Dennewitzstraße 35

Mahntafel für die Firma KORI am Eingang Kurfürstenstraße in den Gleisdreieckpark

Dank des Antrags von Bertram von Boxberg (Grüne) in der Bezirksverordneten­versammlung Tempelhof-Schöneberg soll am Eingang Kurfürstenstraße in den Westpark des Gleisdreiecks eine Mahntafel angebracht werden, die an die Firma KORI erinnert, die von hier aus Verbrennungsöfen in zahlreiche Konzentrationslager und für das Euthanasie-Programm der Nazis geliefert hat.

Auch wenn noch viele Details zu erforschen sind – das was bekannt ist, ist bedrückend. Neben der Firma “Topf und Söhne” aus Erfurt war die Schöneberger Firma H. KORI GmbH der zweite große Produzent von Verbrennungsöfen in den Konzentrationslagern. Ohne die Hilfe von Firmen wie KORI hätte die SS den millionenfachen Mord nicht so durchführen können. Wikipedia:

KORI installierte unter anderem Krematoriumsöfen in den Konzentrationslagern Stutthof, Neuengamme, Ravensbrück, Vught, Bergen-Belsen, Sachsenhausen, Mittelbau-Dora, Majdanek, Groß-Rosen, Flossenbürg, Hersbruck, Blechhammer, Trzebinia, Natzweiler-Struthof, Dachau, Mauthausen, Melk und Ebensee. Krematoriumsöfen von KORI befanden sich ferner in den Tötungsanstalten Pirna-Sonnenstein und Hartheim.

Für die Erstellung der Mahntafel soll jedoch zuvor der aktuelle Forschungsstand zusammengetragen werden. Denn unklar ist nach wie vor, was genau geschah in der Dennwitzstraße 35? War es „nur“ der Verwaltungssitz der Firma, das Planungsbüro oder fand hier auch die Produktion statt? Anders als im Fall der Firma „Topf und Söhne“ in Erfurt steht hier kein Firmenarchiv zur Verfügung. Ende der 1970er Jahre wurde KORI im Rahmen der Kahlschlagsanierung verlagert, das Haus abgerissen. Ein paar Jahre später wurde die Hausnummer 35 aus dem Stadtplan getilgt – welch ein Zufall! Die Spur vom KORI verliert sich danach. Das Wegzaubern der Hausnummern 35 (und der 36) durch das Stadtplanungsamt Schöneberg ist möglicherweise zufällig geschehen. Doch steht es exemplarisch für unseren Umgang mit der Vergangenheit.

2011 – als der Westpark geplant wurde – habe ich das Thema in die projektbegleitende Arbeitsgruppe eingebracht, in der Hoffnung, dass am zukünftigen Park-Eingang Kurfürstenstraße an die Geschichte erinnert wird. Damals schrieb ich auf gleisdreieck-blog.de:

2013 soll der Eingang zum Park an der Ecke Dennewitz/ Kurfürstenstraße eröffnet werden. Es wäre angemessen, wenn an dieser Stelle dann auch an das dunkle Kapitel der KORI GmbH erinnert würde.

Daraus wurde damals nichts. Zu sehr waren die an der Parkplanung Beteiligten (Senat, Bezirke, Grün Berlin, Architekten, Anwohnervertreter) mit anderen Themen beschäftigt. Es brauchte erst den förmlichen politischen Beschluss der BVV Tempelhof-Schöneberg, um die Sache voranzubringen.

Am 26. September 2019 veranstaltet das SCHÖNEBERG MUSEUM eine öffentliche Veranstaltung, auf der der aktuelle Forschungsstand zu KORI berichtet werden wird. Eingeladen sind u. a. Dr. Annegret Schüle und Susanne Zielinski vom Erinnerungsort Topf & Söhne in Erfurt.

Die Schöneberger Ofenbauerfirma KORI im Nationalsozialismus
Donnerstag, den 26.9. 2019 um 18 UHR
Schöneberg Museum,
Hauptstraße 40/42, 10827 Berlin

Die Dennewitzstraße 35 heute, der Eingang von der Kurfürstenstraße in den Westpark
Die Dennewitzstraße 35 heute, der Eingang von der Kurfürstenstraße in den Westpark
Schreiben der KORI GmbH von 1975, “Wie Sie wissen, sind wir eine Spezialfirma . . .“
Karte aus den 1950er Jahren, die heute verschwundene Hausnummer Dennwitzstraße 35 am Rande des Gleisdreiecks
Karte aus den 1950er Jahren, die heute verschwundene Hausnummer Dennwitzstraße 35 am Rande des Gleisdreiecks
Veröffentlicht in Dennewitz, Potsdamer Güterbahnhof - WestparkTagged

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2 Kommentare zu “Mahntafel für die Firma KORI am Eingang Kurfürstenstraße in den Gleisdreieckpark

  1. Da Herr Kori schreibt, die Existenz der Firma sei “untrennbar an unser obiges Grundstück gebunden”, kann man wohl davon ausgehen, daß sich dort auch die Produktionsstätten befanden.
    Die Lage direkt am Gleisdreieck war bestimmt kein Zufall, da somit der Transport direkt per Bahn erfolgen konnte.
    Danke für den Artikel und die Bemühungen.
    Hoffentlich klappt es endlich mit der Tafel.

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