Neugierig? – Kreativität und Aktion – Entspannung – Natur erleben – Mitten in der Stadt. Das sind die Schlagworte, mit denen die Grün Berlin GmbH Werbung macht für ihre Arbeit auf dem Gleisdreieck. Sowohl auf großen Tafeln, die auf der Kreuzberger Seite des Parks aufgestellt wurden, als auch im Internet. Jeder der schönen Begriffe ist mit einem Bild verbunden. Was sagen die Bilder ?
Für Entspannung steht ein Bild, das nicht am Gleisdreieck, sondern irgendwo in einem englischen Landschaftspark aufgenommen wurde – Bäume und Wiese auf einer sanft modellierten Oberfläche. Auch wenn Atelier Loidl und Grün Berlin sich bemühen, das Besondere der Eisenbahnlandschaft zu entfernen, ein englischer Landschaftspark wird es nicht. Geht auch nicht mit den eckig ungelenken Wegen des Atelier Loidl.
Diese Eigenschaften hat Grün Berlin bisher vor allem beim Verfassen von Protokollen und Abholzen der alten Vegetation gezeigt. Wie Grün Berlin zur Kreativität anderer steht, sieht man ganz gut auf dem Eingangsplakat zum NER (Naturerfahrungsraum), auf dem den Besuchern erstmal ausführlich beschrieben wird, was man hier darf und vor allem was man nicht darf. Das Plakat ist schön abgebildet im Weltuntergangsinfo.
Neugierig? Wird illustriert von einer Architektenzeichnung. Man sieht eine schlanke Brücke, unter der sich ein Eingangstor befindet. Links ist eine weitere Brücke zu sehen mit einem Fahrradfahrer. Der orstunkundige Betrachter kann nicht sehen, dass hier die Situation an der Yorckstraße kurz östlich der Fernbahn- und Regionalbahntrasse dargestellt werden soll. Auf dem Rundgang zu den Baumfällungen im vergangenen November hieß es von Grün Berlin an dieser Stelle, hier müssten vier Pappeln gefällt werden, weil sie ein Sicherheitsrisiko darstellten. In der Woche darauf wurden in diesem Bereich dann 40 Bäume gefällt. Nun wird klar warum. Das parallel zu Yorckstraße verlaufende Brückenbauwerk ist eines der größten baulichen Vorhaben im Park. Neugierig wohin der Weg über die Brücke führt? Er trifft auf den überregionalen Fahrradweg Kopenhagen-Berlin-Leizig, der hier mittels der ehemaligen Postbrücke die Yorckstraße überqueren wird und endet dann stumpf an der Bahntrasse. Funktional macht der Weg wenig Sinn. Aber er macht aus der bisher zur Yorckstraße offenen Rampe eine torartige Situation und macht die Passage der Yorckbrücken in der Mitte, wo sie etwas weniger schluchtartig war, weil hier die Stützmauern fehlten, noch enger. In ihrem Wettbewerbsbeitrag hatten Atelier Loidl die Idee des Eingangs, der von einem Weg überbrückt wird, auch am Eingang Horn/Möckernstraße gezeichnet. Die Geometrie ließ die Realisierung der Idee dort nicht zu. Der Höhenunterschied an der Hornstraße ist einfach zu klein dafür. Um so fixer wird die Idee an der Yorckstraße verfolgt und wird dort ordentlich Geld kosten. Während für die Sanierung der alten Yorckbrücken das Geld fehlt . . .
Mitten in der Stadt: Dieses Bild zeigt den Potsdamer Güterbahnhof. Im Vordergrund sieht man eine weite Wiese, die links von den Bäumen an der Kante Flottwellstraße und rechts durch das Parkhaus Debis begrenzt wird. Am Horizont ist der Potsdamer Platz zu sehen. Gezeigt werden soll die große Weite in unmittelbarer Nähe des Potsdamer Platzes. Das Foto ist perfekt. Trotzdem ist es ein Trugbild – nicht wegen des Weitwinkels. Der Standpunkt des Fotografen befindet sich auf der inzwischen etwas verwilderten Wiese der ehemaligen Golfanlage innerhalb der Baufläche der Vivico, genannt „Flottwellpromenade“. Wenn diese Baufläche realisiert wird, reduziert sich die Breite des Parks an der Stelle, an der der Fotograf stand, auf ca. 120 m und verengt sich im Norden zum Landwehrkanal bis auf 35 m. Die Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck hat dieses Abladen von Baumassen im Park immer kritisiert. Aber dies war der Preis, den das Land Berlin im städtebaulichen Vertrag mit der Vivico bezahlte, nachdem die Vivico 10 Jahre lang die Entwicklung am Gleisdreieck blockiert hatte. Ohne diese Baumassen wäre der Park natürlich viel schöner. Danke für das Bild, das diese Tatsache wunderbar darstellt. Auch der Sport wäre ohne die Vivico-Baumassen viel einfacher unterzubringen. Es gibt da noch ein paar Widersprüche. Der gültige Flächennutzungsplan sieht an dieser Stelle nach wie vor öffentliche Parkfläche vor. Will Grün Berlin diese Diskussion wieder aufrollen? Auf geht’s, wir sind dabei.
Ein Bild fehlt noch. Natur erleben: Man sieht, wie Kinder mit bloßen Händen kleine Pflänzchen in die Erde bringen. Hallo Grün Berlin! Was habt ihr eigentlich mit den Hochbeeten der Kinder gemacht, als ihr den Spielplatz „Bewegungsbaustelle“ weggebaggert habt?
Auf den Plakaten wird als Internetadresse www.parkberlin.de angegeben. Wer das in seiner Browser eingibt, wird dann automatisch auf eine Unterseite von http://www.gruen-berlin.de/ umgeleitet.