Baustelle Gleisdreieck

Der Neubau des Viadukts der U1 steht an

von Matthias Bauer

Das Gleisdreieck wird wieder Baustelle – diesmal ist es unvermeidbar. Es ist nicht das Vorhaben der Urbanen Mitte, sondern der Neubau der Brücke der U1, die den Westpark quert zwischen U-Bhf. Gleisdreieck und Dennewitzstraße. Die Arbeiten sollen im 4. Quartal 2028 beginnen und ca. zweieinhalb Jahre dauern. Dabei werden große Teile des Westparks in Anspruch genommen und es wird natürlich auch ein Lärmproblem geben.

Bis zum 6. Dezember läuft die Planfeststellung. Bis 6. Januar 2026 können Stellungnahmen abgegeben werden. Die Unterlagen können hier eingesehen, bzw. heruntergeladen werden: https://www.uvp-verbund.de/trefferanzeige?docuuid=36cb0b59-b56f-4369-b327-d21403ca27fd&q

Die Stahlkonstruktion der 1926 im Betrieb genommenen Brücke ist durch Rost, genauer gesagt durch Spaltkorrosionsrost geschädigt. Damals wurden Stahlbleche aufeinander gelegt und mit Nieten verbunden. Zwischen die Stahlbleche dringt Feuchtigkeit ein, der in den Spalten entstandene Rost ist einfach nicht sanierbar. Dazu kommt, dass der „Dennewitzpfeiler“ durch den Bau der Tiefgarage des Bauvorhabens „Dennewitzpanorama“ etwas in Schieflage geraten ist. Nach Aussagen der BVG ist die Standsicherheit des Bauwerks gefährdet, schon jetzt dürfen die Züge nur langsam über die Brücke fahren.

Denkmalschutz

Die Denkmalbehörden haben dem Abriss und Neubau schon zugestimmt. Für den Neubau gab es drei verschiedene Varianten. Bei der gewählten Variante hat zumindest die Silhouette mit unterschiedlich hohen Fachwerkträgern eine gewisse Ähnlichkeit mit der historischen Konstruktion. Aus der Nähe wird die neue Konstruktion aus Stahl-Hohlkammerprofilen jedoch ganz anders wirken und zwar wesentlich weniger filigran. In einzelne Stäbe aufgelöste Träger wird es nicht mehr geben. Auch die beiden Pendelstützen aus Stahl, eine auf dem Grundstück der Urbanen Mitte, eine am westlichen Rand des Parks auf dem Grundstück des Wohnpanoramas werden durch sehr massive Betonpfeiler ersetzt werden. Die neue Brücke wird eine nach unten geschlossene Fahrbahn bekommen. Im Fahrbetrieb werden die Züge dann weniger Lärm verursachen als heute.

Die beiden Abbildungen zeigen die historische Konstruktion im Vergleich zur neuen, in der Planfeststellung vorgesehen. In der Schnittzeichnung der Planfeststellung werden auch die unterirdischen Hindernisse sichtbar: die Tiefgarage des Baublocks an der Dennewitzstraße, der Fernbahntunnel, der nach Westen noch eine Erweiterung für die Regionalbahn Berlin-Potsdam bekommen soll, dann im Osten die geplante, zweigeschossige Tiefgarage der Urbanen Mitte. Die neuen Fundamente werden tief gegründet, bis zu 30 m tief. Für flächige Fundamente wäre gar kein Platz. Wie auf dem Grundstück der Urbanen Mitte noch zusätzlich die Fundamente für die 90 m hohen Gebäude platziert werden sollen, ist schwer vorstellbar, zumal diese bis auf wenige Meter an die Hochbahn heranrücken sollen.

Bauablauf

Die alten Brückenteile werden mit großen Kränen ausgehoben und dann im Park auf der Wiese südlich in kleine, transportable Stück zerkleinert. Dazu werden die Brückenteile eingehaust, um Staub und Lärm zu mindern. Parallel wird mit den Abbau und Neubau der Pfeiler und Fundamente begonnen. Nach dem Abtransport der alten Brückenteile werden die neuen Brücken in Einzelteilen geliefert und vor Ort in Zelten zu vier großen Fachwerkträgern zusammengebaut. Als erstes wird das ca. 65 m lange Teil westlich zwischen den Gebäuden des Wohnpanoramas eingehoben. Dazu werden zwei große Raupenkräne in Einsatz sein. Einer wird in der Dennewitzstraße kurz vor der Ecke Pohlstraße stehen, der zweite südlich der U1 im Westpark. Ein Einschieben der Brücke ist hier nicht möglich, da die Tragfähigkeit der Tiefgarage dafür nicht ausreicht. Die drei anderen Brückenteile werden dann im Anschluss eingehoben und durch Verschiebung Richtung Osten in die jeweils richtige Postion gebracht.

