Ausführlich berichtet der Landwehrkanalblog über eine gemeinsame Sitzung der Ausschüsse Umwelt und Stadtplanung des Bezirks F’hain-Kreuzberg am 19. 03. 2010. Es ging um den Antrag des Fraktionen der Grünen und der Linken, das Wäldchen auf dem Anhalter Güterbahnhof unter Landschaftsschutz zu stellen.
Eingeladen waren auch die Vertreter der Senatsverwaltung, der Grün Berlin GmbH und der Landschaftsplaner Atelier Loidl. Gegenstand der Diskussion war vor allem der Umgang mit dem Wäldchen auf dem Anhalter Güterbahnhof. Soll das Wäldchen rundherum mit einem „lebendigen Zaun“ (z. B. einer Brombeerhecke) umgeben werden, wie es der Antrag der Grünen und Linken vorsieht, oder soll das Wäldchen von mehreren Wegen durchzogen werden und nur eine kleine Kernzone mit einem halbhohen Zaun geschützt werden. So sieht es das Konzept der Landschaftsplaner vom Atelier Loidl vor. Die Frage ist nicht leicht zu entscheiden. Und vor allen Dingen, wer soll entscheiden?
In den vergangen drei Jahren sind die anstehenden Fragen vom Bauherren entschieden worden, also dem Land Berlin, vertreten durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung – natürlich in Abstimmung der projektbegleitenden Arbeitsgruppe Gleisdreieck, in der die Grün Berlin GmbH, die Architekten vom Atelier Loidl, die angrenzenden Bezirke und drei gewählte Anwohnerverteter mitreden, seit neuestem auch Vertreter der Quartiersräte des Schöneberger Nordens und Magdeburger Platzes.
Aber nun reden plötzlich noch weitere Gremien mit: die Ausschüsse der BVV F’hain-Kreuzberg und der vom Bürgermeister Franz Schulz eingerichtete Runde Tisch zum Thema Kleingärten und Sport. Warum?
- Obwohl von der Senatsspitze die weitgehende Bürgerbeteiligung am Gleisdreieck oft hervorgehoben wird, gibt es eine große Entäuschung unter den gewählten Anwohnervertretern. Sie haben den Eindruck, dass ihre Argumente zur Parkplanung ungehört verhallen und die eigentlichen Entscheidungen nicht in der gemeinsamen Arbeitsgruppe sondern eine Etage höher fallen.
- Der Park am östlichen Rand zu Möckernstraße ist halb fertig. Es hat viele Leute geschockt, zu sehen, wie radikal die berühmte Mischung aus historischen Spuren und wildem Grün mit Planierraupen niedergemacht wurde. Das hat zu einem Vertrauensverlust geführt und von daher gibt es große Befürchtungen, wenn Grün Berlin und Atelier Loidl nun das Wäldchen umgestalten wollen – und später den Flaschenhals südlich der Yorckbrücken.
- In der Projektbegleitenden AG wurden bestimmte Probleme einfach ausgeblendet. Ein Beispiel ist der Sport: Es gab Ende 2007 einen großen Workshop zum Thema Sport auf dem Gleisdreieck. Über das dringendste Problem der Planung – wie passt der Fußball dahinein – durfte auf diesem Workshop jedoch nicht gesprochen werden. Die Folge: bis heute ist das Problem ungelöst.
- Die Flächen südlich der U2 auf dem Westpark, also der Zipfel auf dem Potsdamer Güterbahnhof zwischen der Hochbahn und der Yorckstraße wurde aus der offiziellen Planung einfach ausgeklammert. Als „weissen Fleck“ auf der Karte haben die Anwohnervertreter das kritisiert. Zur Lösung der Frage des Sports und um die Verbindungen zur Schöneberger Schleife und zum Bautzener Kiez hinzukriegen, ist die Einbeziehung dieser Flächen in die Panungen jedoch unbedingt notwendig. (Als es um den Beachvolleyball ging, hat sich die Senatsverwaltung natürlich doch mit der Fläche beschäftigt und den Trendsport ohne Beteiligung der Öffentlichkeit dort installiert, siehe https://gleisdreieck-blog.de/2009/05/04/von-b-30-zu-beach-61/)
- Das gleiche gilt für den Flaschenhals, für den Atelier Loidl und Grün Berlin beauftragt sind. Eine kleine Skizze auf der Interseite von Grün Berlin ist bisher jedoch das einzige, das über diese Planung bekannt wurde (siehe: https://gleisdreieck-blog.de/2009/12/08/endet-der-fahrradweg-berlin-leipzig-in-einer-sackgasse/).
Die Qualität der Parkplanung misst sich auch daran, wie sie Akzeptanz findet. Je weniger sie das findet, um so mehr wird von „außen“ Druck gemacht werden. Ausschüsse der BVV, Runde Tische, die Sportlobby, die Naturschutzverbände, alle werden berechtige Fragen haben. Beispiel: kann ein Platz (geplant im Westpark), für den 6000 m² neu mit Asphalt versiegelt werden sollen, als ökologische Ausgleichsfläche bezeichnet werden? Die Frage könnte auch für Juristen interessant werden, wenn nicht vorher in der Projektbegleitende Arbeitsgruppe eine bessere Lösung gefunden wird.
Das beste, was die Projektbegleitende Arbeitsgruppe Gleisdreieck nun tun kann, ist in Zukunft bei Entscheidungen den Konsens der Beteiligten zu suchen.