Der Fußballplatz passe nicht in den Park, hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in einem Schreiben an den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mitgeteilt. Dies ist die Antwort der Senatsverwaltung auf den Prüfungsauftrag des Runden Tisches vom 9. September 2009. Zur Prüfung sollte eine Einpassungstudie für den Bau eines Fußballplatzes 65 m x 95 m im Bereich zwischen den beiden Hochbahnen der U2 und U1 auf dem Potsdamer Güterbahnhof erstellt werden.
Die Ablehnung des Fussballplatzes durch die Senatsverwaltung basiert jedoch nicht auf einer solchen Studie, sondern eher auf allgemeinen Argumenten. Sobald das Schreiben vorliegt, wird es an dieser Stelle veröffentlicht werden.
Der Runde Tisch unter dem Vorsitz von Bürgermeister Franz Schulz wird sich Anfang Januar wieder treffen. Welche Optionen hat er dann?
- Darauf bestehen, dass eine tatsächliche Prüfung des jetzt abgelehnten Standorts erfolgt?
- Den früheren Standort weiter südlich im Park diskutieren, also den Standort auf Kosten der Gärten, der im März diesen Jahres gescheitert ist?
- Sich damit Abfinden, dass es keinen Fußball im zukünftigen Gleisdreieck-Park gibt?
Keine dieser Optionen wird allen Teilnehmern des Runden Tisches gerecht werden. Die Sportverbände und Fußballvereine – Türkiyemspor ist mit dabei – werden darauf bestehen, dass ihr Interesse nicht unter den Tisch fällt. Gärtner und Anwohner werden darauf verweisen, dass der Standort im südlichen Zipfel des Parks, also zwischen der Hochbahnlinie U2 und der Yorckstraße, im März 2009 gescheitert ist. Also doch Option 1: eine echte Prüfung des Alternativstandorts zwischen U1 und U2 erstellen? Dagegen werden sich Grün Berlin, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Teile der Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck aussprechen.
Letztendlich muss die Frage, ob und wo der Fußball seinen Platz im Gleisdreieck-Park findet, im Bebauungsplanverfahren VI-140 beanwortet werden. Die Frage wird also durch eine politische Entscheidung der BVV des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg entschieden werden.
Der Runde Tisch war im Mai 2009 angetreten, um für diese Entscheidung fundierte Grundlagen zu schaffen. Alle Teilnehmer (auch die, die sich später sich gegen den Prüfungsauftrag Einpassungsstudie aussprachen) des Runden Tisches waren damals einverstanden, dass es in der zweiten Sitzung im September, um räumliche Alternativen für den Sport im Gleisdreieck-Park gehen sollte.
Es ist nun zu befürchten, dass die BVV Friedrichshain-Kreuzberg die Frage ohne fundierte Grundlagen und ohne einvernehmlichen Vorschlag des Runden Tisches entscheiden muss. Die Abwägung zwischen den verschiedenen Interessen wird dadurch nicht leichter. Und solange es keine Entscheidung gibt, stehen die gesamten Parkplanungen für den Potsdamer Güterbahnhof unter Vorbehalt.
Gegen den Fußballplatz sind in den letzten Wochen, z. B. auf der Veranstaltung am 5. 11. 09 viele Argumente vorgetragen worden :
- Der Fußballplatz würde die einzig große Freifläche des Parks besetzen.
- Lärm durch anreisende Sportler und deren Aufenthalt am Rande der Sportstätten. Befürchtet wird eine Art Stadion mit den entsprechenden Verkehrsströmen.
- Keine Erholungsnutzung mehr im Park möglich.
- Durch den Fußballplatz würde der Park auf einen schmalen Randstreifen reduziert werden.
- Die Übernutzung des Nelly-Sachs-Parks zeigt, wie dringend Parkflächen benötigt werden.
Für die Ansiedlung des Fußballplatzes zwischen U1 und U2 sprechen folgende Argumente:
- Für die meisten Jugendlichen in Schöneberg Nord und Tiergarten Süd ist Fußball die Sportart Nummer 1. Die 17.000 m² Beachvolleyball im südlichen Teil des Parks können diesem Interesse nicht gerecht werden.
- Fußball ist die Sportart mit der größten Integrationskraft. Gerade in Stadtteilen mit einem hohen Anteil von Migranten werden Fußballplätze gebraucht.
- Der Fußballplatz soll kein Stadion sein, sondern ein Trainingsplatz (95 m x 65 m) für Kinder und Jugendliche, der von Vereinen wie Türkiyemspor, SC Integra, FC Internationale und Schulen genutzt werden könnte. Wie der Fußballplatz am Anhalter Personenbahnhof könnte er ohne abschließenden Zaun auskommen und damit auch informellen Sportlern zur Verfügung stehen.
- Der umstrittene Alternativstandort liegt an einer Stelle im Park,
- die nicht durch wertvolle Vegetation geprägt ist,
- die durch den Lärm von U1, U2, S1, S2, Regionalbahn und Fernbahn die am höchsten belastete im gesamten Park ist,
- an der eine Tieferlegung des Platzes in das vier Meter hohe aufgeschüttete Plateau des Bahngeländes möglich ist. Dadurch könnten die vom Fußballplatz ausgehenden Lärmemissionen gemindert werden. Durch die Tieferlegung würde auch die visuelle Beeinträchtigung durch Ballfangzäune vermindert.
- Wenn es gelingt, die Kleingärten in den Park zu integrieren, wenn also die Gärten zum Park dazugehören, ist es wesentlich mehr als ein Randstreifen, der westlich des Fußballpatzes zu Verfügung steht.
Anhand einer Einpassungstudie, wie sie der Runde Tisch im September auf den Weg bringen wollte, könnten die Argumente für und gegen den Sport kompetent diskutiert werden. Ohne diese Einpassungstudie sind insbesondere die, die den Ort nicht so gut kennen, auf Vermutungen und Infos aus der Gerüchteküche angewiesen. Die Entscheidung der BVV Friedrichshain-Kreuzberg sollte durch eine offen geführte, öffentliche Diskussion vorbereitet werden. Dazu ist eine unabhängig erstellte Einpassungstudie unverzichtbar.
Nachtrag 25. 01. 2010: