Seit ein paar Tagen sind die Planungen für den Flaschenhals auf der Website der Grün Berlin GmbH zu finden. Der Flaschenhals ist die Fortsetzung des Gleisdreieck-Parks südlich der Yorckstraße. Die Fläche ist bekannt für die wunderbare Wildnis, in denen sich versteckt Ruinen alter Eisenbahnanlagen befinden. „Grüntangente statt Westtangente“, also Grünverbindung statt Autobahn – so lautete die alte Forderung der Bürgerinitiativen. Der Flaschenhals ist ein wichtiges Bindeglied in dieser Grüntangente, die – wenn alles gut geht – vom Tiergarten ausgehend bis zum südlichen und nördlichen Stadtrand reichen wird.
Auf der Website von Grün Berlin ist nun zu lesen, dass die übergeordnete Radewege-Verbindung Berlin-Leipzig durch den Flaschenhals läuft. Auf dem Plan sieht man, wie dieser Radweg an der Monumentenbrücke endet. Grün Berlin schreibt, dass hier der Anschluss an den Nord-Süd-Grünzug hergestellt würde. Es wird aber nicht gezeigt wie.
Südlich der Monumentenbrücke verjüngt sich das Gelände, östlich der neuen Fernbahntrasse ist nicht mehr genug Platz. Der Fernwanderweg muss auf die Fläche westlich der Fernbahn hinüberwechseln. Dazu muss der Radweg erst 6 m hoch auf die Monumentenbrücke und dann am westlichen Ende der Bücke wieder 6 m runter. Wie kann man einen überregionalen Fahrradweg planen, ohne dieses Problem gelöst zu haben?
Große Rampen wären nötig, im Plan werden sie aber nicht gezeigt. Oder liegen diese Rampen außerhalb des Planausschnitts, also südlich der Monumentenbrücke? Dazu müsste Radweg unter der Monumentenbrücke hindurchgehen, dann die Gleise der Museumsbahn queren und über das angrenzende Grundstück der VIVICO nach oben führen. Eine sehr kostenintensive und hässliche, aber auch unrealistische Lösung. Endet der Fahrradweg, der am Potsdamer Platz den Landwehrkanal mittels der sogenannten Schildbürgerbrücke überquert, ein paar Kilometer südlich als Sackgasse?
Eine einfache Lösung ist in Sicht: Wenn der Fernradwanderweg insgesamt auf die Westseite der Fernbahnhtrasse verlagert würde, könnte er ohne Höhenversprung vom Gleisdreieck bis zum Bahnhof Südkreuz durchlaufen. Ein weiterer positiver Effekt dieser Wegeführung wäre der barrierefreie Anschluss des Kiezes an der Bautzener Straße an den zukünftigen Park. Die Kreuzung Großgörschenstraße/Bautzener Straße würde damit zum Parkeingang. Die Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck hat dies schon seit langen gefordert, z. B. in der Stellungnahme der AG Gleisdreieck zum B’Plan Gleisdreieck im Jahr 2006.
Download: vollständige Stellungnahme der AG Gleisdreieck zum B-Plan VI-140 vom 27. 06. 2006
Noch ein Wort zur wunderbaren Wildnis im Flaschenhals: Grün Berlin GmbH spricht von einer „behutsamen Erschließung des Bestandes“ und davon, dass die neuen Wege den Gleistrassen folgen würden. Typisch für Bahnlinien sind jedoch fließende Richtungsänderungen mittels gekrümmter Schienen. Genauso sehen auch die vorhandenen Bahntrassen im Flaschenhals aus.
Ein Blick auf dem Plan zeigt jedoch schnurgerade Wege mit eckigen Richtungsänderungen – das bekannte Markenzeichen des Atelier Loidls. Es ist zu befürchten, dass das sture Festhalten an dieser Design-Idee überflüssige Eingriffe in die wertvolle Vegetation zur Folge hat. Verschwiegen wird im Text von Grün Berlin außerdem, dass ein guter Teil des Wäldchens (siehe Skizze) abgeholzt werden soll.
Bemerkenswert ist ebenfalls, dass die Planungen für den Flaschenhals völlig ohne Beteiligung der Bürger und der Öffentlichkeit entwickelt werden. Diese Planungen wurden nicht in der „projektbegleitenden Arbeitsgruppe“ vorgestellt, sie wurden auf keinem öffentlichen Planungsforum erörtert. Der Senat lobt sich oft selbst für die tolle Bürgerbeteiligung am Gleisdreieck – zuletzt Staatsekretärin Krautzberger in ihrer Antwort auf eine kleine Anfrage im Abgeordnetenhaus. Die Planungen für den Flaschenhals – genauso wie für den südlichen Teil des Potsdamer Güterbahnhofs zwischen U2 und Yorckstraße – zeigen, dass dies nur Lippenbekenntnisse sind.