Liebe Empfängerinnen und Empfänger dieses ‘Newsletter’, zunächst soll hier zusammenfassend über den Februar-Kiezratschlag am 6. 2. im Gemeindezentrum in der Wartenburgstraße Nr. 7 berichtet werden, bevor es dann um Vorschläge für den schon wieder recht dicht heranrückenden März-Ratschlag am 5.3.2020 um 19.00 Uhr im Gemeindezentrum geht. Auf den Einladungen zum Februar-Ratschlag waren zwei Themen angegeben worden: 1. Perspektiven für die Nutzung und die Trägerschaft eines Kiezraumes/Nachbarschaftszentrums auf dem Dragonerareal. 2. Umweltfreundliche Naturgestaltungen im Kiez und die Bedeutung - einschließlich möglicher Probleme - der angrenzenden Parks (Viktoriapark, Gleisdreieckspark) für das Wohnumfeld. _*Thema Kiezraum*_ Zum ersten Thema, das wegen der vorgesehenen ausfühlichen Debatte zum zweiten möglichst knapp gehalten werden sollte, gab es Berichte von Martina und Steff zu den Gesprächen und Differenzen in der AG Raum, der sie als ‘WemGehörtKreuzberg’-Aktive angehören. Im Mittelpunkt standen und stehen bei den AG-Raum-Zusammenkünften (zuletzt am 27. Jan. im Möckernkiez-Treffpunkt, demnächst am Montag, dem 24. Febr. 19.30 Uhr im Café MaDame, Mehringplatz 10 Ecke Neuenburger Str.) zwei Entwürfe, einer von der Rathausvernetzung (VTR) und der andere von WemGehörtKreuzberg (WgK), zwischen denen es noch erhebliche Differenzen bezüglich des Beteiligungsprozesses gibt. Im VTR-Entwurf, den Holger G. in der AG Raum vorstellte, liegt die Akzentsetzung auf der Seite des Vertrags mit dem Vermieter/Verwalter (BIM, Bezirk), und er sprach dabei von einem Dreieck zwischen Vermieter, juristischem Träger des Kiezraums und Nutzerinnen und Nutzern. Außerdem verwies er auf die mögliche Nutzung der „Adlerhalle“ oder eventuell von anderen Räumen, die den Kiezraum in dem vorgesehenen Kopfbau „entlasten“ könnten. Der Entwurf von WgK konzentriert sich mehr auf ein selbstverwaltetes Entscheidungsgremium und auf die Nutzenden sowohl im nachbarschaftlichen Umfeld als auch in einem weiteren Bereich von Initiativen. Da bei Verträgen mit dem Bezirk eine juristische Trägerschaft erforderlich ist, erscheint dafür eine Vereinsgründung geboten, die aber evtl. nur eine formale Hülle darstellen soll, während inhaltliche Entscheidungen über Nutzungen, eventuell auch über Bezahlungen für bestimmte Arbeiten etc. anderen Zusammenschlussformen vorbehalten sein sollen. Steff schlug auf dem Kiezratschlag vor, auf einer BVV-Sitzung eine spezielle Anfrage zur Raumsituation zu stellen - entweder auf dem Weg über eine Parteifraktion, z.B. der SPD, deren Mitglied Markus auf dem Kiezratschlag anwesend war, oder, wie es zuvor zu Verkehrsproblemen etc. schon geschah, über eine Kiezratschlag-Vertretung. Er hat seinen Vorschlag jetzt noch einmal schriftlich formuliert in einer zweiteiligen Version, wie sie hier zitiert wird: “Auf dem Gelände des sogenannten Dragonerareals planen Nachbarschafts- und Stadtteilgruppen sowie Initiativen, die im Vernetzungstreffen Rathausblock aktiv sind, einen ‘Kiezraum’. Wie dieser organisiert wird, wer ihn rechtlich, finanziell und auch inhaltlich trägt, wird seit einiger Zeit in einer Initiativen-übergreifenden Arbeitsgemeinschaft - AG Raum - diskutiert und in einem regelmäßigen Kooperationsgespräch mit dem Bezirk transparent gemacht. Für den 'Kiezraum' sind das ehemalige Toyata-Verkaufshaus und Teile des Kopfgebäudes vorgesehen. _Frage 1:_ Kann die BVV (oder das Abgeordnetenhaus) darlegen, ob