Immer seltener dringen die Infos aus der „Projektbegleitenden Arbeitsgruppe Gleisdreieck“ nach außen. Eigentlich hatten die Grün Berlin GmbH und die Senatsverwaltung ja zugesagt, jährlich zwei bis vier Planungsforen zu veranstalten, um die Öffentlichkeit über den Planungsstand zu informieren und in die Diskussion einzubeziehen. 2007 gab es nur eine Veranstaltung, 2008 ebenfalls nur eine, 2009 noch gar keine. Nun liegt zum ersten Mal seit einem Jahr wieder ein Gesamtplan vor, der den Stand der Planung am Gleisdreieck zeigt. Spiel- und Sportkonzeption lautet der Titel dieses Plans vom 21. 04. 2009.
Spiel- und Sportkonzeption Gleisdreieck 21. 04. 2009, pdf-dokument
Wer sich den Plan als PDF-Dokument öffnet, kann sich ranzoomen, Einzelheiten entdecken und die Flächenbezeichnungen der einzelnen Sportflächen mit Angabe ihrer Größe in qm lesen. Es beginnt mit dem Rand im Osten an der Möckernstraße. Dort sind nacheinander aufgereiht das Kinderzimmer, ein Boulespielplatz, der Stangenwald (Spielplatz für 6 bis 12jährige) und der Naturerfahrungsraum. In der Mitte des Anhalters, auf dem ehemaligen Parkplatz der Baulogistik, wird Freizeitsport vorgeschlagen, zwischen dem Wäldchen und der Fernbahn liegen zwei Ballspielplätze und und Areal für Skater.
Auf der Westseite liegen am Rande des Parks drei Spielplätze, einer davon wird als Naturerfahrungsraum bezeichnet. Interessant ist auf der Westseite besonders der Vorschlag einer großen Fläche mit 6000 m² auf Höhe der U1, die als Freizeitsport mit Kunstrasen und Asphaltbelag gedacht ist. Die Fläche nimmt an dieser Stelle quasi die gesamte Breite des Parks ein. Ganz leicht lässt das PDF-Dokument noch die typischen Linien eines verzerrten Fußballplatzes durchscheinen. Ganz leicht scheinen auch durch die vorhandenen Gebäude (BVG-Tranformatorhäuschen, Nottreppenzugänge zum Eisenbahntunnel, Brückenpfeiler). In der Realität werden diese Gebäude natürlich präsenter sein und die Bespielbarkeit der Fläche einschränken. Auch Fußgänger und Radfahrer, die aus der Schöneberger oder Luckenwalder Straße kommend in die Kurfürsten oder Pohlstrasse durch den Park wollen, werden kaum den ungelenken Wegen der Parkplaner folgen, sondern sich eher diagonal über die Freizportfläche bewegen wollen. Die verschiedenen Nutzer werden sich auf dieser offenen Platzfläche jedoch sicher verständigen können. Ob die Fläche in dieser Größe versiegelt sein muss, sollte nochmal überlegt werden. Und warum nicht auch die Fläche unter der U2, also der weiter südlich liegenden Hochbahn zu Spielen nutzen?
Noch weiter südlich auf dem Potsdamer Güterbahnhof liegt schließlich das größte Sportareal, die 17.000 m² „Trendsport“, zu deutsch Beachvolleyball.
Zusammen ergeben alle Spiel- und Sportflächen rund 32.000 m². Genug Sport? Nein, natürlich nicht. Der Plan macht keinen Vorschlag für einen „wettkampfgerechten Fussballplatz“. Wer einen solchen Platz will, muss bei einer Platzgrösse von 60 x 90 m nochmal 5400 m² unterbringen. Wer das ernsthaft möchte, muss bereit sein, die Parkplanung für den westlichen Bereich nochmal in Frage zustellen.
Bei Plänen ist also nicht nur interessant, was sie zeigen, sondern besonders auch, was sie nicht zeigen. Der Platz für den Fußball ist nicht das einzige, das fehlt. Wo sind die 1500 m² für die interkuturellen Gärten, wo ist der Platz für die Hundhalter? Beides war eigentlich versprochen worden und gehörte schon zu den Vorgaben des Wettbewerbs. Und wo kann gegrillt werden?
Völlig fehlen die stadträumlichen Verbindungen des Parks. Die Planer versuchen verzweifelt eckige Rundkurse hinzubekommen. Sie sehen die beiden Parkhälften als Inseln und übersehen dabei das große Potential der alten Bahnflächen, nämlich die Verbindungen nach Norden zum Anhalter Personen Bahnhof (Tempodrom) und zum Potsdamer Platz, sowie nach Süden, nicht nur zur Yorckstrasse, sondern über den Flaschenhals, die Bautzener und die Wannseebahn weiter bis zum südlichen Stadtrand.
In Ost-West-Richtung ist die Brücke über die Gleise ja schon vor zwei Jahren gescheitert – angeblich aus finanziellen Gründen. Wie gehen die Parkplaner damit um? Auf der Ostseite, dem Anhalter Güterbahnhof, wird die gescheiterte Verbindung in der Achse des Generalszug trotzdem gnadenlos durchexerziert und schnurgerade wie ein Schusskanal gebaut. Kahlschlag und Abriss am Eingang Hornstrasse, Zerstörung der Bahnsteiganlage und Abbholzen in der Mitte des Geländes, sowie die Schneise durch das Wäldchen sind die Folge, um dann nach knapp 400 Metern als Sackgasse zu enden. Auf Westseite ist die Achse kaum ein Thema. Im Plan ist sie etwas nach Norden verschoben worden und endet dann als Stummel nach ein paar Metern.
Anmerkungen von N. Rheinlaender, AG Gleisdreieck zum Planungsstand, 7. 06. 09