Nachbarschaftshilfe

Der Gabenzaun am Parkeingang Bülowbogen

Seit Ende März gibt es unter dem Hobahnviadukt der U2 am Bülowbogen direkt neben dem Eingang in den Westpark einen Gabenzaun. Plastikbeutel an dem Gitterzaun geknotet, gefüllt mit belegten Broten warten dort auf die Hungrige. Der Platz ist ideal. Durch die Hochbahn regengeschützt und gleichzeitig ein Ort, an dem sich viele Wege kreuzen.

Initiatoren des Gabenzauns waren Dennis Riechmann und seine Freundin Lea, die hier am Parkeingang und an einem weiteren Standort – am Gemeinschaftsgarten in der Frobenstraße – begannen, während des Shut-Downs die Obdachlosen im Stadtteil zu versorgen.

Arbeit auf der Straße ist Dennis vertraut. Dennis ist Teil des Präventionsteam von Outreach, das unter anderem dafür sorgt, dass nicht Drogenkonsumenten die Jugendlichen von Spiel- und Bolzplätzen verdrängen. In Corona-Zeiten wurde nun die Betreuung der Obdachlosen zur Hauptaufgabe des Outreach-Teams.

Dennis Riechmann vom Präventionsteam Outreach vor dem Gabenzaun unter der U2 im Bülowbogen.

Gut vorbereitet am 27. März – eine Woche nach Beginn des Shut-Downs – begann die Aktion. Zuvor hatte sich Dennis um die Genehmigung des Grünflächenamtes gekümmert, denen der Zaun unter dem Hochbahnviadukt gehört. Auch die BSR, die den Platz hinter dem Zaun nutzt, war einverstanden. Und der REWE-Supermarkt in der Potsdamer Straße unterstützte die Aktion mit großzügigen Lebensmittelspenden.

Dreimal täglich schmierte Dennis Stullen mit Käse und Wurst, dazu gab es Äpfel, Bananen, Nüsse, und Süßigkeiten – Dinge, die schnell Energie liefern, werden auf der Straße gebraucht, wie Dennis sagt. Auch Getränke und Hygieneartikel, z. B. Tempotaschentücher u. a. dürfen nicht fehlen. Dreimal täglich bestückte Dennis die beiden Gabenzäune neu. Das Angebot wurde schnell entdeckt und kontinuierlich genutzt.

Mit der Zeit beteiligten sich weitere Anwohner, so dass das Angebot am Gabenzaun noch reichhaltiger wurde. Zu Nahrungsmitteln kam Kleidung dazu – Schals, Mützen, Hosen, Schuhe.

Der Gabenzaun, Aufnahme am 4. April 2020
Der Gabenzaun, Aufnahme am 4. April 2020

Doch es gibt offensichtlich auch Anwohner, denen der Gabenzaun missfällt. Insgesamt viermal wurde der Zaun komplett abgeräumt. Dennis fand die Sachen wieder in einem benachbarten Müllplatz, der abgesperrt ist und zu dem nur Anwohner der benachbarten Häuser Zugang haben. Die Taten wurde bei der Polizei angezeigt. Sollten die Anzeigen zu einem Ergebnis führen – was unwahrscheinlich ist – erfahren wir vielleicht eines Tages, was die Anwohner getrieben hat.

Deswegen war der Gabenzaun nun einige Tage verwaist. Dennis überlegte, ob der weitermachen sollte. Denn bei dem schönen Wetter haben die Obdachlosen ja auch wieder die Möglichkeit, im Park Pfandflaschen zu sammeln und so ein paar Euro zu verdienen. Von daher ist der Bedarf sicher niedriger als vor vier Wochen.

Doch nun macht Dennis doch weiter, auch weil er und Lea inzwischen nicht mehr die einzigen sind, die den Gabenzaun bestücken. Und der Bedarf scheint nach wie vor da zu sein. Die gestern Mittag aufgehängten Beutel mit Getränken und Süßigkeiten und die Klamotten, die über dem Zaun hingen, hatten bis zum Abend schon Abnehmer gefunden.

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