Infoveranstaltung zum Yorckdreieck

Hellweg präsentierte sich im Rathaus Kreuzberg

Gut gefüllt war der Saal des Rathaus Kreuzberg zur Infoveranstaltung Yorckdreieck am 7. 10. 2010. Eingeladen zur Bürgerversammlung hatte die Geschäftsführung von Hellweg, die auch mit mehreren Personen auf dem Podium saß, darunter der Inhaber Reinhold Semer. Bürgermeister Schulz von Friedrichshain-Kreuzberg und der Tempelhof-Schöneberger Baustadtrat Krömer saßen dagegen im Publikum zusammen mit vielen BVV-Abgeordneten aus beiden Bezirken und zahlreichen Anwohnern.

Im Schnelldurchgang präsentierte sich das Unternehmen Hellweg: 1905 als Holzhandlung  gegründet, 1971 der erste Baumarkt in Dortmund. Heute sind es knapp 90 Baumärkte in ganz Deutschland sowie 6 in Österreich, insgesamt rund 4000 Mitarbeiter. In Berlin gibt es bisher sieben Baumärkte, ebenso im Berliner Umland.

Im Yorckdreieck soll nun der achte Hellweg-Baumarkt in Berlin entstehen. Geplant sind dort 11.000 m² Baumarkt mit einem Fußballplatz auf dem Dach. 90 bis 100 Mitarbeiter sollen hier arbeiten, dazu 10 Auszubildende. Das Projekt bleibt erheblich unter dem baurechtlich Möglichen. Im städtebaulichen Vertrag mit der Vivico hatte das Land Berlin dem früheren Grundstückseigentümer  eine GFZ von 4,0 zugestanden, d. h. 120.000 m² Nutzfläche bei 30.000 m² Grundstücksfläche. Nun wird  nur 10% der möglichen Nutzfläche realisiert – und im Bebauungsplan festgeschrieben, wie Bürgermeister Schulz auf Nachfrage erläuterte. Es sei ein Erfolg, dass hier keine Eiger-Nordwand entstehe, die den Park verschatten sowie die über das Bahngelände verlaufende Kaltluftschneise einschränken würde.

Der Lageplan des Projekts hat sich gegenüber der ersten Veröffentlichung auf diesen Seiten im Juni 2010 kaum verändert. Der Baumarkt liegt an der westlichen Seite des dreieckigen Grundstückes. Hinter dem Baumarkt, zwischen Gebäude und Böschung zum Bahndamm der S-Bahnlinie 1 verläuft die Zulieferung. Die Böschung selbst ist wesentlich schmaler als die heutige (die fünf Kleingartenparzellen, die sich hier befinden wurden schon gekündigt) aber immer noch breit genug, um einen Streifen Grün aufzunehmen.

3D-Ansicht von Westen, aus der Präsenation am 7. 10. 2010
3D-Ansicht von Westen, aus der Präsenation am 7. 10. 2010

Die Ansicht von Osten zeigt den großen Parkplatz mit ca. 200 Stellplätzen. Auf dem Dach des Baumarktes ist der Fußballplatz gut zu erkennen. An der Süd-Ost-Ecke des Grundstücks  ist ein  kleineres Gebäude (1.500 m² Grundfläche) vorgesehen, das für einen Discounter gedacht ist. Man sieht, wie der Weg über die Brücke Nr. 5, die älteste noch vorhandene Yorckbrücke, weitergeht und verschwenkt auf das Dach dieses Discounters. Der östliche Rand zwischen Baufeld und den Trassen  der S2  und S21 wird ebenfalls grün dargestellt, an der Yorckstraße ist er ganz schmal, nach Norden hin, Richtung Gleisdreieckpark, wird er breiter.

