Von Freitag den 24. Mai von 17 Uhr bis Montag, den 27. Mai um 4 Uhr morgens wird die Yorckstraße unter den Brücken gesperrt werden. Grund ist der Wiedereinbau der Yorckbrücke Nr. 17 – tausendzweihundertzwölf Tage nach dem Ausbau im Winter 2016. In den frühen Morgenstunden des Samstag, 25.05.19 wird die 28 m lange und 3,6 m breite Brücke mit einem Schwerlastkran eingehängt werden. Bis Pfingsten soll sie dann benutzbar gemacht werden. So entsteht eine neue Verbindung für Fußgänger und Radler zwischen Ostpark des Gleisdreiecks und Flaschenhals. Anschließend soll die jetzt genutzte Verbindung, die Yorckbrücke Nr. 10 abgebaut und zur Instandsetzung in eine Stahlbaufirma gebracht werden.
Warum die Sanierung solange gedauert hat
Die Yorckbrücken 11, 14, 15 und 17 waren im Januar 2016 ausgebaut worden, obwohl damals kein Konzept zur Sanierung vorlag. Der Tagesspiegel hat es genau ausgerechnet: zwei Jahre, neue Monate und sieben Tage rosteten die Brücken auf der Hochfläche hinter dem Baumarkt Hellweg vor sich hin, bevor sie in die Hallen der Firma Heckmann GmbH & Co. KG in Hohenschönhausen gebracht wurden. Grund für dieses Rost-Intermezzo war die Uneinigkeit innerhalb der Verwaltung darüber, wie die Sanierung ausgeführt werden sollte.
Erst in der Veranstaltung am 14. 03. 2019 im Deutschen Technikmuseum wurde öffentlich berichtet, wobei es darum ging: Die Yorckbrücke Nr. 17 ist wie meisten Yorckbrücken ein sogenannter Gerberträger. Das heißt, der Brückensteg besteht aus drei Teilen, der mittlere Teil liegt auf den Stützenpaaren seitlich der Fahrbahnen auf. Jeweils zwei kurze Träger liegen auf Konsolen des mittleren Trägers auf und überbrücken die seitlichen Fuß- und Fahrradwege bis zu den seitlichen Stützmauern. Diese Konstruktion wurde gewählt, um Verformungen bei schweren Lasten zu vermindern.
Die Yorckbrücke Nr. 17, Baujahr 1908 stammt aus einer Zeit, als schwere Lastwagen noch Sciencefiction waren. Würde ein heutiger 30-Tonner gegen die Stützen prallen, könnte er die Konstruktion des aus drei Elementen bestehenden Brückenstegs zum Einsturz bringen. Diese Gefahr soll – zumindest für die sanierten Brücken – gebannt werden. Bei den Yorckbrücken 1, 12, 13, 16, 18, 19, 20, 23 bis 30, also bei vierzehn weiteren Brücken bleibt die Gefahr bestehen, vermutlich ohne dass dies die zuständigen Brückenspezialisten in der Senatsverwaltung schlecht schlafen lässt.
Bei der Sanierung der Yorckbrücken 11, 14, 15 und 17 wurden nun aus den Drei-Feld-Trägern Einfeld-Träger gemacht. Neue, genietete Bleche verbinden die Stege der Träger. Die Gurte der Stege wurden durch zusätzliche Bleche aufgedoppelt. So entstehen durchlaufende Träger, die auf den Stützmauern nördlich und südlich der Yorckstraße aufliegen. Die Stützen sind nun überflüssig. Zwar sind sie vom Rost befreit und frisch gestrichen, aber sie sind nicht mehr gelenkig gelagert, sondern unten eingespannt und zwischen Stütze und Brückenträger entsteht eine kleine Lücke, die mit einem Neoprenkunststoffpolster gefüllt wird.
Gefakte Stützen und ein völlig anderes Tragwerk – denkmalgerecht ist die Sanierung nicht. Außerdem aufwendig und teuer, so dass der Erhalt des Yorckbrücken als Ensemble schwer finanzierbar erscheint. Aber gab – gibt es Alternativen?
Vorschlag für die Umgestaltung der Yorckstraße
Ein mögliche Alternative könnte sein, den Anprall von LKW’s auf die Stützen zu verhindern, durch einen Anprallschutz, wie er z. B. im Bülowbogen an den Stützen des U2-Viaduktes besichtigen ist. Der Anprallschutz benötigt jedoch Platz. Gibt es den unter den Yorckbrücken? Bei der Sanierung der Yorckbrücke Nr. 5 im Jahr 2012 wurde die Frage gestellt und schließlich verneint.
Doch der Platz kann geschaffen werden. Die folgenden Querschnitte der Yorckstraße zeigen den jetzigen Zustand und eine mögliche Änderung. Wenn wir die Fahrbahnen der Autos von vier auf zwei reduzieren, entsteht der notwendige Platz. Die jeweils rechte Fahrspur wird zum Fahrradweg. Der Fahrradweg wird durch eine durchgehende Barriere von den Autofahrspuren abgetrennt. Diese durchgehende Barriere wird so ausgebildet, dass sie gleichzeitig als Anprallschutz der Brückenpfeiler dient.
UPDATE 22.05.2019: Bei der ersten Veröffentlichung der beiden Zeichungen am 21.05.19 hatte ich versehentlich eine alte Version mit nicht ganz zutreffenden Maßen ausgewählt. Nun am 22.05.19 habe ich die Bilder ausgetauscht gegen die aktuelle Version mit vor Ort überprüften Maßen.
Ist eine Reduzierung der Fahrbahnen auf zwei Spuren für Autos verantwortbar – oder produzieren wir hiermit unendlichen Stau?
Die Praxis der letzten Monate hat gezeigt, dass kein Stau entsteht. Denn wegen der aktuellen Bauarbeiten stehen zur Zeit nur zwei Fahrspuren zur Verfügung – und der Verkehr fließt trotzdem. In einer weiteren Ausarbeitung des Straßenumbaus müsste man über die notwendigen Abbiegespuren und die Bushaltestellen nachdenken. Da gibt es Spielraum, wie z. B. am östlichen Ende der Yorckbrücken und an der Kreuzung zur Bautzener Straße zu sehen, wo die Straße in fünf Fahrspuren aufgeteilt ist. Im Bereich der beiden Parkeingänge in den Ostpark und in den Flaschenhals gibt es seitlich mehr Platz. Hier könnten Buchten für Bushaltestellen so angeordnet werden, dass ein haltender Bus nicht den Verkehr hinter sich blockiert.
Ein Umbau der Yorckstraße kostet natürlich Geld, bietet aber große Vorteile:
- Er ermöglicht eine tatsächlich denkmalgerechte und kostengünstigere Sanierung der dreizehn Yorckbrücken 12, 13, 16, 18, 19, 20 sowie 23 bis 30. (Die Yorckbrücke Nr. 1 lasse ich hier weg, da sie für den Bau der Stammbahn nach Potsdam durch einen Neubau ersetzt werden wird, ebenso die Yorckbrücken 6, 7 und 8, die für den Neubau der S2/s21 und des Bahnhofs Yorckstraße durch Neubauten ersetzt werden.)
- Er würde die Nachrüstung (angeblich 800.000,- € teuer) der schon sanierten Yorckbrücke Nr. 5 überflüssig machen.
- Er verbessert die Verkehrssituation unter den Yorckbrücken dauerhaft.
Link zur Pressemitteilung der Senatsverwaltung vom 22.05.19