Fahrplan zur Beschlussfassung über den Bebauungsplan Urbane Mitte Süd

Nach den Sommerferien soll die Beschlussfassung zum Bebauungsplan Urbane Mitte Süd weitergehen. Vermutlich wird der Bebauungsplan am 29. September 2025 im Ausschuss für Stadtentwicklung diskutiert und möglicherweise abgestimmt werden. Wenn der Ausschuss sich für den Bebauungsplan in der vorliegenden Form ausspricht, dann könnte das Abgeordnetenhaus am 9. Oktober darüber entscheiden. Dann gäbe es tatsächlich Baurecht!

Viele fragen nun, was können wir noch machen ? Wichtig wäre, die Abgeordneten mit unseren Argumenten zu erreichen, z. B. durch Besuch in ihren Wahlkreisbüros oder durch Anschreiben per Email. Berthold Menzel, Anwohner des Gleisdreiecks auf der Kreuzberger Seite hat an seine Wahlkreisabgeordneten geschrieben. Seinen Brief dokumentieren wir hier.

Offener Brief an meinen Abgeordneten/meine Abgeordnete im Abgeordnetenhaus von Berlin

Betr.: Befassung des Abgeordnetenhauses von Berlin mit dem Bebauungsplan Süd der Urbanen Mitte

Mit der Veranstaltung „Gespräch am Bauzaun“ am 15.7.25 im Technikmuseum Berlin hat die „Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck e.V.“ einen Zielkonflikt zwischen den Interessen des Investors und denen der Allgemeinheit öffentlich gemacht:
Während die „Urbane Mitte“ am Gleisdreieck auf die Umsetzung ihrer Planung von Hochhäusern drängt, befürchtet eine große Gemeinschaft von Parknutzern die Entwertung des Parks in seinem Erholungscharakter und als Schutzschild gegen Klimawandel und Extremwetter. Ich sehe von diesem Konflikt die Frage der Lebensqualität im Bezirk berührt und messe ihm in diesen Zeiten stadtpolitisch exemplarische Bedeutung zu.
Im Zusammenhang mit der anstehenden Vergabe des Baurechts bewegt mich daher die Frage, ob die bisherige Auseinandersetzung genügend Chancen zur Klärung der beiderseitigen Interessenlagen gehabt hat.
Seit Beginn des Planungsprozesses ist öffentlich Kritik an Art und Umfang des Projekts geäußert worden und in der Folge auch in das Beteiligungsverfahren eingeflossen. Zentrale Bedenken werden durch Gutachten zu den erwartenden Bebauungsfolgen bestätigt.
Die von der Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck e.V. vertretenen öffentlichen Belange erfuhren 2023 besonderes Gewicht, nachdem zwei Rechtsgutachten die Freiheit in der parlamentarischen Befassung mit dem Bebauungsplan postulierten. Daraufhin beschloss der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg 2003 eine öffentliche Debatte zur Planung in Form einer Projektwerkstatt. Dazu kam es nicht, weil der Senat zuvor das Verfahren zum ersten, südlichen Bauabschnitts an sich zog. Desgleichen machte er sich kürzlich auch für den zweiten, nördlichen Bauabschnitt zuständig.
Nachdem der Senat Baurecht für den südlichen Bauabschnitt beschlossen hat, ist nun die Behandlung im Bauausschuss und die Abstimmung im Abgeordnetenhaus vorgesehen. Inzwischen ist die Zahl der von der Aktionsgemeinschaft gesammelten Unterschriften derer, die sich gegen die Planung der „Urbanen Mitte“ und für eine Neuplanung mit der Berücksichtigung öffentlicher Interessen aussprechen, auf über 34 000 gestiegen.
Es steht uns – nicht nur städtebaupolitisch – ein Konflikt ins Haus, der mit einem schnellen parlamentarischen Verfahrens nicht zu lösen sein wird.
Im Interesse einer Öffnung der Debatte um die Planung fordere ich daher das Abgeordnetenhaus zu einer öffentlichen Anhörung der Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck e.V. und einer Ortsbegehung auf.
Inhaltlich sind m.E. folgende zwei Fragen zentral:
Welche Folgen haben die Hochhäuser der „Urbanen Mitte“ für Mensch und Umwelt?
Wie könnte die Bebauung der Grundstücke dem Park und dem Gelände rund um den U-Bahnhof Gleisdreieck im Sinn des Gemeinwohls gerecht werden?
Ich bitte Sie, sich des zivilgesellschaftlichen Anliegens anzunehmen und um eine sorgfältige parlamentarische Abstimmung.

Mit freundlichen Grüßen,
Berthold Menzel
Berlin-Kreuzberg, den 22.07.2025

Die Kontaktdaten der Abgeordneten findet ihr hier: https://www.parlament-berlin.de/das-parlament/abgeordnete

Hilfreich wäre auch, Leserbriefe an Taz, Tagesspiegel, Morgenpost usw. zu schreiben und weiter unsere Petition zu zeichnen, die die ASktionsgmeinschaft Gleisdreieck e.V. zum geeigneten Zeitpunkt den Abgeordneten überreichen werden.

