Am 29. März wurde das Bpart am U-Bahnhof Gleisdreieck feierlich eröffnet. Vor rund 150 eingeladenen Gästen stellte Marc Kimmich, Geschäftsführer der COPRO, das Gebäude vor: 1000 m² auf zwei Etagen in Holzbauweise. Durch das verbaute Holz würden 350 Tonnen C02 gebunden. Weitere 350 Tonnen CO2 seien eingespart worden durch die Vermeidung der traditionellen Baustoffe wie Beton und Stahl.
Die Hardware des Gebäudes sei also durch und durch ökologisch angepasst, wobei die 500 m² Styropor, mit denen die Dachebene gedämmt wurde, unerwähnt blieben. Dass die Hochhäuser auch in dieser Bauweise entstehen können, sei angedacht, aber es sind wohl noch enorme Schwierigkeiten zu überwinden: z. b. der Brandschutz, z. B. die Tatsache, dass es schwer ist, Firmen zu finden, die mit Holz bauen können. Für das Bpart hatten sich nur zwei Firmen beworben, beide aus der Schweiz.
Das Gebäude Bpart wurde als Co-Working-Space konzipiert. Menschen, die digital arbeiten, können sich hier einmieten, die Tarife reichen von 99.- € monatlich zwischen 8 und 20 Uhr täglich, bis zu 300.- € monatlich, da können die Räume rund um die Uhr genutzt werden. Inbegriffen ist W-Lan, Druckmöglichkeiten, Boxen zum Telefonieren, Kaffee, Tee u. a. Für Teams werden Räume angeboten ab 2000.- € netto aufwärts.
Sechs Stipendien will die COPRO vergeben in einem sogenannten “Urban Ideation Lab”. Menschen, die über die Stadt der Zukunft nachdenken und arbeiten wollen, sollen am Gleisdreieck ihren Platz haben. Das B-Part sei eine Blaupause, eine Vorbote der Stadt der Zukunft. Von den 119.000 m² Geschossfläche sollen 1000 m² für Ateliers in der Baulücke in der Luckenwalder und ca. 2-3000 m² für Manufakturen in den Bögen des U-Bahnviadukts entstehen, dort wo sich jetzt noch die Werkstätten der BVG befinden.
Dieses Angebot von 2,5 bis 3,5 % der Nutzfläche für Kreative sowie das von den Machern selbst verliehene Attribut „Stadt der Zukunft“ sollen die Hochhausstadt dem Publikum schmackhaft machen, insbesondere natürlich den politisch Verantwortlichen.
Die Frage nach der Stadt der Zukunft wurde dann auch den Gästen auf dem Podium gestellt:
Dr. Meike Niedbal von der Deutschen Bahn wünschte sich eine Stadt, in der man Lust hat rauszugehen, in der die öffentlichen Räume von unterschiedlichen Generationen genutzt werden. Treffe man draußen zu wenig Kinder oder zu wenig alte Menschen, sei das ein schlechtes Zeichen.
Simon Wöhr von der Radbahn wünschte sich eine Stadt, in der man keinen Angst um die Kinder haben muss, in der es nicht so langweilig zugeht, die nicht so versiegelt ist und in der Menschen neue Ideen entwickeln können.
Senatorin Lompscher sprach von Mischung in allen Dimension, von der Nutzung öffentlicher Räume. Bei unserem Klima müsse es auch öffentliche Räume geben, die überdacht seien, mixed use für Gebäude sei jedoch schwer zu realisieren. Technische und soziale Innovationen müssten zusammenwirken. Das Beispiel „Urbane Mitte“ sei ein positives, weil hier durch privates Engagement auch Gemeinwohlinteressen befördert würden. Die Beteiligung der Bürger bei der Entstehung des Gleisdreieck-Parks habe bei der Gestaltung des Baufelds „Urbane Mitte“ ihre Fortsetzung gefunden.
Baustadtrat Florian Schmidt sprach von zwei Krisen, von der Immobilienkrise und der Mobilitätskrise. Zur Überwindung der Krisen seien kreative Modelle notwendig, Beispiel Radbahn. Zur Lösung müssten die verschiedenen Milieus im öffentlich-politischen Raum zusammenkommen, Milieus, die in der Regel getrennt voneinander agierten, was auch auf dieser Veranstaltung zu sehen sei.
Interessant, dass vieles, was sich Podiumsteilnehmer als Kriterien für eine ideale Stadt formulierten, im Gleisdreieck-Park schon vorhanden ist: ein öffentlicher Raum, indem sich die Milieus und Generationen mischen.
Interessant auch, dass beim Thema „Stadt der Zukunft“ keiner vom Wohnen sprach – außer indirekterweise von „Immobilienkrise“ und „Mischung in allen Dimensionen“. Stadt der Zukunft, experimenteller Städtebau soll in der „Urbanen Mitte“ entstehen , aber Wohnen soll es hier nicht geben.
Rückblick 1, die Zertrümmerung des Ringbahnviadukts
Im Herbst 2014 fand der erste so genannte Bürgerdialog zur „Urbanen Mitte“ statt. Angeblich sei alles offen, hieß es damals, man warte auf Ideen der Anwohner. Im Hintergrund waren jedoch die Abrissbagger zu hören, die das Ringbahnviadukt zertrümmerten. Ein Nachdenken über die Integration dieses den Ort prägenden Bauwerks wollte die COPRO von vornherein verhindern.
Urbane Mitte Berlin-Gleisdreieck, 26. November 2014, Abriss des Ringbahnviadukts from matthias bauer on Vimeo.
Zuviel zum Thema Beteiligung, mit dem sich die Macher der COPRO gerne schmücken und das die Politiker so gerne glauben möchten.
Rückblick 2, Bilder von der Rohbauführung im November 2018
Rückblick 3: Hier wird Troja begreiflich*
Der Untergang der West-Berliner Technik-Landschaft „Gleisdreieck“ im Spiegel am 2.11.1981:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14343928.html