An den vorbereitenden Fach- und Bürgerdialogen zur Projektentwicklung „Urbane Mitte Gleisdreieck“ waren die Denkmalschützer nicht beteiligt, ebenso wenig an den Jurysitzungen des städtebaulichen Wettbewerbs im Herbst 2015. In einer gemeinsamen Stellungnahme im Vorfeld des Wettbewerbs haben die Denkmalschützer vom Bezirk und vom Land erklärt, dass die Wettbewerbsvorgaben keine denkmalverträglichen Beiträge zugelassen hätten und dass es von daher keinen Sinn mache, einzelne Wettbewerbsbeiträge aus Sicht des Denkmalschutzes zu beurteilen. Hier der Text der Denkmalschützer im Wortlaut:
Eine differenzierte Einzelbeurteilung der Wettbewerbsentwürfe ist aus denkmalfachlicher Sicht nicht erforderlich, weil die Wettbewerbsvorgaben (Regelungen des städtebaulichen Vertrags hinsichtlich Zuschnitt der Bebauungsfläche und Ausnutzungsvorgaben / höchste wirtschaftliche Flächeneffizienz) keine denkmalgerechten oder auch nur denkmalverträglichen Beiträge zugelassen haben, die eine angemessene Wirkmöglichkeit der Denkmale garantieren.
Dies gilt auch für das geschichtlich und stadträumlich hochbedeutende Kreuzungsbauwerk des U-Bahnhofs Gleisdreieck und die hier verkehrstechnisch spektakulär zusammentreffenden Hochbahnviadukte.
Wie aus der als Anlage beigefügten Denkmalkarte hervorgeht, sind das Wettbewerbsgebiet und seine unmittelbare Umgebung entscheidend durch den Bestand gewichtiger Verkehrs-, Technik-und Ingenieurbaudenkmale geprägt. Es ist aus Sicht der Denkmalbehörden völlig unverständlich, weshalb ein städtebaulicher Realisierungswettbewerb für einen derart denkmalgeprägten Standort ohne Beteiligung der zuständigen Denkmalbehörden, ohne Berücksichtigung denkmalpflegerischer Interessen und Mitwirkung von Denkmalexperten im Preisgericht erfolgt.
Aus Konservatorensicht macht es keinen wesentlichen Unterschied, ob es eine durchgehende “Sockelbebauung” gibt, oder auf diese verzichtet wird. Auch ist zu befürchten, dass es auf Grund des komplizierten Baugrundes (Statik) im südlichen Abschnitt des Geländes zu einer weiteren Verdichtung im mittleren und nördlichen Teil des Geländes kommen könnte, wodurch der Bahnhof und die Hochbahnviadukte in ihrer Wirkung noch weiter bedrängt werden würden.
Die Neubaukörper verbauen die historisch gewachsene und stadtbildprägende Erfahrbarkeit der denkmalgeschützten Bauten sowohl vom nördlichen Teil als auch vom südlichen Teil des Westparks. Die legendäre atmosphärische Strahlkraft des Ingenieurbauwerks für den umgebenden Stadtraum ist durch die zu erwartende extreme Verdichtung verloren.
Physisch scheint der Denkmalbestand durch die vorliegenden Entwürfe im jetzigen Planungsstand wenig betroffen. Der konkrete Umgang mit der denkmalgeschützten Substanz (z.B. Viaduktbögen) oder mit Oberflächen ist naturgemäß zu diesem Zeitpunkt und im derzeitigen Planungsmaßstab nicht prüffähig und beurteilbar. Einzelheiten hinsichtlich der zu erhaltenden Bausubstanz im Einzelnen sowie der Materialität, Farb-und Formgebung sind mit der Denkmalpflege frühzeitig abzustimmen. Eine Bestandserfassung der Viaduktbögen, die für eine Nutzung vorgesehen sind, ist notwendig. Sie bildet eine verlässliche Entscheidungsgrundlage für konservatorische Detailaussagen. Sinnvoller Zeitpunkt dafür ist im Vorfeld des Bauantragsverfahrens.
Vorsorglich weisen wir darauf hin, dass das zur Bahnhofsanlage Gleisdreieck gehörige Gleichrichterwerk Luckenwalder Straße 6a als Teil der Gesamtanlage in die Denkmalliste aufgenommen werden wird.
Dr. Sabine Schulte, Landesdenkmalamt Berlin
Olav Vogt, Untere Denkmalschutzbehörde Friedrichshain-Kreuzberg”
Noch bis Dienstag 15. März 2016 können Ihr Euch beteiligen am Bebauungsplanverfahren “Urbane Mitte Gleisdreieck”. Am einfachsten und schnellsten geht das Online. Hier findet ihr das Formular für die Eingabe:
Link zum Online-Formular auf den Seiten des Bezirksamtes F’hain-Kreuzberg
Alternativ (oder falls es mit der Online-Stellungnahme nicht klappt) kann man seine Anmerkungen auch auf dem Postwege an das
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
Abteilung für Planen, Bauen und Umwelt
Stadtentwicklungsamt
Fachbereich Stadtplanung
Yorckstraße 4-11 in 10965 Berlin
senden. Hier können auch in bzw. vor Zimmer 512 die vollständigen Planungsunterlagen eingesehen werden.