Veröffentlicht in Urbane Mitte Gleisdreieck

Hier können Sie Ihre Wertschätzung für den Beitrag zeigen! Durch Klicken des Unterstützen-Buttons gelangen Sie auf die Seite von PayPal.

Wenn Sie gleisdreieck-blog.de kontinuierlich unterstützen wollen, können Sie das mit einer Mitgliedschaft bei STEADY, ab 2,50 €/monatlich.

2 Kommentare zu “Fahrplan zur Beschlussfassung über den Bebauungsplan Urbane Mitte Süd

  1. Auszug, paraphrasiert, aus:

    “Berliner Morgenpost online vom 18.08.2025,
    Berlins Bausenator: „Ein Mietenstopp wäre eine Katastrophe“”

    Ergänzung der Urbanen Mitte um Wohnungen?

    Durch die geplanten öffentlichen Räume und kulturellen Einrichtungen entstehe laut Bausenator Gaebler ein Mehrwert für die Stadtgesellschaft.

    Im Gespräch über die umstrittene **„Urbane Mitte“ am Gleisdreieckpark** äußert sich Senator Gaebler in der Berliner Morgenpost zu den jüngsten Konflikten mit dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Dort sei das Bezirksamt nicht seiner Pflicht nachgekommen, einen fertig ausgearbeiteten Bebauungsplan der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vorzulegen. Der Grund: Die BVV habe sich schlicht geweigert, den Plan überhaupt zu behandeln.

    Nach Gaeblers Auffassung widerspricht dieses Vorgehen den üblichen Verfahren. Üblicherweise erstellt das Bezirksamt einen Bebauungsplan und legt ihn der BVV zur Entscheidung vor. Lehnt die BVV ihn ab, muss anschließend geklärt werden, wie mit dem Vorhaben weiter verfahren wird. Dass jedoch nach einem **Planungsprozess von rund zehn Jahren** die BVV die Befassung gänzlich verweigert, hält Gaebler laut dem o. g. Artikel in der Morgenpost für inakzeptabel – insbesondere, da zwischen Land und Investor bereits ein **bindender Vertrag** geschlossen worden sei.

    Für die Zukunft kündigt Gaebler an, dass das Projekt nun von der Senatsebene übernommen werde. Nach der Sommerpause solle der Bebauungsplan dem **Abgeordnetenhaus von Berlin** zur Beratung vorgelegt werden.

    Ein offener Punkt sei noch, ob das Vorhaben um Wohnungen ergänzt werden könne.

    Bisher sei dies vor allem aufgrund von Lärmschutzproblemen nicht möglich gewesen; neue bundesrechtliche Vorgaben könnten jedoch Spielräume eröffnen.

    Gaebler zeigt sich im Interview mit der Morgenpost überzeugt, dass der Bebauungsplan mit den Stimmen der schwarz-roten Koalition verabschiedet werden wird.

    Gleichwohl rechne er laut Morgenpost mit **Protesten** gegen das Projekt. Diese könnten aus seiner Sicht jedoch nicht den Kern des Problems ändern:

    Die geplanten Bauten würden auf einer ohnehin bereits **versiegelten und derzeit unzugänglichen Fläche** entstehen.

    Durch die geplanten öffentlichen Räume und kulturellen Einrichtungen entstehe im Gegenteil ein Mehrwert für die Stadtgesellschaft.

    Der Senator verweist zudem darauf, dass das Bezirksamt mit dem Investor bereits Verhandlungen geführt habe, die auch **soziale und kulturelle Komponenten** in das Projekt integriert hätten.

    Die endgültige Entscheidung liege zwar beim Abgeordnetenhaus, doch müsse dieses berücksichtigen, dass das Land Berlin vertraglich verpflichtet sei. Eine Nichterfüllung dieser Vereinbarung hätte zwangsläufig rechtliche und finanzielle Konsequenzen.

    [Aus dem o. g. Artikel habe ich nur einige Abschnitte paraphrasierend zusammengefaßt.]

    Meine Anmerkungen:

    – Schon vor Jahren wurde spekuliert über eine Umnutzung von Büros [der Urbanen Mitte] in studentisches Wohnen:

    https://gleisdreieck-blog.de/2022/10/04/positionen-der-spd-beim-gespraech-am-bauzaun-zu-urbanen-mitte-gleisdreieck-am-18-09-2022/

    ” … Umändern der Nutzung von Büro auf Studentisches Wohnen, bezahlbares Wohnen sei wünschenswert. … ”

    – Immobilien Zeitung 12 vom 20.03.2025, Die Mipim 2025 in Zitaten:

    ” …. Man kann mit dem jetzigen Planungsrecht alles machen. Man muss nur den Willen dazu haben.“

    Simon Kempf, Managing Partner bei Periskop Development …. “

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert