„Das werde keiner der Anwesenden noch erleben, dass die Baufläche Urbane Mitte tatsächlich realisiert wird.“ Diese Meinung vertrat der der ehemalige Bürgermeister Franz Schulz noch im Jahr 2012 auf einer Veranstaltung zur Baufläche „Flottwellpromenade“, die damals am westlichen Rand des Gleisdreiecks geplant wurde. Ob die damalige Äußerung des Bürgermeisters ernst oder eher als Beruhigungspille gemeint war, ist unklar. Fakt ist heute, dass die Häuser an der Flottwellstraße im Rohbau fast fertig sind und für die Baufläche „Urbane Mitte“ die Planungen nun anlaufen. Von den neuen Bauten wird der Park nicht unberührt bleiben.
Wo liegt eigentlich die Baufläche „Urbane Mitte“?
Die südliche Begrenzung der Fläche ist der Zaun nördlich des Poststellwerks und der Skateranlage, an dem zur Zeit die Ausstellung „4 Jahrzehnte Bürgerengagement“ hängt.
Die westliche Begrenzung ist die Trasse der Fern- und Regionalbahn. Der vom Poststellwerk nach Norden führende Weg, der Ost- und Westpark verbindet, führt also durch die Baufläche „Urbane Mitte“ hindurch und dient gleichzeitig als Rettungszufahrt zum Eisenbahntunnel. Die nördliche Begrenzung der Fläche ist die Luckenwalder Straße, östlich wird die Fläche vom Kühlhaus an der Luckenwalder und vom Gelände des Technikmuseum mit dem Wasserturm begrenzt. Die Fläche enthält also den ehemaligen Postbahnhof, der von den Eventbetreibern in „Station“ umbenannt wurde und den U-Bahnhof, besser den Hochbahnhof Gleisdreieck mit dem historischen Unterbau, den Viadukten aus gemauerten Bögen, die 1903 in Betrieb genommen wurden. Diese, ein Dreieck bildenden Viadukte wurden damals als so eindrucksvoll empfunden, dass sie zum Synonym für die gesamte Fläche wurden. Anhalter Güterbahnhof, Potsdamer Güterbahnhof, Dresdener Güterbahnhof (später Postbahnhof) wurden zusammen als riesige eiserne Landschaft wahrgenommen, die dann einfach „Gleisdreieck“ genannt wurde. Heute bilden die gemauerten Viadukte gemeinsam mit den späteren Bauten ein unübersehbares, geheimnisvolles Labyrinth, genutzt von der BVG, die hier diverse Werkstätten betreibt.
Der städtbauliche Vertrag von 2005
Der Begriff „Urbane Mitte“ als Bezeichnung für diese Fläche wurde geprägt in den Verhandlungen um den städtebaulichen Vertrag (Link zum Vertragstext) zwischen Vivico und Land Berlin, der 2005 abgeschlossen wurde. Die „Urbane Mitte“ ist laut Vertrag 4,3 Hektar groß und soll mit einer GFZ von 3,5 bebaut werden können. Als Nutzung sieht der Vertrag „MK“ vor, das bedeutet Kerngebiet, also ist erst mal nicht an Wohnen gedacht.
Die Fläche wird unterfahren von den beiden S-Bahnlinien S1 und S2. In der Höhe wird sie von den beiden U-Bahnen U1 und U2 durchquert. Außerdem gibt es eine Trassenfreihaltung für die neue S-Bahnlinie S21, die von Norden über das Parkhaus Debis kommend, auf der Höhe des alten Stadtbahnviadukts unter der U1 hindurchfahren soll. Dort soll dann eine Umsteigemöglichkeit zwischen der S25 und den beiden U-Bahnen U1 und U2 entstehen. Etwa ab dem Jahr 2025 könnte der Bau der S21 beginnen.
Ideen sind gefragt
Die vielen Bahnlinien und der schlechte Anschluss an öffentliche Straßen machen das Projekt „Urbane Mitte“ nicht einfach. Wünschenswert wäre, dass bei den Planungen etwas herauskommt, das sich positiv dem Park zuwendet, das den Park bereichert. Was das sein kann, ist noch völlig offen. Ideen sind gefragt!
Nun am 13. November 2014 beginnt in der „Station“ eine Veranstaltungsreihe, auf der die Möglichkeiten ausgelotet werden sollen. In der Einladung des Bezirksstadtrates Panhoff heißt es . . .
. . . Seit geraumer Zeit denken wir gemeinsam mit dem Grundstückseigentümer darüber nach, wie die freien Baufelder rund um den U-Bahnhof Gleisdreieck bebaut werden können. Welches Stück Stadt kann hier entstehen?
Wer wird die Flächen dort nutzen? Wie kann hier ein neuer Stadtteil entstehen, der sich optimal einfügt? An drei bis vier Terminen wollen wir in den nächsten fünf Monaten vor Ort zusammenkommen und über die Frage sprechen, was dort entstehen kann.
Siehe dazu auch Bericht der Berliner Morgenpost mit dem schönen Titel: „Am Gleisdreieck sollen die Anwohner mitplanen“