Gemeinsam haben Abgeordnete der Grünen und der SPD Tempelhof-Schöneberg einen Antrag zum geplanten Hellweg-Baumarkt im Yorckdreieck verfasst, der in der kommenden Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung am 27. 10. 2010 im Rathaus Schöneberg behandelt werden soll. Hauptsächlich geht es den Autoren des Antrags um eine andere Lage des Gebäudes auf dem Grundstück.
Die Abgeordneten fordern, dass sich das Gebäude innerstädtisch darstellt und sich der Yorckstraße zuwendet. Offensichtlich stellen sich die Abgeordneten unter „innerstädtisch“ eine Art Blockrandbebauung an der Yorkstraße vor, mit Fassaden ohne Blech, mit Schaufenstern und Haupteingang direkt zum am Gebäude entlangführenden Bürgersteig. Durch eine Tordurchfahrt sollen die Besucher mit Autos zu den Parkplätzen kommen, die im hinteren Teil des Grundstücks angeordnet werden sollen. Leider verlieren die Abgeordneten keinen Gedanken daran, dass ja auch der Sport auf dem Gebäude platziert werden soll.
Im zuletzt veröffentlichen Plan von Hellweg lag der Fußballplatz auf dem Dach des Gebäudes in der nördlichen Spitze des Grundstücks. An dieser Stelle hat der Sportplatz ausreichend Abstand zu den Wohngebäuden der gegenüberliegende Seite der Yorckstraße. (Normalerweise wird in Bebauungsplänen mindestens 120 m Lärmabstand zwischen Sportplatz und Wohnbebauung vorgesehen.) Wenn das Gebäude mit dem Sportplatz auf dem Dach nun aber direkt an die Yorckstraße gerückt wird, wird dieser Abstand wesentlich verringert – und der Sportplatz könnte nicht realisiert werden.
Es ist bekannt, dass das Yorckdreieck von der U-Bahnlinie U 7 unterfahren wird. Eine Überbauung des U-Bahntunnels bedeutet großen konstruktiven Aufwand mit entsprechenden Kosten. In dem von Hellweg vorgelegten Plan ist der Baumarkt genauso platziert, dass er nicht auf dem U-Bahntunnel liegt.
Die Frage des Sports und der schwierigen Überbauung des U-Bahntunnels sprechen allein schon gegen eine Bebauung am Rand zur Yorckstraße. Ein weiterer Punkt wäre die Verstärkung der Lärmproblems. In einer zweiseitig bebauten Straße wird der Autolärm viel intensiver wahrgenommen durch die Schallreflektionen von beiden Seiten.
Die Forderung, das Gebäude an der Yorckstraße wie eine Blockrandbebauung zu gestalten, bringt also mehr Nachteile als Vorteile, sie opfert den Sport einer fragwürdigen Gestaltungsidee. Hier sind andere Lösungen möglich. Denn „innerstädtisches Gebäude“ muss nicht heißen „Blockrandbebauung“. Gebäude können bei entsprechender Gestaltung und mit einem gestaltetem Vorplatz auch als freistehende Gebäude großstädtisch wirken.
Die zweite Forderung der Abgeordneten bezieht sich auf die Zugänglichkeit. Einerseits wird gefordert, dass die Zufahrt nach Geschäftsschluss dichtgemacht wird, andererseits soll es dort eine gesonderte Zuwegung auch für Fußgänger geben über das Gelände des Yorckdreiecks in den Gleisdreieck-Park und natürlich auch zum Sportplatz auf dem Dach des Baumarktes. Diese Zugänge müssen natürlich auch außerhalb der Geschäftszeiten funktionieren, damit sie Sinn machen. Die Widersprüchlichkeit in dem Papier von SPD und Grünen – einerseits der Wunsch nach öffentlicher Durchwegung, aber nach Geschäftsschluss soll das Ganze geschlossen sein – macht das Problem deutlich. Hier eine Lösung zu finden wird nicht einfach sein, dogmatische Forderungen machen das nicht leichter.
In der dritten Forderungen des Antrags geht es um die alte Yorckbrücke Nr. 5. Da heißt es, „dass der Weg (in Verlängerung der Brücke Nr. 5 nach Norden) in geradem oder weiträumig geschwungenem Verlauf nach Norden in den Gleisdreieck-Park übergeleitet wird.“ und weiter „Die Hinterbauung des Widerlagers mit einem Discounter – nach derzeitigem Planungsstand – wird strikt abgelehnt“. Dass der über die Brücke kommende Weg nicht abrupt abknicken soll, ist verständlich. Dass jedoch die „Hinterbauung mit dem Discounter“ pauschal abgelehnt wird, macht die Sache nicht einfach. Es gibt rund 30 alte Yorckbrücken, die mitsamt ihren Widerlagern unter Denkmalschutz stehen. Lediglich drei dieser Brücken sind nach bisherigem Planungsstand gesichert, da sie für die Nutzung im Zusammenhang mit dem Gleisdreieckpark instandgesetzt und genutzt werden sollen. Da ist viel zuwenig, um die eindrucksvolle Passage der Yorckbrücken langfristig zu erhalten. Wenn nun eine vierte Brücke gerettet werden kann – und sei es dadurch, dass der über die Brücke führende Weg über das Dach eines Discounter weitergeht, könnte das für alle Beteiligten eine gute Lösung sein. Herr Semer von Hellweg, hat ja auf der Veranstaltung am 7. 10. 2010 im Rathaus Kreuzberg schon zugesichert, dass der über die Brücke kommende Weg weiterführen wird. „Da wird es eine technische Lösung geben . . .“, sagte er. Es wäre sicher hilfreicher, hier an einer praktischen, machbaren und architektonisch interessanten Lösung zu arbeiten, als auf einem konservativem – aber letztlich kaum durchsetzbarem – Denkmalschutz zu beharren.
- Der Antrag der Grünen und der SPD zum Yorckdreieck als PDF-Dokument
- Stellungnahme zum Yorckdreieck auf den Seiten der SPD Schöneberg
Nachtrag am 3. 11. 2010
Nun liegt der Ergänzungsantrag zur Drucksache-1595_xviii vor.
Frühere Beiträge zum Thema
- 12. 10. 2010: Hellweg präsentierte sich im Rathaus Kreuzberg
- 29. 06. 2010: Baumarkt, Fußballplatz, Discounter und die Brücke Nr. 5 als Luftnummer