Flächenbedarf und Wege

  1. Baustellenzufahrt Kurfürstenstraße
  2. abgetrennter Weg zu den Tischtennisplatten
  3. abgetrennter Weg zum Spielplatz
  4. Erhalt der Baumgruppe mit Kiefern und Eichen
  5. Baustellenfläche, eingezäunt
  6. temporärer Weg
  7. Weg die Baustelle durchquerend, wird temporär gesperrt
  8. alte Pflasterstraße wird asphaltiert
  9. zweite Baustellenzufahrt (nur für Fahrzeuge, die unter der U2 durchpassen)
  10. temporäre Sperrung der Dennewitzstraße

Die Baustellenfläche befindet sich überwiegend südlich der Brücke. Als hauptsächliche Baustellenzufahrt ist der Parkeingang in der Achse der Kurfürstenstraße vorgesehen. Die Baustellenzufahrt wird mit einem Gittertor geschlossen. Nördlich und südlich der Zugfahrt wird es abgetrennte Wege geben, um den Bereich mit den Tischtennisplatten zu erreichen sowie südlich den Spielplatz und den südlichen Teil des Parks.

Gegenüber dem Konzept, das die BVG im Januar vorgestellt hatte, soll sich die Baustellenfläche nun über den Parkweg in der Achse der Kurfürstenstraße weiter nach Süden hinaus ausdehnen. Im damaligen Konzept ging es nur bis zum Weg in der Achse Kurfürstenstraße. Der Grund für die Verschiebung der Baustellenfläche nach Süden ist der Erhalt der Baumgruppe gegenüber den Tischtennisplatten auf der Wiese. Grün Berlin soll sich in den Verhandlungen mit der BVG für den Erhalt dieser Gruppe von Kiefern und Eichen eingesetzt haben, die 2013 bei der Herstellung des Westparks gepflanzt wurde. Ca. 20 weitere Bäume werden wahrscheinlich gefällt und nach Beendigung der Arbeiten wieder neu gepflanzt.

Der an der Sandfläche vor der Holztribüne entlangführende Weg wird auch während der Bauzeit durch die Baustelle hindurchführen. Nur wenn „schwebende Lasten“ bewegt werden, also bei Kranarbeiten wird er vorübergehend gesperrt. Die alte Pflasterstraße im Rücken von B-Part, Café Jules und BRLO soll für die Radler und als Baustellenzufahrt asphaltiert werden, so dass immer ein Weg in Nord-Süd-Richtung zur Verfügung steht.

Lärm

An vielen Stellen in den Unterlagen wird auf die Lärmproblematik eingegangen. Nachts sollen nur leise Arbeiten stattfinden, z. B. das Verlegen von Kabeln. Die Firmen sind angehalten, immer die am wenigsten Lärm verursachenden Methoden und Geräte zu verwenden. z. B. den großen Kneifer anstelle des Abbruchmeisels. Lärmintensive Arbeiten sollen extra abgeschirmt werden, z. B. der Abbruch der alten Fundamente und der Brücke aus Stahlbeton über die Dennewitzstraße. Der ganze Baustellenbereich soll mit einem vier (!) Meter hohen Schallschutzzaun umgeben werden. Und sicher muss es auch während der Bauzeit permanent einen Ansprechpartner für Anwohner:innen und Parkbesucher geben, um bei Konflikten schnell reagieren zu können.

Nach der BVG-Baustelle könnte eine weitere Baustelle für Jahre den Westpark belasten. Wenn die Regionalbahn nach Potsdam gebaut wird, wird die Wiese des Westparks wieder aufgebuddelt werden. Denn die Regionalbahn wird unterirdisch an den vorhandenen Eisenbahntunnel anschließen (da wo der Beach vor den Holzterrassen ist), dann unter der Wiese des Westparks hindurchführen und zwischen den Beachvolleyballfeldern auftauchen. Später, vielleicht 2035, kommt dann die S21 dazu mit dem neuen Umsteigebahnhof am Gleisdreieck. Mit der S21 wird dann eine weitere Bahn den Westpark als Hochbahn durchqueren.

Das Gleisdreieck ist eben nicht nur Park sondern auch Bahngelände. Es ist bitter, aber leider unvermeidbar: durch die jahrelangen Bauarbeiten wird sich ein guter Teil Parklebens verlagern – in andere Parks.

Artikel im Januar 2025 zum Konzept der BVG

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