof Südkreuz zu entwerfen.
Es stimmt, Bahnplanungen und Bahnbaustellen werden den Westpark verändern, etwas verkleinern und vorübergehend unbenutzbar machen. Denn das Gleisdreieck ist eben nicht nur Park, sondern gleichzeitig auch Bahngelände. Die eigentliche Gefahr für den Westpark geht aus meiner Sicht jedoch von der Urbanen Mitte aus, die ihre 90-m-Türme dorthin platzieren möchten, wo der Park nur 60 m breit ist.
Folgende Bahnplanungen sollen in den nächsten Jahren realisiert werden:
- Austausch der Viadukts der U1 zwischen U-Bhf. Gleisdreieck und Dennewitzstraße, Baubeginn soll im Februar 2028 sein, die Inbetriebnahme im Juni 2030. Während der Bauzeit wird die Schöneberger Wiese nördlich der Achse Kurfürstenstraße als Baustellenfläche benötigt, siehe https://gleisdreieck-blog.de/2025/01/19/der-neubau-des-staehlernen-viadukts-der-u1-im-gleisdreieck/
- Die Stammbahn oder Regionalbahn Berlin-Potsdam, die unterirdisch vom vorhandenen Fernbahntunnel abzweigt, dort wo sich die Holzterrassen mit der Sandfläche davor befinden. Auf der Fläche des Beachvolleyballs taucht sie dann auf. Über eine neue Yorckbrücke geht es dann in den Graben der Wannseebahn. Während der Bauzeit werden große Teile des Westparks nicht betretbar sein. Der Beachvolleyball würde dem Bau zum Opfer fallen, da die Bahn den Beach oberirdisch mittig in Nord-Süd-Richtung durchschneiden wird. Dauer der Arbeiten, sicher mehr als zwei Jahre, Zeitpunkt unklar. Alternativstandort für den Beach? Bisher nicht in Sicht.
- Die neue S-Bahnline S21 die parallel mit der U2 unterirdisch vom Potsdamer Platz kommt, dann kurz vor dem Landwehrkanal auftaucht, den mit einer neuen Brücke quert, dann über das Parkhaus Debis fährt, bei dem die oberste Geschossdecke zurückgebaut wird. Dort, wo heute BRLO und B-Part/Café Jule sind, soll dann einer neuer Bahnhof entstehen, zum Umsteigen zwischen S- und U-Bahn. Weiter geht es nach Süden über die Fernbahn hinweg unter der U2 hindurch. Danach ist geplant, die Strecke aufzuteilen, um mit jeweils zwei Gleisen in den Wannseebahngraben und den Graben des Anhalterbahn (Flaschenhals) zu führen. Um dies zu erreichen. wären mehrere sich überkreuzende Brückenbauwerke notwendig. Zeitpunkt unklar, wahrscheinlich nicht vor 2035 – ein Riesenaufwand, siehe Link zum Holzmodel auf der Seite von Thomas Krickstadt.
Hier setzt die Auslobung des diesjährigen Schinkel-Wettbewerbs an. Sie schlägt vor, den Bau der S21 zu vereinfachen, in dem der Arm, der in den Wannseebahngraben führen sollte, einfach weggelassen wird. Dadurch würden die sich überkreuzenden Brückenbauwerke und der zweite, neu zu bauende Bahnsteig am Bahnhof Yorckstraße/Großgörschenstraße wegfallen. Der schon sehr enge Wannseebahngraben, in dem ja auch noch die Regionalbahn kommen soll, würde entlastet. Eine Kostenersparnis in Höhe eines sicher dreistelligen Millionenbetrags für das Land Berlin und eine erheblich kürzere Bauzeit! Vielen Dank für diesen cleveren Vorschlag!
Mit dieser Idee würde einiges einfacher für den Park. Ein Beispiel: die Rampe vom Dach des Biodiscounters runter auf den Parkplatz bei Hellweg hätte man sich sparen können. Wenn das Konzept schon abgestimmt gewesen wäre, dann hätte eine kleine Brücke vom Dach des Discounters auf das angerenzende hochgelegene Bahngelände gereicht.
Am Bahnhof Südkreuz wird das neue Konzept der S21 dann ergänzt mit einer neuen Schienenverbindung über das Autobahnkleeblatt und ein Gewebegebiet hinweg zur Wannseebahn. In der Auslobung des AIV heißt es:
Ausgehend Bahnhof Südkreuz würde die S-Bahn in Richtung Steglitz mit einem Brückenbauwerk über die Autobahn zur Station „Friedenau” geführt. Der Bahnhof Südkreuz wird dadurch aus Steglitz deutlich besser angebunden. Ein entsprechendes Brückenbauwerk über die Autobahnen und Gewerbeflächen hinweg ist hier deutlich verträglicher als das sonst nötige Überwerfungsbauwerk im Gleisdreieck.
Wenn das klappt, wäre der verkehrspolitische Nutzen der S21 nochmal wesentlich erhöht – auch wenn ein Weiterfahren der S21 auf der Ringbahn mit diesem Konzept nicht möglich ist. Auf die Ringbahn käme die S21 nur über den Graben de Wannseebahn und die Cherusker kurve am Gasometer.
Hier die Bilder aus der Auslobung zum Wettbewerb:
Mit diesen Ideen zur S21 hat der AIV den Wettbewerb gestartet. Es wurden zwei Entwurfsgebiete definiert. Für die Fachsparten Landschaftsarchitektur und Städtebau war dies der Bereich zwischen Bülowstraße westlich, U2 nördlich, Fernbahn östlich und die Yorckstraße als südliche Begrenzung. Für die Fachsparten Architektur und Konstruktiver Ingenieurbau war es der Standort Bahnhof Südkreuz.
Mehr über Entwürfe der Teilnehmer demnächst auf dieser Seite. Nur soviel vorweg: Die Fokussierung auf die beiden Teilbereiche war aus meiner Sicht zu eng. Wer Wohnungsbaupotentiale sucht, muss den Blick weiten.
Und leider war die Regionalbahn nach Potsdam nicht ganz korrekt eingezeichnet in der Skizze des AIV. Die die Gleise verlaufen mehr in der Mitte der Beachvolleyballfläche. Siehe dazu Ausschnitt aus der Planfeststellung von 1994. Dort ist die Trasse der Regionalbahn schon schwarz eingezeichnet. Die Höhen des Anschlusses an den Fernbahntunnel und des Übergangs über die Yorckstraße stehen ja schon fest. Der Tunnelmund der Regionalbahn wird demnach viel weiter nördlich im Beach liegen, als in der Skizze des AIV vorgesehen.
Mehr über die Bahnplanungen für das Gleisdreieck hier:
Dokumentation zum Wettbewerb auf der Seite des AIV:
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