3D-Ansicht von Osten, aus der Präsentation vom 7. 10. 2010
3D-Ansicht von Osten, aus der Präsentation vom 7. 10. 2010

Verkehr

In der Diskussion war der Verkehr das erste Thema. In zahlreichen Fragen wurde die Befürchtung ausgedrückt, dass die  stark befahrene Yorckstraße (täglich 30.00 Autos) sowie die Zubringerstraßen wie die Katzbachstraße (Schleichweg zur Stadtautobahn) noch mehr belastet werden. Konkret wurde gefragt, wie viele LKW am Tag, ob eine zusätzliche Spur auf der Yorckstraße eingerichtet wird, ob die Bautzener Straße für den Durchgangsverkehr geschlossen wird? Das sei ein  Schreckensszenario, antwortete Herr Semer vom Podium, man werde ein externes Gutachten zum Thema Verkehr in Auftrag gegen. Nach Herrn Semers Einschätzung werde durch den Baumarkt der Verkehr insgesamt kaum um 2% steigen, erwartet werden ca. 1000 Kunden täglich sowie bis zu 70 LKWs für die Anlieferung. Fahrradstellplätze seien selbstverständlich (die verkaufen wir ja auch) und das Sortiment werde man auch auf die Besucher abstimmen, die mit dem öffentlichen  Nahverkehr kommen. Baustadtrat Krömer bestätigte auf Nachfrage, dass im  Bezirk über eine Sperrung der Bautzener Straße für den Durchfahrtsverkehr nachgedacht würde.

Brücke Nr. 5 und Zugänglichkeit

Viele Fragen kreisten um die Brücke Nr. 5, die älteste der Yorckbrücken, über die vom Bautzener  Kiez aus der Weg über die Yorckstraße hinweg in den zukünftigen Gleisdreieck-Park führen soll. Die Sanierung der Brücke mit Mitteln aus dem Stadtumbau-West ist gesichert. Viele befürchteten nun, dass die Brücke im Nichts enden könnte. Mehrfach sicherte Herr Semer zu, dass die Brücke über das Dach des Discounters weitergehen werde, man werde dafür eine technische Lösung finden, das sei kein Riesenaufwand. Die 3D-Darstellung  aus östlicher Richtung zeigt schon, wie der über die Brücke kommende Weg nach rechts abbiegt und dann über das Dach des Discounters führt. Trotzdem beklagte B. Jirku (SPD Schöneberg), hier werde eine Blockade geplant, die ebenerdige Zugänglichkeit sei das Problem. Im Zusammenhang mit der Nutzung des Sportfeldes auf dem Dach des Baumarktes wurde jedoch zugesagt, dass der Sportplatz auch außerhalb der Geschäftszeiten des Baumarktes  genutzt werden kann. Defacto würde das bedeuten, dass der Parkplatz auch nach Feierabend geöffnet sein müßte. Dafür ein vernünftiges Konzept zu finden, wird allen Beteilgten noch erheblich Kopfzerbrechen bereiten.

Sport

Von der Zugänglichkeit des Sportplatzes außerhalb der Geschäftszeiten war schon die Rede. Herr Hammer vom Landessportbund erinnerte an den alten Konflikt am Gleisdreieck (Sport-Kleingärten), der nun aber begraben sei. Konkret fragte er nach den Maßen des Fußballplatzes auf dem Dach. 45 m in der Breite seien zwar fifa-gerecht, in Berlin seien ihm aber höchsten zwei Plätze bekannt, die so schmal sind, besser sei ein breiterer Platz (65 m). Außerdem fragte er nach den Abstandsmaßen, also wieviel Platz noch rund um das Spielfeld da ist, sowie nach den Umkleiden. Herr Semer antwortete, dass es für die Umkleiden ein separates Gebäude geben werde, die Zugänglichkeit außerhalb der Geschäftzeiten sei kein Problem, aber wer wann dort spielt, da wolle man sich raushalten, dass müßten die Bezirksverwaltungen klären. Axel Seltz, SPD-Abgeordneter in Tempelhof-Schöneberg fragte nach, ob der Sportplatz auch planungsrechtlich gesichert werde. Bürgermeister Schulz antwortete hierauf, dass im Detailbebauungsplan für das Yorckdreieck die Hellweg-Planung aufgenommen werde und damit auch der Sportplatz planungsrechtlich gesichert wird.

