Wegen Überfüllung geschlossen?

Corona: Bewährungsprobe für den Gleisdreieck-Park und seine Besucher

Für Sonntag ist echter Frühling mit Sonne und Wärme angesagt. Normalerweise wäre der Park dann rappelvoll. Ist das zu verantworten unter den aktuellen Bedingungen? Oder wird der Park Opfer seines Erfolges und muss wegen drohender Überfüllung geschlossen werden?

Schon in den vergangen Tagen gab es Vorfälle, bei denen die Polizei per Lautsprecher einzelne Gruppen aufforderte, sich zu zerstreuen. Und ein Anwohner aus der Flottwellstraße berichtete auf Mittendran.de über das Treiben vor seiner Haustür und kam zu dem Schluss, dass viele Parkbesucher die Abstandsregelung nicht einhielten. Andere wiederum beobachteten sehr verantwortungsvolles Verhalten der Besucher: Fahrradfahren, Laufen, Spaziergehen, Sitzen, Spielen mit genügend Abstand. Die Absperrungen an den Spielplätzen wurden toleriert. Es gab Fußballspieler, die sich den Ball über 10, 15 m zupassten. Aber echte Matches mit Zweikämpfen und Körperkontakt waren nicht zu sehen.

Am kommenden Wochenende wird es nun noch voller werden als an den vergangenen Tagen. Vor allem im zu engem Westpark wird die Einhaltung der Abstandsregelung von 1,5 m zu einer Herausforderung für alle Beteiligten werden. Bei vollem Betrieb wird es nicht leicht sein, die 1,5 m Abstand auf den Parkwegen einzuhalten. Deswegen hier der Appell: verhaltet euch verantwortungsvoll, tragt Masken und denkt daran: auch im Tiergarten kann man/frau gut spazieren gehen.

Das sind die für die Parknutzung relevanten Regeln laut Pressemitteilung der Senatsverwaltung vom 02.04.20:

Sport und Bewegung an der frischen Luft, alleine, mit Angehörigen des eigenen Haushalts oder mit einer anderen Person, ohne jede sonstige Gruppenbildung, bleibt erlaubt. Bei Aktivitäten nach Absatz 3 i sind Erholungspausen auf fest installierten Sitzgelegenheiten bei Wahrung des Mindestabstands von 1,5 Metern zulässig, auf Wiesen und Freiflächen bei Wahrung eines Mindestabstandes von 5 Metern. Grillen und das Anbieten offener Speisen sind nicht zulässig. Zur Vermeidung von Überfüllungen können Zugangsbeschränkungen für Parks und Grünanlagen festgelegt werden

Es können Bußgelder verhängt werden, beispielsweise 25 bis 500 € pro Person bei Nichteinhaltung der Abstandsregelung. Hoffen wir, dass es dazu nicht kommt. Hoffen wir, dass keine Zugangsbeschränkungen des Gleisdreieck-Parks notwendig werden.

Ein Blick auf die Daten

Das untenstehende Diagramm zeigt die Anzahl der Infizierten in den Berliner Bezirken. Die Daten stammen von der Seite https://www.berlin.de/corona/fallstatistik/.  Der Bezirk Mitte liegt an der Spitze mit fast 500 registrierten Coronafällen, Stand 02.04.2020. Die Außenbezirke weisen wesentlich weniger Fälle auf als die Innenstadtbezirke, z. B. sind in Spandau und Marzahn-Hellersdorf nur jeweils gut 100 Fälle registriert. Der Grund für diese Unterschiede könnte sein, dass in den Innenstadtbezirken tatsächlich mehr Infektionen vorhanden sind. Es ist jedoch auch möglich, dass in den Innenstadtbezirken mehr getestet wird, unter anderem weil es hier leichter ist, Stellen zu finden, die den Test durchführen.

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Kritiker werden einwenden, diese Zahlen seien nicht repräsentativ, es gäbe eine hohe Dunkelziffer. Damit könne man die Einschränkungen der persönlichen Freiheiten nicht rechtfertigen. Es gibt in dem Diagramm jedoch zwei Graphen, die aus echten, dunkelzifferfreien Zahlen abgeleitet sind: die Anzahl der in Krankenhäusern stationär Behandelten und die der intensivmedizinisch Behandelten. Beide Graphen sind im Steigen begriffen und zeigen, dass es ernst ist und die Ausgangsbeschränkungen angemessen sind, wenn wir nicht auf Zustände wie in Italien, Spanien und Frankreich zusteuern wollen.

In diesen Tagen schicken alle Arztpraxen ihre Abrechnungen an die Kassenärztlichen Vereinigungen (und die Krankenhäuser an die Krankenkassen). In den Abrechnungen enthalten ist auch die Anzahl der durchgeführten Corona-Tests – für jeden einzeln Bezirk, nicht nur in Berlin, sondern bundesweit. Damit werden Daten zur Verfügung stehen über die im I. Quartal 2020 durchgeführten Corona-Tests bei den Pflichtversicherten. Diese Zahlen könnten ins Verhältnis zur Anzahl der Infektionen gesetzt werden. Mit diesen Daten könnte eine genauere Einschätzung über die Ausbreitung der Pandemie in den einzelnen Regionen möglich werden.

