Fit für die nächsten hundert Jahre

Der Neubau des stählernen Viadukts der U1 im Gleisdreieck

von Matthias Bauer

1913 gebaut, 1926 in Betrieb gegangen, seit ein paar Jahren von unten eingepackt, damit keine durch Rost abplatzenden Teile auf Parkbesucher herunterfallen können – das stählerne Viadukt der U1 über dem ehemaligen Potsdamer Güterbahnhof war nun fast 100 Jahre im Einsatz. Nun soll es durch einen Neubau ersetzt werden. Etwa 350 Mio. € will die BVG für zahlreiche Sanierungen zwischen U-Bhf. Mendelssohn-Bartholdy-Park und Uhlandstraße ausgeben: Tunnel, neue Gleichrichter, Zugsicherungssysteme, elektronische Stellwerke und neue Brücken. Für das Viadukt der U1 im Gleisdreieck – in der Sprache der BVG „U1/U3 Ersatzneubau BW XII“ genannt – sollen laut Kostenschätzung 63 Mio. € ausgegeben werden, für die daran anschließende Dennewitzbrücke werden 11 Mio. € veranschlagt.

  1. Baubeginn soll im Februar 2028 sein, die Inbetriebnahme ist für Juni 2030 geplant. Der Abriss der alten Brückenkonstruktion ist vom Denkmalamt schon genehmigt. Die Planfeststellung soll ab März 2025 stattfinden. Die neue Brücke wird aus der Ferne eine unveränderte Silhouette zeigen. Aus der Nähe wird die die neue Konstruktion aus Stahl-Hohlkammerprofilen jedoch wesentlich weniger filigran wirken.

Als Baustellenflächen werden wichtige Teile des Westparks in Anspruch genommen werden. In den Ausschreibungsunterlagen der BVG findet sich dazu ein Lageplan. Leider kann ich den an dieser Stelle nicht zeigen, weil die Pressestelle der BVG (Das ist Berlin) ihre Zustimmung dazu verweigerte. Deswegen nun die textliche Beschreibung.

Die Baustellenflächen befinden sich zum großen Teil südlich der U1. Die Wiesen nördlich der Achse Kurfürstenstraße und das Schotterfeld bis hin zur U1 werden als Baustellenflächen benötigt. Nördlich der U1 sind es nur ein paar Meter. 26 Bäume und alle Einrichtungen des Parks müssen entfernt werden. Ein Weg für Parkbesucher in Nord-Süd-Richtung – zwischen Zäunen durch die Baustelle hindurch – soll erhalten bleiben. Wenn Kräne im Einsatz sind, also„schwebende Lasten“ bewegt werden, muss der Weg natürlich geschlossen werden. Die Wegeverbindung zwischen Ost- und Westpark bleibt immer erhalten. Der Wasserspender am Königskerzenfeld soll etwas nach Süden verlegt werden.

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Baustellenzufahrten wird es geben von der Pohl- und von der Schöneberger Straße. Die hauptsächliche Baustellenzufahrt erfolgt jedoch über den Parkeingang in der Kurfürstenstraße, der mit einem Gittertor versehen wird. Glücklicherweise bleiben die Holzterrassen am Tunnelmund erhalten. Von dort aus können Interessierte das Baugeschehen dann bequem verfolgen.

In ersten Schritt werden die vier Elemente des alten, 194 m langen Stahlviadukts von großen Krananlagen ausgehoben und dann vor Ort zerkleinert, da sie sonst nicht abtransportiert werden könnten. Für das Zerlegen werden die Fachwerkträger eingehaust zum Schutz von Staub und Lärm. Die Einhausungen können später dann für die Arbeiten an den neuen Fachwerkträgern genutzt werden.

Bevor die neuen Brückenteile kommen, werden alle Fundamente überarbeitet bzw. neu gebaut. Es gibt drei gemauerte Stützen, die durch Betonkonstruktionen ersetzt werden sowie zwei Achsen mit Pendelstützen aus Stahl.