Städtebau, Ästhetik und Natur

Michael Schill, Abgeordneter der CDU in Friedrichshain-Kreuzberg sprach vom großflächigen Einzelhandel, mit dem das Wohngebiet umzingelt werde, ein Abgordneter der SPD Tempelhof-Schöneberg merkte grundsätzlich an, ein Baumarkt sei eher etwas für den Stadtrand (die daraus resultierende Verkehrstudie wäre mal interessant zu lesen) und stellte fest, dass es hier schon eine Überversorgung an Baumärkten und großflächigen Einzelhandel gäbe. An dieser innerstädtischen  Fläche hätte er sich eine „baukulturelle Anstrengung“ erhofft. Marlies Funk, AIF-Bautzner Straße forderte eine ästhetische Qualifizierung – aufgrund der innerstädtische Lage und der Nähe zum Potsdamer Platz. Edelgad Achilles forderte den Respekt der vorhandenen Vegation auf dem Gelände. Die Antwort auf die Frage nach der Architektur lautete, dass der Anpruch an Ästhetik ernstgenommen wird. Bei der Fassade zur Yorckstraße wolle man viel Glas verwenden. Nicht veränderbar sei jedoch die CI, der rote Schriftzug mit dem Firmennamen Hellweg. Die vorhandene Vegetation werde vor Baubeginn untersucht und wenn nötig, werde ökologischer Ausgleich geleistet.
Bürgermeister Schulz regte an, vor allem die Freiflächengestaltung, also die  Gestaltung des Platzes nach Süden zur Yorckkstraße zu nutzen, um das Projekt städtebaulich zu qualifizieren. Er stelle sich hier Vegetation mit städtebaulicher Wirkung vor.

Zeitplan

Die fünf Kleingarten-Parzellen sind schon verlassen, bis Ende diesen Jahres sollen auch die anderen Nutzer das Gelände verlassen. Danach können dann bauvorbereitende Maßnahmen durchgeführt werden, z. B. die Entsorgung von Altlasten, die auf dem Gelände mit Tankstellen, Autoreparaturwerkstätten  und jahrelanger Nutzung als Schrottplatz zu erwarten sind. Parallel dazu soll das Bauleitverfahren laufen, das ca. 9 – 12 Monate dauern wird. Dann kann gebaut werden, die Bauzeit wird auf ca. 5 Monate geschätzt. Sobald die Gutachten zum Verkehr (u. a.) vorliegen, soll es eine weitere öffentliche Veranstaltung geben. In der Zwischenzeit bot die Fa. Hellweg allen Interessierten an, separate Gespräch zu führen. Einige Teilnehmer nutzen das Angebot und gaben ihre Visitenkarte beim Podium ab.

Zum Schluß ein Lob

Matthias Seidensticker von der Anwohnerini Bautzener Straße tat etwas, was sehr selten auf solchen Veranstaltungen passiert: er lobte den Investor für die Bereitschaft zum Gespräch und für seine  Offenheit in diesem frühen Planungsstadium. Das Lob verband er mit einer Aufforderung an den Tempelhof-Schöneberger Baustadtrat Krömer, einen anderen Investor (Schröder Immobilien aus Dortmund), der die Brachfläche südlich der Yorckstraße entlang der Bautzener Straße gekauft hat, ebenfalls zu einem solch offenen Gespräch einzuladen.

Eindrücke vom Yorckdreieck, Sommer 2010

3 Kommentare zu “Hellweg präsentierte sich im Rathaus Kreuzberg

  1. bereich Nahversorgungsladen.
    nach der Planstudie muß der gesamte alte Bahndamm und das Zwischenstück zur S2 abgetragen
    werden und die entstehende ebenerdige Fläche zur Yorckstraße umfasst dann den östlichen UBahn Eingang.Die dort stehenden vier großen Baüme werden verschwinden.
    am östlichen Rand des Dreiecks muß dann eine Mauer den Hang zur S2 stützen.
    oder wird die Schleife auf dem Dach dann auf einem Restdamm enden der ja an der S2 Seite nicht
    verändert werden kann .?Stell ich mir komisch vor.
    Außerdem gebe ich mal zu bedenken,daß bei der Kürze der Bauzeit auch überlegt werden könnte,daß dieser Grundstückserwerb als langfristige Investition die Erben des Herrn Semer glücklich machen soll wenn dann der Wert dieses Yorckdreiecks vervielfacht alle Bedenken zerfetzt und doch die hübschen Bildchen der Vivico was diesen Bereich betrifft und meiner Ansicht nach immer noch auf deren Web Seite zu bewundern sind,realisiert werden.
    Dann korrespondierende Hochhäuser zum Potsdamer Platz die stromlinienförmigen Zukunfstmenschen froh und glücklich machen.

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