und wie eine langfristige Nutzung der oben erwähnten Gebäude für den "Kiezraum" gewährleistet ist oder ob aufgrund möglicher oder eventuell schon festgelegter Baupläne diese Gebäude nur temporär für eine Nutzung als Kiezraum geplant sind? _Frage 2:_ Seit mehr als eineineinhalb Jahren wird der Kiezraum saniert. Kann die BVV (oder das Abgeordnetenhaus) einen Bauzeitenplan vorlegen, bzw. ist sie in Kenntnis davon, wann die oben genannten Gebäude für eine Nutzung als ‘Kiezraum’ fertig saniert sind? Wie hoch sind die laufenden Sanierungskosten insgesamt für die oben genannten Gebäude?" Martina berichtete auf dem Kiezratschlag über den Prozess der Fertigstellung des Kiezraumes mit Forschritten und Verzögerungen aufgrund von Bauarbeiten. Über das, was dabei draußen vor dem Gebäude geschieht, hat sie jetzt ein Update mit Informationen u.a. über Pflanzkisten, diverse Sitzmöbel, die Kompostklotür und dgl. verschickt und als wünschenswert angemahnt, dass möglichst wieder mehr Interessenten aus den verschiedenen Initiativen zum Treffen am 24.02. kommen sollten. ________________ _*Thema Grünanlagen und Parks*_ Zu dem zweiten Hauptthema war als Informant Norbert Rheinlaender eingeladen worden, der mit dem Park am Gleisdreieck seit vielen Jahrzehnten in besonderer Weise verbunden ist. Er hatte um die Anlage des Parks mit anderen Engagierten bereits gerungen, als noch nicht absehbar war und es angesichts vieler Hindernisse kaum realisierbar erschien, dass es dort in dem Bereich eines ehemaligen Rangierbahnhofs und dann eines dahinrottenden verzweigten Schienengeländes mit wild wachsendem Grün dazwischen einen Park und nicht eine weitere dichte Bebauung geben würde. Er war dann wesentlicher Mitinitiator der ‘Parkgenossenschaft Gleisdreieck’, war an damit verbundenen Treffen und Aktionen beteiligt und steht in jüngerer Zeit über den ‘Nutzerrat’, der sich mehrmals im Jahr auf Einladung der moderierenden Senats-bezogenen Einrichtung ‘Grün Berlin’ trifft, weiterhin in enger Beziehung zu dem Parkprojekt. Für Interessierte sei hier als Quellenhinweis angemerkt, dass Norbert R. über die frühe Entwicklung recht ausführlich in einem Fortsetzungsartikel im /Kreuzberger Horn/ berichtet hat - “zunächst als Idee und Anliegen von Bürgerinitiativen, dann als - immer wieder hinausgeschobene - reale Entwicklung mit vielen Rückschlägen und Einschränkungen“, so heißt es im Vorspann zu Teil 1 seines Artikels “Kampf ums Paradies am Gleisdreieck“ im /Kreuzberger Horn/ Nr. 14 vom Herbst 2010, der als Teil 2 in Heft Nr. 15 vom Frühjahr 2011 fortgesetzt wurde (zugänglich im Archiv sämtlicher zurückliegender Hefte der Zeitschrift unter *www.kreuzberger-horn.blogspot.com*). In seinem Bericht auf dem Kiezratschlag am 6. Februar berichtete Norbert R. relativ detailliert über Zuständigkeiten wie etwa die noch bestehende Bindung an den Senat im Unterschied zur Bezirksverantwortlichkeit für Parks in anderen Berliner Bezirken, über Finanzierungen und über bestimmte Projekte in dem Park, über unterschiedliche Geschwindigkeitsgrenzen für Fahrräder und über Einrichtungen für Rollstuhlnutzungen u.a.m. Diese Punkte lassen sich in dem vorliegenden Newsletter, der ohnehin eine vergleichsweise große Länge hat, nur in dieser Weise selektiv und stichworthaft andeuten. Vielleicht wäre ein neuer Artikel im /Kreuzberger Horn/ zu dem Thema für eine ausführlichere Information geeignet. Im zweiten Teil der Erörterung des Parkthemas