Es sind nicht professionelle Mobilitätsforscher sondern Künstler:innen in Zusammenarbeit mit Schulkindern, die auf einen sehr wichtigen Sachverhalt hinweisen. In den letzten 30 Jahren sind in Berlin 16 ehemalige Güterbahnhöfe umgewandelt worden. Wie am Gleisdreieck werden die ehemaligen Bahnflächen nun für Wohnungsbau, Büros, großflächigen Einzelhandel und Parks genutzt. Gleichzeitig sind am äußeren Autobahnring riesige Güterverkehrszentren entstanden, mit Bahnanschluß. Von dort aus geht es dann mit Lastwagen in die Stadt. Nicht nur „The Last Mile“, sondern 20, 30 Kilometer und wieder zurück.
Ein Beispiel ist das Güterverkehrszentrum Großbeeren südlich des Bezirks Tempelhof-Schöneberg. Die von dort in die Stadt führende Bundesstraße 101/ Marienfelder Allee versinkt Tag für Tag im Verkehrschaos, ebenso angrenzende Gebiete, in denen verzweifelte LKW-Fahrer nach Schleichwegen suchen.
Die Ausstellung „The Last Mile“ wurde von Eva Hertzsch und Adam Page in Zusammenarbeit mit der Walter-Gropius-Schule (Gropiusstadt), der Wolfgang-Amadeus-Mozart-Schule und dem Viktor-Klemperer-Kolleg (Hellersdorf) erarbeitet: zu sehen sind großformatige Karten, die die Güterverkehrszentren rund um Berlin zeigen, ebenso wie eine historische Karte, auf der die ehemaligen bezirklichen Güterbahnhöfe, aber nun umgenutzen Güterbahnhöfe, rot markiert wurden. In einem Modell suchen die Schulkinder nach einem neuen Verhältnis zwischen Stadt, Peripherie und Land. Im Video werden Ideen entwickelt z. B. der Umbau des Herrmannplatzes, der mit Bahnanschluss ein neuartiger Umschlagplatz werden könnte. Neben einem Amazon Hub platzieren die Autoren sinnvollerweise gleich ein Gewerkschaftsbüro.
Ein Bild zeigt den Westpark des Gleisdreiecks. Zu sehen ist, wie ein Zug mit chinesischer Beschriftung ankommt, während auf dem Portalkran, wie er noch in den 1990er Jahren für die Baulogistik auf dem Anhalter Güterbahnhof im Einsatz war, die Schriftzüge „Grün Berlin“ und „Park am Gleisdreieck“ zu lesen sind.
Der Denkanstoß ist überfällig. Die Verkehrswende darf sich nicht darin erschöpfen, Fahrradwege zu bauen. Aber wie Flächen zurückgewinnen für die Bahn? Noch in den 1990er Jahren gab es Vorstellungen, den Postbahnhof (früherer Dresdner Bahnhof, heute STATION) in der Mitte zwischen Potsdamer Güterbahnhof (heute Westpark) und Anhalter Güterbahnhof (heute Ostpark) zu erhalten und für modernen Güterverkehr fit zu machen. Heute jedoch ist der Postbahnhof als „STATION“ privatisiert und auf der südlichen Zufahrt zum ehemaligen Bahnhof sollen die ersten beiden Hochhochhäuser der „Urbanen Mitte“ entstehen . . .
Die Ausstellung wird gezeigt im August-Bebel-Institut, Müllerstr. 163, 13353 Berlin, Dienstag-Freitag 14 – 18 Uhr und läuft noch bis 17. August. Sie wird beendet mit einer Podiumsdiskussion am Donnerstag, den 17. August 2023 von 19:00 – 21:00 Uhr.
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