Etwas fehlt am nördlichen Ende des Westparks. Der Park endet mit einer abschüssigen Fläche, auf der sich Skaterboarder auf Beton und Asphalt tummeln – es ist der Rettungsplatz mit den Notschächten des Eisenbahntunnels. Wer weiter noch Norden will, muss auf dem Bürgersteig nach Osten bis zur Köthener Brücke und dort zweimal an Ampeln warten, um die Kanaluferstraßen zu überqueren. Dabei könnte es auch anders sein.
Das Stadtteilforum Tiergarten Süd hat die Konflikte, die sich zwischen Fahrradfahrern, Fußgängern und Bushaltestelle auf dem Weg über die Köthener Brücke ergeben, genau beschrieben . . .
. . . und einen Vorschlag gemacht:
Eine neue Brücke über den Landwehrkanal zwischen Gleisdreieckpark und Potsdamer Platz,
Vorlage der AG Verkehr und Öffentlicher Raum zur Beschlussfassung beim Stadtteil-Forum Tiergarten Süd am 5. März 2019
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Eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer könnte die beiden Parks südlich und nördlich des Landwehrkanals verbinden, dabei kreuzungsfrei über die Kanaluferstraßen führen. Ein Gewinn für die vielen Radler, die täglich durch die Gleisdreieck-Parks fahren und dann am Landwehrkanal ausgebremst werden. Ein Gewinn für den überfüllten Westpark und eine Vitaminspritze für den Tilla-Durieux-Park, der zwischen den Bauten des Potsdamer Platzes vor sich hinsiecht. Die Brücke würde anknüpfen an die Historie der beiden Parks, stand doch der Westpark für den Potsdamer Güterbahnhof, die Fläche des Tilla-Durieux-Parks für den Potsdamer Personenbahnhof.
Auch wenn das Umfeld sich geändert hat – der ehemalige Potsdamer Güterbahnhof wurde durch das Posemuckel an der Flottwellstraße dezimiert und wird weiter dezimiert werden durch die Hochhäuser der „Urbanen Mitte“, ist dennoch die historische Raumfolge der Bahnflächen noch erkennbar und wirksam als Frischluftschneise zwischen Tiergarten und südlichen Stadtrand. Durch die Brücke bekäme dieser Raum zusätzlich wieder eine Verkehrsfunktion, im Sinne einer grünen Mobilität – Grüntangente statt Westtangente.
Als 1994 die städtebaulichen Verträge zur Finanzierung des ökologischen Ausgleichs mit den Investoren des Potsdamer Platzes abgeschlossen wurde, war genau eine solche Brücke vorgesehen. [Link zum städtebaulichen Vertrag mit Debis]. Die Brücke sollte den Ort des Eingriffs – den Potsdamer Platz – mit dem Ort des ökologischen Ausgleichs – dem Gleisdreieck-Park – verbinden. Von den insgesamt 45 Mio. DM für den ökologischen Ausgleich waren 5 Mio. für die Brücke vorgesehen und liegen – hoffentlich durch Zinsen vermehrt – noch bei der Stiftung Naturschutz, die die Gelder für den Park treuhänderisch verwaltet.
2006 führte die Senatsverwaltung einen Architektur-Wettbewerb durch für eine Fußgängerbrücke, die dann nicht gebaut wurde. Allerdings hätte diese Brücke die beiden Parks nicht kreuzungsfrei verbunden. Dreimal hätte man an Ampeln warten müssen, gegenüber der vorhandenen Köthener Brücke keine entscheidende Verbesserung und für Fahrradfahrer nicht tauglich. [siehe Wettbewerbsergebnis hier: https://www.competitionline.com/de/ergebnisse/4649]
Laut den städtebaulichen Verträgen müssen die Gelder für den ökologischen Ausgleich bis zum Jahr 2020 ausgegeben werden. Was bis dahin nicht ausgegeben ist, würde an die Stiftung Naturschutz fallen, die das Geld dann für andere, in ihrer Satzung vorgesehene Zwecke ausgeben kann. Höchste Zeit, dass etwas unternommen wird. Danke an das Stadtteilforum Tiergarten Süd dafür, dass sie das Thema wieder aktuell gemacht haben.
Auch wenn die umgerechnet ca. 2,5 Mio. € nicht ausreichen, ein wichtiger Schritt zur Realisierung der Brücke wäre die Sicherung der Gelder über das Jahr 2020 hinaus. Hier ist das Abgeordnetenhaus gefordert.
Früherer Artikel zum Thema, ganz am Ende des Textes geht es um die Brücke:
Nachtrag
Bis 1998 verband eine Brücke den Potsdamer Güterbahnhof mit dem Potsdamer Platz, gebaut 1992 für die Baulogistik, ausgelegt für Schwerlastverkehr zur Versorgung der Baustellen am Potsdamer und am Leipziger Platz. Sie lag am westlichen Rand des Geländes, dort wo früher die Fernzüge Richtung Potsdamer Platz den Landwehrkanal überquert hatten. Auf der Ostseite, dort wo jetzt das umgebaute Parkhaus steht, überquerten die Gleise der Ringbahn den Kanal. Dazwischen befand sich der Güterbahnhof, eine schräge Ebene Richtung Kanaluferstraße, die heute zum Park geworden ist und unter der sich die in den 90er Jahren gebauten Eisenbahntunnel befinden.
Leider wurde die Baulogistikbrücke 1998 abgerissen. Es wäre die ideale Verbindung zwischen den beiden Parks gewesen. Berlin hätte sie übernehmen können. Vergeblich bot der Geschäftführer der Baulogistik die Brücke dem Land Berlin an – für 0 DM. Doch die damalige Senatsbaudirektorin, Frau Jakubeit fand sie zu „industriell“. Auch die Eisenbahnimmobilienmanagement GmbH, die Vorläufergesellschaft der VIVICO, wollte die Brücke nicht, denn die Westseite des Bahngeländes hätte dann nicht in dieser Form bebaut werden können. Aber das wussten wir damals nicht, denn wir dachten damals noch, der Flächennutzungsplan sei für die Planungsämter verbindlich und der sah hier Grün vor – übrigens bis heute.
Beschluss des Stadtteil-Forums Tiergarten Süd am 5. März 2019, PDF-Dokument