ging es um die _Beziehung des Parks zur Mietenentwicklung im Wohnumfeld_. Der Hintergrund waren Fragen zur gentrifizierungsfördernden ‘Aufwertung’ des Stadtteils durch die Parkanlage und der ganz konkrete Anlass, darüber auf dem Kiezratschlag zu sprechen, war eine kürzlich erfolgte Interview-Anfrage im Rahmen eines Universitäts-Projekts gewesen. Der Titel der noch laufenden Untersuchung lautet: "Grüne Gentrifizierung in Berlin. Parks in Metropolen sind Luxus-Luxus für alle", und in den per E-Mail gestellten Interview-Fragen heißt es u.a.: “Gab es Ihrer Einschätzung nach eine Aufwertung von den Vierteln, die an den Gleisdreickpark angebunden sind in den letzten Jahren nach der Eröffnung 2011? Wenn ja, glauben Sie, dass der Bau des Parks ein Grund ist?“ In der Diskussion auf dem Februar-Ratschlag dazu wurde der Aufwertungsfaktor in Parknähe nicht generell in Frage gestellt, aber es wurde betont, dass Differenzierungen erforderlich sind. Als eventuell aufwertungshemmender Einflussfaktor wurde das ‘Milieuschutzgebiet Hornstraße’ genannt, das seit über einem Jahrzehnt direkt an die östliche Seite des Parks grenzt und in jüngerer Zeit - gerade auch mit dem Argument einer Eindämmung von parkbedingten Aufwertungen - räumlich sehr stark ausgeweitet wurde (z.B. nach Süden, wo früher die Hagelberger Straße eine Grenze des besonderen Gebietes bildete, bis über den Kreuzberg hinaus.) Als sachkundiger Informant berichtete Christian Sch.-H. über die frühe Phase des unter dem Namen der Hornstraße eingerichteten Milieuschutzgebietes zwischen Landwehrkanal und Hagelberger Straße und wies u.a. auf bedauerliche Verzögerungen der Durchsetzung damals hin. Er hatte in der Vergangenheit ebenfalls zu den Gleisdreieckspark-Engagierten gehört und bereits in den ganz frühen Ausgaben des /Kreuzberger Horn/, als es den Park noch nicht gab, mehrere Artikel dazu geschrieben. Außerdem hatte er sich dann in verschiedenen Artikeln, so u.a. in einem Interview mit dem damaligen Bürgermeister Franz Schulz (/Kreuzberger Horn/ Nr. 2, Sommer/Herbst 1999, S. 27ff) speziell dem Thema ‘Milieuschutz’ zugewandt. Dass eine mit dem Park verbundene Aufwertungsperspektive schon damals - also vor 10 Jahren (!) - auch den Park-Engagierten durchaus nicht unbekannt war, lassen Ausführungen von ihm im /Kreuzberger Horn/ Nr. 3 vom Sommer 2000 erkennen und sie verdienen es, hier noch einmal zitiert zu werden. Unter der Zwischenüberschrift “Aufwertungsdruck vom Gleisdreieck“ heißt es in dem Artikel auf Seite 25 explizit: “Was mit Bürgerengagement begann, im öffentlichen Verfahren bereits beschlossen wurde, ein allen zugänglicher, gebietsübergreifender großer öffentlicher Park auf dem Gleisdreieck, gedacht und beschlossen als Frischluftschneise und Ausgleich für die Potsdamer-Platz-Bebauung, droht sich hinter den Kulissen zu einer Art zweiter Potsdamer-Platz-Bebauung zu entwickeln - zu einem Quartier für eine ökonomisch potente Klientel.