Auf dem Gelände der sogenannten Urbanen Mitte sind in den letzten Tagen LKWs angekommen, beladen mit großen Bohrmaschinen, Stahlröhren und Zementsäcken. Die Trebbiner Straße, an der Haupteingang zum Technikmuseum liegt, war bisher eine Sackgasse. Nun gibt es vom Ende der Sackgasse eine Baustellenzufahrt auf die Fläche zwischen STATION und Poststellwerk. Es sieht nach Baubeginn aus – für die sieben Hochhäuser.
Update, 17.11.2021: Sorry.
Meine Einschätzung, es könne sich “Bauvorbereitende Maßnahmen“ war voreilig. Ich bitte um Entschuldigung. In einer Email aus dem Büro von Dr. Vogel heißt es nun:
Die Bohrungen sind zwei verschiedenen Vorhaben zuzuordnen, im Einzelnen:
1) Bohrungen für den Ersatzneubau der Brücke der U1/ U3 über den Park
Die Brücke (Baujahr 1913, Inbetriebnahme 1926) soll erneuert werden, da die Standzeit abgelaufen ist und sehr viele Schäden aufweist. Dazu führt die BVG Kernbohrungen am Pfeiler der U1/ U3 zwischen B-Part und BRLO durch.
2) Bohrungen für die S21 im Auftrag der DB
Es finden Erkundungsbohrungen und Drucksondierungen für den Bau der S21 statt
Diese erstrecken sich über das gesamte Grundstück der UMB Nord
Die Arbeiten sind noch geplant bis voraussichtlich Januar 2022
Im südlichen Baufeld der UMB (südlich der Station) werden nur Materialien / Geräte zwischengelagert und geparkt. In diesem Bereich wird nicht gebohrt.
Nördlich des BRLW, auf dem Grundstück der Brauerei am Eingang in den Park von der Luckenwalder und Schöneberger Straße arbeitet inzwischen eine der großen Bohrmaschinen, mit der die Stahlröhren in den Boden getrieben werden. Es ist die Bohrgesellschaft Roßla, die hier tätig ist, laut firmeneigener Homepage Spezialist für Brunnenbau und für Erkundungsbohrungen.
Eigentlich gab es im Bebauungsplanverfahren schon diverse Gutachten zur Bewertung der Versickerungsfähigkeit, ein Baugrund- und Gründungsgutachten und ein Gutachten zur Altlastenerkundung. Wer jedoch die Gutachten zum B-Plan kennt, kann sicher verstehen, dass die Investoren den von ihnen selbst beauftragten Gutachten nicht trauen und nun nochmal ernsthaft den Boden erkunden möchten, bevor es richtig losgeht. Nennen wir es bauvorbereitende Maßnahmen, die hier natürlich ohne Bauschild und Information der (Park)-Öffentlichkeit stattfinden. Schließlich kann es noch keine Baugenehmigung geben – oder?
Im April nach der legendären Sitzung im Stadtentwicklungsausschuss war es still geworden um die „Urbane Mitte“. Der ursprüngliche Zeitplan wurde gecancelt. Eigentlich hätte die Abwägung der Stellungnahmen der Bürger aus der öffentlichen Auslegung des Bebauungsplans zum südlichen Teil der Urbanen Mitte im April erst den Stadtentwicklungsauschuß, dann im Mai die Bezirksverordnetenversammlung passieren sollen. Danach hätte die sogenannte Baureife vorgelegen, der Investor hätte die ersten Bauanträge gestellt und noch in diesem Jahr wäre mit dem Bau der ersten zwei Hochhäuser begonnen worden. Normalerweise klappt das auch.
Normalerweise wägen vom Investor bezahlte Ingenieure alle kritischen Stellungnahmen am Bebauungsplan weg – mit Leichtigkeit. Schließlich ist es der Plan, den sie selbst zuvor im Auftrag des Investors aufgestellt haben. Menschlich, dass Kritik dann phantasiereich mit den absurdesten Argumenten weg gewogen wird. Es ist ungefähr so, als wenn Bayern München bei allen Auswärtsspielen mit einem eigenen Schiedsrichterteam anreisen könnte.
Egal wie fehlerhaft die Abwägung ist, egal wie offensichtlich absurd die Argumentation der Bebauungsplanautoren, normalerweise läuft das durch. Die Bezirksverordneten im Ausschuss und in der BVV winken das durch. Kaum einer hat die Nerven, sich mit den Details zu beschäftigten und ein paar hundert Seiten durchzuarbeiten.
Diesmal funktionierte das gewohnte Procedere nicht, weil 11 Initiativen im Stadtentwicklungsausschuß zahlreiche Fehler in den Gutachten aufdeckten und die katastrophalen Folgen des Projekts für die Umwelt und den Park deutlich machten. Die Peinlichkeit war so groß, dass der Leiter des Stadtentwicklungsamtes, Herr Pechskamp damals kleinlaut erklärte, die Abwägung werde auch im Mai, Juni oder Juli nicht vorliegen, obwohl er kurz zuvor noch sicher gewesen war, dass das Papier schon im März vorliegen würde. Nun mehr als ein halbes Jahr später liegt es immer noch nicht vor.
Auf der Webseite Urbane Mitte heißt es jedoch immer noch:
Der Baustart für die Urbane Mitte Am Gleisdreieck ist für den südlichen Teil voraussichtlich in 2021/22“
Sieht so aus, als würden Dr. Vogel und Copro an dem Zeitplan festhalten wollten, auch ohne Bebauungsplan und ohne Baugenehmigung.
Einladung zum Treffen am Sonntag, den 21. November um 14 Uhr
Deswegen möchte ich einladen zu einem gemeinsamen Treffen am kommenden Sonntag um 14 Uhr an der Ausstellung mit dem Titel 40 Jahre Bürgerengagement. Die Ausstellung hängt direkt am Bauzaun zur sogenannten Urbanen Mitte, in der Nähe der Skateranlage. Lasst uns dort gemeinsam überlegen, ob es auch in Zukunft ein Bürgerengagement für den Park geben kann.
Übrigens: die Online Petition „Gewerbe-Areal mitten im Gleisdreieck-Park verhindern“ läuft immer noch. Inzwischen haben fast 9.000 unterschrieben.
Weitere Infos
Argumente gegen die Urbane Mitte im Stadtentwicklungsausschuss
An dieser Ausstellung findet das Treffen am Sonntag, den 21 November um 14 Uhr statt.