Am 27. Mai von 18 bis 21 Uhr findet im BVV-Saal des Rathaus Schöneberg die Einwohnerversammlung zu den „Planungen für den westlichen Vorplatz der Yorckbrücken mit den Eingängen in den Westpark des Gleisdreiecks und in den Grünzug Wannseebahngraben“ statt. Das bedeutet, dass zum ersten Mal seit drei Jahren, genauer seit dem 5. Juni 2012 die umstrittene Planung öffentlich dargestellt und diskutiert werden kann und dass erstmals auch Kritik und Alternativen öffentlich vorgestellt werden können.
Möglich ist dies Dank des neuen Bezirksverwaltungsgesetzes. Der §42 des Gesetzes sieht vor, dass Anwohner eine solche Veranstaltung in der BVV beantragen können. Stimmt ein Drittel Bezirksverordneten dafür, ist der Antrag angenommen. Nach dem die CDU im Februar 2015 signalisiert hatte, dass ihre Fraktion, der ein Drittel der Bezirksverordneten angehört, für den Antrag stimmen würde, wurde der Antrag schließlich einstimmig von allen Bezirksverordneten im Rathaus Schöneberg angenommen.
Worum geht es?
Die Planungen sehen einen Umbau der Yorckstraße vor, den Rückbau einer Fahrspur, die Verkleinerung der Mittelinsel, die Anlage von Terrassen anstelle der Vorgärten, die Verlegung von Parkplätzen und Zugänge von diesem neu gestalteten Platz in den Westpark des Gleisdreiecks und in den Grünzug des Wannseebahngrabens. Über die beiden westlichsten Yorckbrücken sollen dann der Westpark und der Grünzug im Wannseebahngraben verbunden werden.
Doch auch nach drei Jahren sind viele Details der Planungen noch ungelöst.
Beispiele
- Wer die Yorckstraße hier als Fußgänger überquert, muss in der Regel auf der Mittelinsel warten. Die Verkleinerung der Mittelinsel würde dies zu einem echten Problem machen.
- Die Verlegung der Parkplätze vor den Häusern Yorckstraße 43 bis 45 auf den Mittelstreifen der Goebenstraße macht Sinn, nicht jedoch die Verlegung in die Sackgasse der Bülowstraße, die schon voll von Parkplätzen ist.
- Die Anlage von Terrassen vor den Häusern Yorckstraße 43 bis 45 und gegenüber vor der Yorckstraße 46 bis 48 missachtet die Vorgärten, die von Anwohnern_innen teilweise liebevoll gepflegt werden und schafft neue Probleme durch Stufen vor den Feuerwehrzufahrten.
- Am umstrittensten sind jedoch die beiden Eingänge in das ehemalige bzw. teilweise immer noch aktuelle Bahngelände, das hier ca. 4,5 m höher liegt als der Bürgersteig.
Wie kommt man da hoch?
Dazu soll laut Planungen des Bezirksamtes in die Flügelmauern des Bahngeländes Durchbrüche erstellt werden, also neben dem Dekoladen in der Yorck 43 und neben der Fahrschule in der Yorck 48.
- Nach Durchgang durch die Öffnungen steht der Besucher dann in einem Schacht mit 4, 5 m hohen Wänden. Auf der Nordseite der Yorckstraße kann er dann wählen zwischen einer Treppe und einer ca. 100 m langen Rampe, von den Planern „Betonkanal“ genannt. Auf der Südseite ist nur eine Treppe vorgesehen. Vor allem diese innenliegenden Treppen und die Rampe werden kritisch gesehen.
- Durch die in das Plateau des Bahngeländes eingeschnittenen Treppen und die 100 m lange Rampe entstehen vom Straßenraum nicht einsehbare Räume – und dies in einem Stadtteil, in dem Drogenhandel, Prostitution und nächtliche Alkoholexzesse regelmäßig vorkommen. Ein Teil der Nutzer würde dies als Angstraum empfinden. Fraglich, ob man da noch von barrierefrei sprechen kann.
- Der Bau der Rampe würde die bis an die Yorckstraße reichende Biotopverbindung des Westparks abschneiden. Gerade macht die Ausstellung „Ein-Hektar“ im Westpark aufmerksam darauf, wie schnell und leichtfertig in Deutschland Flächen versiegelt werden. Alle 20 Minuten verschwindet ein Hektar unter Beton. Hier sind es immerhin ca. 500 m², also ein zwanzigstel Hektar.
Gibt es Alternativen?
Natürlich wollen alle den Zugang zum Park und in den Wannseebahngraben. Doch schon 2012 hat die damalige Initiativenplattform den Bezirk aufgefordert, Alternativen zu untersuchen, z. B. nur außen liegnde Trppen zu bauen und damit auf die Barrierefreiheit zu verzichten, denn in umittelbarer Nähe gibt es schon barrierefrei Zugänge. Oder die Barrierefreiheit herzustellen durch den Bau einer Rampe außerhalb des Bahngeländes. Das Schreiben den Iniplattform von 2012 ist jedoch bis heute unbeantwortet geblieben.
Auf der Einwohnerveranstaltung werden von Anwohnern entwickelte Alternativen erstmals öffentlich vorgestellt werden. Die spannende Frage wird sein, ob der Bezirk Tempelhof-Schöneberg, der drei Jahre lang unbeirrt an der kritisierten Planung festgehalten hat, noch in der Lage ist umzusteuern.
Materialien
- das Konzept des Bezirks auf den Seiten der Senatsverwaltung/Stadtumbau West
- Stellungnahme Iniplatttform-Gleisdreieck Planungen Yorckstr 20. 06. 12
- Kritik und Alternativen für den westlichen Vorplatz der Yorckbrücken, von M. Bauer 01. 02. 2015
- Antrag auf Einwohnversammlung, BVV Tempelhof-Schöneberg vom 18.02.15
- Einwohneranfrage Yorckstraße BVV F’hain-Kreuzberg, 25. 02. 15
Frühere Artikel
- Der westliche Vorplatz der Yorckbrücken – Bindeglied zwischen Westpark des Gleisdreiecks und Grünzug der Wannseebahn, 3. 03. 2015
- Die Planungen für den westlichen Vorplatz der Yorckbrücken 28. 06. 2012
- Infoveranstaltung: Umgestaltung westlicher Vorplatz der Yorckbrücken, 01. 05. 2012