“ Das bedeutete für ihn aber nicht, sich von seinem Engagement für den Park zu distanzieren, sondern es motivierte ihn umso mehr, sich für die Realisierung des 'Naturparks' sowie für mehr Kontrollmöglichkeiten und mehr demokratische Beteiligung der Öffentlichkeit einzusetzen. In der Diskussion zu diesen Fragen auf dem Februar-Kiezratschlag kam die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung gegenüber vereinfachenden Thesen zum Ausdruck. Frieder B. etwa hob hervor, dass wir es in Kreuzberg mit einem besonders dicht bebauten städtischen Gebiet innerhalb Berlins zu tun haben und grüne Anlagen wie der Gleichdreickspark und auch der Viktoriapark am Kreuzberg eine wichtige ausgleichende Bedeutung haben. Steff hob hervor, dass auch Nachbarkieze ohne Parknähe starken Aufwertungstendenzen unterliegen und dass andere Einflussfaktoren dafür in Betracht kommen wie Innenstadtlage, gute Einkaufsmöglichkeiten und dgl. _*Zusatzthema: Aktuelle Diskussion zum Dragonerareal*_ Im letzten Kiezratschlag-Teil spielte, abgesehen von der nur kurz gestreiften 'Kiezwochen'-Vorbereitung, noch ein anderes Thema eine Rolle, das auf den Einladungsplakaten nicht genannt worden war, sich aber durch die Aktualität des Wettbewerbsabschlusses für drei Bebauungsmodelle auf dem Dragonerareal ergeben hatte. Ein besonderer Wunsch, dieses Thema einzubeziehen, war von Angela L. gekommen, die im Eckhaus Obentrautstraße Nr. 23 direkt an der Grenze zum Dragonerareal wohnhaft ist. Generell merkte sie an, dass aus ihrer Sicht die Anwohnerinnen und Anwohner um den gesamten Rathausblock herum “zu kurz gekommen“ seien. Sie selbst hatte mehrere Initiativen ergriffen - so etwa mit einer Einladung in ihre Wohnung mit dem Blick auf das zu bebauende Gelände -, die Planungsbeauftragten auf recht drastische Probleme im Falle einer Realisierung des aktuellen Bauprojekts hinzuweisen. Inzwischen hat sie ihre Äußerungen beim letzten Kiezratschlag zum Siegerentwurf von SMAQ und zur Verfahrensweise bzgl. der umliegenden Bestandsgebäude schriftlich niedergelegt und uns zugehen lassen. Ihre ausführliche Darstellung würde den Umfang dieses bereits sehr ausgedehnten Newsletter übersteigen, daher ist die Wiedergabe für einen bald folgenden angedacht, zumal vorgeschlagen wurde, das Thema auf einem kommenden Kiezratschlag zu diskutieren im Zusammenhang mit der Fragestellung, wie eine künftige - auch langfristige - Einbeziehung von Anwohnerinnen und Anwohnern in dem Block ermöglicht werden kann. _*Kiezwoche*_ Die Planung der Kiezwoche 2020 (von der Eröffnung am _Freitag, 28. August_, bis zum Abschlussfest am _Samstag, 5. September_) wird beim nächsten Ratschlag einen größeren Raum einnehmen müssen. Erwähnt wurde jetzt u.a., dass die Ausstellungsetage (unter Einschluss von bezirklich ausgeliehenen Stelltafeln) im Rathausgebäude bereits reserviert wurde - das ist wegen möglicher Nutzungskonkurrenzen immer sehr früh erforderlich - mit einem als Thema angekündigten Bezug zum hundertjährigen Jubiliäum der Bezirksgründung (in unserem Falle mit dem Akzent auf dem westlichen Teil der früheren Tempelhofer Vorstadt). Vielleicht haben einige von Euch schon Ideen dafür. *** _*Terminhinweis*_ Um die Weiterleitung der folgenden Einladung zu einer kiezbezogenen Veranstaltung wurde gebeten: Das stadtpolitische Forum im Möckernkiez e.V. lädt ein zum Gespräch. Zu Gast ist Raed Saleh, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin. Es heißt dazu in einem Aufruf: “Vor 10 Jahren wurde in Berlin die Hauptschule abgeschafft. Was hat die Reform gebracht? Haben heute alle Kinder bessere Bildungschancen? Wie demokratisch ist unser Bildungssystem? Ist die SPD ihrem Ziel, sozialen Aufstieg durch Bildung zu ermöglichen, näher gekommen? Der Fraktionsvorsitzende der SPD steht Rede und Antwort - bei uns im Möckernkiez.“ 28. Febr. 2020, 19.30 Uhr, Treffpunkt Möckernkiez e.V., Möckernkiez Nr. 2 *** Mit besten Grüßen Kiezbündnis am Kreuzberg