Ohne vorherige Ankündigung wurde in dieser Woche die beliebte Spielfläche unter der U1 mit einem Bauzaun abgesperrt. Unter der Überschrift „Gut gerüstet“ informiert die BVG auf Plakaten am Bauzaun, dass die über hundert Jahre alte Brücke durch einen Neubau ersetzt werden soll. Ab Mitte Juni wird ein Gerüst gestellt werden, mit dessen Hilfe die Brücke häufiger kontrolliert, bei Bedarf gewartet werden kann. Der Neubau der Brücke soll jedoch erst im Jahr 2020 kommen und dann ca. 1 bis 1 1/2 Jahre dauern.
Deutlicher wird die Pressesprecherin der BVG, wenn sie sagt, dass sie ihre Kinder dort nicht mehr spielen lassen würde. Nach Ansicht der BVG besteht die Gefahr, dass Teile von der Brücke herunterfallen. Das Gerüst soll also auch dazu dienen, diese Teile abzufangen. Die Durchgänge auf den Wegen bleiben jedoch erhalten. Die Spielfläche selbst soll innerhalb des Parks verlegt werden. Dafür ist eine Fläche unter der U2 im Gespräch, demnächst soll eine Sitzung des Nutzerbeirats des Parks stattfinden, um darüber zu entscheiden.
Aufnahmen am 3. Juni. In der Nacht zum Samstag wurde ein Großteil der Bauzäune umgestürzt.
Erstaunlich ist jedoch die Plötzlichkeit, mit der dieses Bauwerk nach über hundert Jahren an sein Limit kommt, so dass man kurzfristig die Spielfläche absperrt und sich erst anschließend Gedanken um Alternativen macht. Bei rechtzeitiger Information hätte man das auch andersherum handhaben können.
Wie die neue Brücke aussehen wird, ist noch unklar. Sicher wird es Vorgaben des Denkmalschutzes und einen Gestaltungswettbewerb geben. Am Beispiel des Viaduktes der U2, das in den 90er Jahren neugebaut wurde, werden die Schwierigkeiten eines solchen Wettbewerbs sichtbar. Zwar entspricht die Konstruktion der U2 aus der Ferne betrachtet der alten. Aber gebaut nach heutigen Normen und mit heutigen Technologien sieht die Brücke aus der Nähe dann doch ganz anders aus. Die Stahlkonstruktionen der Stützen wurden durch massive Betonpfeiler ersetzt, die mit historischen Formen spielen und mit gelben Klinkern verkleidet sind. Die Konstruktion der Fachwerkträger wurde stark vereinfacht, die Anzahl der Streben reduziert, die gleichzeitig wesentlicher dicker dimensioniert wurden. Es fehlen die Nieten, das Filigrane der Brücke ist verloren gegangen. Eine Lösung zu finden, die dem Denkmalschutz gerecht wird, aber doch zeitgemäße Technologien verwendet, müsste das das Ziel des Gestaltungswettbewerbs sein. Nach dem Gestaltungswettbewerb folgt dann die europaweite Ausschreibung zur Ausführung des Bauwerks.
Während des Brückneubaus wird kein Schienenersatzverkehr notwendig sein. Die U1 aus Osten kommend wird am U-Bhf. Gleisdreieck enden, dort kann man dann in die U12 umsteigen, die bis Nollendorfplatz auf Trasse der U2 fährt.
Ein besondere Schwierigkeit bei der Realisierung wird darin bestehen, dass die Brücke am westlichen und am östlichen Rand auch „Baufelder“ überbrückt. Für das Baufeld an der Dennwitzstraße, ist der Bebauungsplan beschlossen. Laut Bebauungsplan darf das Hotel nördlich der U1 bis auf 4 m an das Viadukt heranrücken, das Wohnhaus südlich der U1 ebenso. Natürlich ist es fragwürdig, Aufenthaltsräume für Menschen so nah an dem U-Bahnviadukt zu bauen, aber wohl nicht mehr zu ändern. Für den Brückenneubau bewirken diese Gebäude, dass es kaum noch möglich sein wird, einen Kran zwischen Gebäude und Brücke aufzustellen. Dieser Mangel an Baufreiheit wird den Neubau der U-Bahnbrücke kompliziert und kostspielig machen.
Als in den 90er Jahren die U2 saniert wurde, war das einfacher. Damals mussten einige Kleingärtner ihre Parzellen räumen, weil diese zu dicht an dem Viadukt waren.
- Link zur Pressemitteilung der BVG “Gut gerüstet” vom 30.05.2017
- Link zu den Bebauungsplanunterlagen des Baufelds Dennewitzstraße
- Link zum Vorhaben und Erschliessungplan Dennewitzstraße, in dem die geringen Abstände zwischen Wohnbauten und Brücke festgelegt sind.
- Link zu Planunterlagen des U-Bahnviadukts in den Bebauungsplanunterlagen Dennewitzstraße