Berliner Fieberkurven, Update 14.04.2020

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2 Kommentare zu “Corona: Bewährungsprobe für den Gleisdreieck-Park und seine Besucher

  1. In keinem Teil Berlins treffen nächtelange, höchst lautstarke Gelage innerhalb eines Parks auf so viele direkte Anwohner wie im Gleisdreieckpark zwischen Kreuzberger und Schöneberger Wohnhäusern.
    Der „Partypark“ Gleisdreieck hat von Jahr zu Jahr an Frequentierung bis hin zur Überfüllung zugenommen. Auch aktuell ohne Touristen sind die Anlagen (Freiflächen, Wiesen, Spielplätze, Geräteplätze, Holzterrassen, Ausschank) sowohl im West-wie auch im Ostpark bei warmem oder auch nur trockenem Wetter Tag und Nacht dicht bevölkert.
    Von Corona-Abständen ist sowieso wenig zu erkennen.

    Die nächtliche Beeinträchtigung der Anwohner dauert von ersten Frühlingstemperaturen bis in den Herbst hinein. Tiefdröhnende Musik, grölende, kreischende Menschen, Klirren von mutwillig auf Stein geworfenen Glasflaschen, Feuerwerksböller, 0-Uhr-Geburtstagsständchen sowie sogar aufheulende Motorräder sind bis in den Morgen hinein die neue Normalität.
    Wird die Polizei alarmiert, ändert es nachhaltig gar nichts. Befragt man die Polizisten auf ihren Streiftouren, sind sie selbst über ihre Erfolglosigkeit höchst frustriert.
    Etliche Eingaben von Anwohnern wurden in Vorjahren nie beantwortet.

    Tagsüber, besonders zu Berufszeiten, bei schönem Wetter nachmittags und an den Wochenenden sind Fußgänger jeden Alters und langsamere Radler selbst höchst gefährdet. Es kam bereits zu unzähligen Zusammenstößen, die jeweils mit mehr oder weniger schweren Blessuren endeten. Durch ungeregelten Radverkehr, oft in hohem Tempo, sind Stress und Verletzungen nicht selten.
    Etliche Wege sind quasi Rad-Schnellstraßen und werden zu Zeiten des Berufsverkehrs wie auch zur Freizeit intensiv genutzt. Das ist im Prinzip sehr erfreulich und verkehrspolitisch Programm.
    An keiner Stelle gibt es getrennte Radspuren.
    Radler sind frustriert, nicht zügig durchfahren zu können oder tun dies ohne Rücksicht und Abstand.
    Fußgänger erschrecken heftig, spüren Radler erst, wenn sie fast oder tatsächlich berührt werden, Eltern müssen ihre Kinder extrem beobachten und aus dem Weg reißen. E-Roller ergänzen das ganze Geschehen nicht weniger riskant.
    Allerdings sollen Hinweisschilder um Rücksicht auf Fußgänger bitten, nur oft vergeblich. Einige Stellen im Park sind besonders eng (Übergang vom West- zum Ostpark, Brücken), andere besonders stark gekreuzt (vom U-Bahnhof Gleisdreieck).
    Im Grunde besteht ständige Lebensgefahr, wenn man unglücklich stürzen würde.

    Müll bleibt in Bergen vor Mülleimern liegen, die Wiesen sind übersät von Verpackungen aller Art, Scherben können von den Müllsammlern gar nicht ausreichend entfernt werden. Spielplätze werden als Toiletten genutzt. Die „Gleiswildnis“ und Gebüsche sind Drogenverstecke.

    Soll dies Berlins Attraktivität steigern?
    Mit welchem Recht stehen solche Zumutungen über dem Gesetz?
    Sind die Bedürfnisse und Rechte von Tausenden Anwohnern, die in den letzten Jahren (und aktuell wie auch zukünftig) direkte Parkanrainer geworden sind, von der Politik zu ignorieren?
    Wird zur Verdichtung der Innenstadt ein urbanes Konzept zur Vereinbarkeit von Freiluftvergnügen und Wohnen erstellt?
    Wenn der Senat mehr oder weniger stillschweigend Freiluft-Partyzonen akzeptiert, wurden Analysen erstellt, wo in Berlins Zentrum dies ohne so nahe, direkte Anwohner in solcher Größenordnung stattfinden könnte?
    Gibt es Erfahrungen, ähnliche Problemzonen in Berlin oder anderswo gebessert zu haben?
    Wären (zu Zeiten geringerer Kriminalitätsbelastung) intensive Polizeieinsätze mit ausreichenden Kapazitäten zur Unterbrechung der nächtlichen Parknutzung realisierbar?
    Was steht einer Umzäunung und nächtlichen Schließung des Gleisdreieckparks, ähnlich wie im Schöneberger Südgelände, im Britzer Garten, Treptower Park, in den Gärten der Welt, auf der Tempelhofer Freiheit und anderen Anlagen, im Wege?
    Wie steht es um Naturschutz-Aspekte durch extensive, auch missbräuchliche, Nutzung?

  2. Sehr informativer Beitrag! Und hoffentlich motivierend für diejenigen, die die Situation (noch) nicht ernst genug nehmen.
    Solidarisches Verhalten durch NICHT-TUN, wann gibt es das schon mal (außer bei der Ressourcenverschwendung und Müllvermeidung) ?! Wartet ab, bis die Kurven wirklich den Knick zum Sinken bekommen.
    Martin

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