Die Fundamente werden entweder ergänzt oder durch Tiefgründungen ersetzt, um Auswirkung auf benachbarte Bauten zu vermeiden. Westlich befindet sich die neue Tiefgarage des Wohnpanoramas unter der Hochbahn, durch deren Bau laut Ausschreibungsunterlagen der BVG der Dennewitzpfeiler etwas in Schieflage geraten ist. Dann folgt ein kurzes Stückchen ohne Unterbau, weiter östlich folgt unterirdisch der Tunnel der Fernbahn mit dem zukünftigen Abzweig für die Regionalbahn nach Potsdam und schließlich das Grundstück der Urbanen Mitte. Die östlichen Pendelstützen aus Stahl stehen benachbart zu den beiden geplanten 90-Meter-Türmen der Urbanen Mitte und der geplanten neuen S-Bahn S21 mit dem Umsteigebahnhof zur U1 und U2.

Wenn Fundamente und Stützen fertig sind, können die neuen Brückenteile montiert werden. Als erstes wird das ca. 65 m lange Teil westlich zwischen den Gebäuden des Wohnpanoramas eingehoben. Dazu werden zwei große Raupenkräne in Einsatz sein. Einer wird in der Dennewitzstraße kurz vor der Ecke Pohlstraße stehen, der zweite südlich der U1 im Westpark. Ein Einschieben der Brücke ist nicht möglich, da die Tragfähigkeit der Tiefgarage dafür nicht ausreicht. Die drei anderen andere Brückenteile werden dann im Anschluss eingehoben und durch Verschiebung Richtung Osten in die jeweils richtige Postion gebracht.

Hoffen wir, dass bei den Bauarbeiten alles gut geht, und es zu keinen großen Verzögerungen kommt. Bin gespannt wie der Park sich während der Bauzeit verändern wird, z. B. ob er weiterhin so gut besucht wird wie in den letzten Jahren.

Das Gleisdreieck wird geprägt durch die stählernen Viadukte der U1 und der U2, sie bilden den urbanen Rahmen des Westparks, machen den Park zu einem urbanene Treffpunkt.

Über den Viadukten thront der U-Bahnhof Gleisdreieck. Als den Kopf einer Spinne beschrieb Günter Grass einst den Bahnhof, die Gleise als ein von  der Spinne gesponnenes Netz. Anstelle des Spinnennetzes gibt es heute Westpark. Die Eisenbahn ist nur noch dezent vorhanden. Parkbesucher sitzen auf ihr, auf den Holzterrassen am Tunnelmund.

In den kommenden Jahren wird die Eisenbahn wieder präsenter werden, mit der Regionalbahn nach Potsdam, die die Wiese des Westparks unterfahren wird, um dann zwischen den Beachvolleyballfeldern aufzutauchen. Später, vielleicht 2035, kommt dann die S21 dazu mit dem neuen Umsteigebahnhof am Gleisdreieck. Mit der S21 wird dann eine weitere Bahn den Westpark als Hochbahn durchqueren.

Das Gleisdreieck ist eben nicht nur Park sondern auch Bahngelände.

Alle Infos zum Bau und Bauablauf aus: “Entwurfsplanung U1/U3 Bauwerk XII Ersatzneubau Brücke, Stand 05/2024”

Link zu den Ausschreibungsunterlagen der BVG:

Vergabeplattform | Vergabekooperation Berlin

Mehr Infos zu den Planungen für die Regionalbahn nach Potsdam und für die S21 hier:

https://gleisdreieck-blog.de/2017/04/09/neues-konzept-fuer-den-bahnverkehr-das-gleisdreieck-koennte-wieder-zur-baustelle-werden/

 

Veröffentlicht in Potsdamer Güterbahnhof - WestparkTagged , , ,

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3 Kommentare zu “Der Neubau des stählernen Viadukts der U1 im Gleisdreieck

  1. Lieber Matthias, danke für das ausführliche Update. Wo genau in den Unterlagen der BVG findet man die Graphik zur Baustellenplanung? Danke für einen Hinweis.

    1. Unter folgendem Link kann das Paket der Ausschreibungsunterlagen heruntergeladen werden.

      https://vergabekooperation.berlin/NetServer/TenderingProcedureDetails?function=_Details&TenderOID=54321-Tender-193785559fe-7cca7b7fb641dd39Dar

      In den heruntergeladenen Dateien befindet sich ein Ordner mit dem Namen „INF1-0826-2024_Anlage LB2_Planungsstände der Teilprojekte“
      Darin befindet sich ein weiterer Ordner mit dem Namen „TP1_EN BW XII“, darin dann das Dokument „TP1_EN BW XII.pdf“ öffnen, dort auf Seite 59 . . .

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