gleisdreieck-blog.de steht in der Nachfolge von berlin-gleisdreieck.de, wo seit dem Jahr 2000 über die Entwicklung des Berliner Gleisdreieck berichtet und diskutiert wurde sowie die Positionen der Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck, später der Parkgenossenschaft Gleisdreieck dargestellt wurden. Gleisdreieck-blog.de will diese Arbeit in professionellerer Form fortsetzen, die drei letzten Artikel im März 2009 aus berlin-gleisdreieck.de wurden hier übernommen.
Gleisdreieck-blog.de startet in einer schwierigen Situation.
Zwar wird der Park, für den wir uns jahrzehntelang eingesetzt haben, nun tatsächlich realisiert. Die Art und Weise, wie er realsiert wird, ist für viele jedoch eine große Entäuschung.
Auf der Ostseite, also dem Anhalter Güterbahnhof, gab es in den letzten zwei Jahren zwei große Konfliktpunkte:
Erstens der Umgang mit dem Vorhandenen, also dem wild gewachsenem Grün und den historischen Spuren, also mit dem, wofür das Gelände berühmt wurde. Gebaut wird nun nach dem Prinzip Tabula Rasa, zu deutsch „Weg-damit“. Grün Berlin und die beteiligten Planer sind offensichtlich nicht in der Lage das Vorhandene in etwas Neues zu transformieren. Nach dem Abräumen der Kreuzberger Wiese für die große Rasenfläche wird nun der Rand an der Möckernstraße kahlschlagsaniert. Wie groß der Eingriff in das Wäldchen wird, ist noch unklar.
Der zweite Konflikt war der um die bürgerbetreuten Inseln. Seit 2004 hatten sich auf der damals zugänglichen Fläche an der Möckernstrasse schon diverse Projekte entwickelt: Versuchsfelder des Ökowerks mit anatolischen Getreidesorten, interkulturelle Gärten, ein selbstorgansierter Spielplatz – die Bewegungsbaustelle, der Bienengarten, künstlerische Projekte wie die Galerie der Wildkräuter und die Bildhauerwerkstatt unter freien Himmel. Es gab ungezählte weitere Projektideen und Anfragen. Mit diesen Inseln wollte die Parkgenossenschaft die Anwohner nicht nur als Besucher, sondern auch als Akteure am Park beteiligen. Unumstritten ist wohl, dass nur mit solchen Projekten ein moderner Park in einer Stadt wie Berlin nachhaltig bewirtschaftet werden kann. Grün Berlin hat diese Projektelandschaft erst als „priviligierte Nutzung“ diffamiert und dann zerschlagen. Ein Teil der vorhandenen Projekte ist an neuen, zum teil problematischen Standorten angesiedelt worden. Viele Beteiligte haben sich frustiert abgewendet. Und die für das Entstehen neuer Projekte wichtigste Bedingung, nämlich ein für Experimente offener Raum, ist im neuen Park nicht vorgesehen.
Auf der Westseite des Gleisdreiecks ist die Situtation etwas anders. Dort sind durch den Bau des Eisenbahntunnels und durch die Baulogistik für den Potsdamer Platz in den 90er Jahren die historischen Spuren und das Grün fast komplett verschwunden. Nur im südwestlichen Zipfel des Geländes gibt es noch gewachsene Strukturen: ein paar hundert Obst- und Laubbäume, 75 Kleingärten, ein lebendiges Soziologe- und Biotop. Genau hier soll nun ein Areal für Sport entstehen. Seit 1997 haben sich die verschiedenen Verwaltungen auf Bezirks- und Senatsebene darauf festgelegt. Erst war es der Schulsport, dann der FC Internationale, heute wird mit Türkiyemspor argumentiert. Seit damals suchen Bürgerinitiativen nach Lösung für beides für Sport und für die Gärten. Denn beides ist möglich auf dem Gleisdreieck, wenn es politisch gewollt ist.