Berlin-Gleisdreieck nennt Simon Huhn sein Bild. Eine U-Bahn – könnte eigentlich überall sein – aber die Details in den Spiegelungen sind ortsspezifisch. Es ist eine neue Perspektive auf einen vertrauten Ort. Mehr Bilder von Simon Huhn auf seiner Website www.simonhuhn.de/ und zur Zeit im Restaurant “Dwin”, in der Uhlandstraße 157, Berlin-Wilmersdorf.
Perspektivwechsel zwei
Jahrelang gab es vom Gleisdreieck hauptsächlich Hiobsbotschaften zu vermelden: der städtebauliche Vertrag, der zu viele Bauflächen einräumte, die schmerzhaften Verluste an historischen Spuren und wildem Grün auf dem Anhalter Güterbahnhof entlang der Möckernstaße durch eine zu wenig auf den Ort eingehende Parkplanung, die schlecht funktionierende Bürgerbeteiligung, die Streitereien innerhalb der Bürgerinitiativen, die schließlich zur Auflösung der Parkgenossenschaft Gleisdreieck führten.
Doch nun ändert sich die Perspektive: es gibt Erfolge zu vermelden.
Vor wenigen Wochen wurden die Kleingärten auf dem Potsdamer Güterbahnhof gesichert. Nun heißt es nicht mehr Kleingärten oder Sport, sondern Kleingärten und Sport. Das ist das Ergebnis der Arbeit des Runden Tisches, den Bürgermeister Schulz einberufen hatte. Für den Sport ist eine Lösung vorgeschlagen, die mich erinnert an den Slogan zwischen „Biotop und Technotop“, unter dem ich ab Ende der 90er Jahre viele Stadtführungen übers Gleisdreieck durchgeführt habe. Doch damit die Technotop-Lösung mit dem Fußballplatz auf dem Dach des Baumarktes im Yorckdreieck tatsächlich zustande kommt, muss noch viel getan werden – von allen Beteiligten.
Die Planungen für den Westpark (Potsdamer Güterbahnhof) haben sich in dieser Zeit sehr positiv verändert. Das Wegenetz respektiert nun die vorhandene Vegetation. Die Kleingartenkolonie wird Teil des „Parkrahmens“ und wendet sich den Parkbesuchern zu mit einem Marktplatz. Der „weise Fleck“, die Fläche südlich der Hochbahnlinie 2, die bei früheren Parkplanungen immer ausgeblendet wurde, wird nun auch als Teil des Parkes gesehen. Damit bekommt der Gleisdreieck-Park Verbindungen nach Süden zum Wegenetz der Schöneberger Schleife und zum Kiez an der Bautzener Straße.
Noch ein Erfolg: Die Initiative Möckernkiez hat die 8 Millionen Euro für den Kauf des Baufeldes auf dem Anhalter Güterbahnhof nun zusammengesammelt. Statt seelenloser Investorenarchitektur bekommt der Park eine kleine Idealstadt 50+ als Nachbarn. Ökologisch, barrierefrei, vielfältig, aber leider nicht für jeden erschwinglich und deswegen getragen von der Generation 50+. Trotzdem. Es ist beeindruckend, was die Initiative Möckernkiez auf die Beine gestellt hat und zu sehen, wie viele Menschen sich engagieren, um nicht nur das eigene Zuhause, sondern auch die gemeinsame Nachbarschaft zu gestalten. Der städtebauliche Entwurf für den Möckernkiez ist bisher das sichtbarste Ergebnis dieses Engagements. Er wurde in mehreren Planungsworkshops mit vielen Beteiligten entwickelt, die sich natürlich aus ihrer Sicht, aus der Sicht der zukünftigen Bewohner des Möckernkiezes eingebracht haben. Was bisher nicht eingebracht wurde in den Entwurf, das ist die Sicht der zukünftigen Parknutzer. Ich hoffe, dass der Entwurf in diesem Sinne noch weiterentwickelt wird und an der Schnittstelle zwischen Park und Möckernkiez in der Bebauung öffentliche Nutzungen angesiedelt werden können: z. B. ein Café, ein Zeitungskiosk, das Jugendzentrum.
Wenn ich in den nächsten Tagen Kommentare nicht kurzfristig freischalte oder Emails liegen lasse, bitte ich um euer Verständnis: ich bin irgendwo anders, offline, im Urlaub.
Matthias Bauer