Um kaum eine Fläche haben sich Anwohner mehr bemüht als die berühmte Brache an der Bautzener Straße. Unzählige Gespräche mit den zuständigen Ämtern und Politikern, Entwicklung eigener Konzepte, mehrere Workshops mit Architekturstudenten, zwei selbst organisierte Ausstellungen, jahrelange Arbeit, aus der schließlich das Konzept des Gebrüder-Grimm-Parks entstand.  Es gibt kaum eine Fläche, bei der Anwohner deutlicher gemacht haben, dass sie diese als Freifläche gestaltet haben möchten, als Grün vor der Haustür, als direkten Zugang des Bautzener Kiezes zum Gleisdreieck-Park, als logischen Teil der über die Bahntrassen verlaufenden Grüntangente und Frischluftschneise.
Nun wurde letzte Woche im Stadtplanungsausschuss ein Entwurf des Architekturbüros Collignon vorgestellt, der all dies ignoriert. Statt Freifläche soll es sieben siebengeschossige sechsgeschossige Wohnblöcke mit 250 Wohnungen geben. Verbunden sind sie mit einem Sockelgeschoss, das den Geländesprung ausfüllt und in dem Läden angeboten werden sollen. Zwischen den Bauten gibt es Lücken, die Sicht aufs Bahngelände würde nicht völlig verbaut. Der Weg, mit dem der Bautzener Kiez über die Brücke Nr. 5 an den Gleisdreieck-Park und an den Grünzug im Süden angeschlossen werden soll, führt über einen schmalen Streifen am östlichen Rand des Grundstücks zwischen den geplanten Bauten und der S-Bahnlinie 2.
Link zu Präsentation von Collignon zur Bautzener Straße
„Baurecht gegen Wegerecht”
so lautet die Argumentation des Bezirks und unterstellt damit die Alternativlosigkeit der Planung. Dabei müssen auch die Hardliner aus dem Stadtplanungsamt zugeben, dass die Fläche nach Baugesetzbuch §35 als Außenbereich gilt, also ohne politischen Beschluss nicht bebaubar ist. Unbeantwortet blieb bis heute auch die Frage, warum das Bezirksamt sein Vorkaufsrecht nicht wahrgenommen hat, als die VIVICO vor Jahren das Grundstück für eine angeblich sehr geringe Summe verkaufte. Mit den Geldern aus dem Programm Stadtumbau West wäre der Erwerb leicht möglich gewesen.
Das Bezirksamt wollte dies nicht, ebenso wenig wie es mit den Anwohnerinitiativen zusammenarbeiten wollte. Auch mit einer grünen Stadträtin wird diese Politik fortgesetzt. Lieber arbeitet das Amt mit einem der Öffentlichkeit unbekannten Investor zusammen, versorgt ihn mit Materialien zur Planungsgeschichte und den neuesten Entwürfen zum Flaschenhalspark östlich der Fernbahn, die im Konzept von Collignon als Illustration mitverwendet werden.
Zur Erinnerung: im Februar diesen Jahres gab es im Rathaus Schöneberg eine Veranstaltung zum Flaschenhalspark. Konsens am Ende der Veranstaltung war, dass der Entwurf, insbesondere für den Eingang an der Yorckstraße überarbeitet und der Öffentlichkeit erneut vorgestellt werden soll. Nun nähert sich der Beginn der Bauarbeiten im Herbst, aber nicht in einer öffentlichen Veranstaltung, sondern so am Rande in einer Investoren-Broschüre (auf Seite 29) bekommt man mit, wie der Eingang an der Yorckstraße nun aussehen soll. Anschaulicher hätte das Bezirksamt seine Haltung zur Bürgerbeteiligung kaum ausdrücken können.
Der Investor
Vor zwei Jahren ging das Gerücht um, ein gewisser Schröder aus Dortmund habe das Grundstück an der Bautzener Straße gekauft. Zufällig kam er auch aus Dortmund, wie die Baumarktkette Hellweg, die das gegenüberliegende Grundstück im Yorckdreieck gekauft hatte. Doch das Gerücht, das Hellweg hinter dem ominösen Schröder stecke, wurde dementiert. Letzte Woche wurde klar, das Grundstück gehört inzwischen der Firma Hellweg. Wie lang schon ist unklar. Die Broschüre des Architekten Collignon nennt keinen Auftraggeber. Auf der letzten Infoveranstaltung zum Baumarkt an der Yorckstraße im Herbst 2011 hatte sich Hellweg ja großzügig bereit erklärt, die Verkehrsberuhigung in der Bautzener Straße zu finanzieren. Jetzt ahnt man warum.
Der Kommentar von Hans
hat sicher die Stimmung im Stadtplanungsausschuss Tempelhof-Schöneberg treffend beschrieben.
Verwaltungsvertreter schüttelte Hände Jubel brandete auf
die Grünen zaghaft und verzahnt in ihre scheinbare Fachkompetenz
Link zum Kommentar. In einer Sache liegt Hans aber wahrscheinlich daneben. Ein Neubau mit einer Miete von 6,50 € ist sicher möglich bei einem günstigen Grundstückspreis. Dass Collignon und Hellweg das anstreben, scheint aber eher unwahrscheinlich.