Gastbeitrag von Hannes Koch

Für einen offenen Gleisdreieck-Park

In diesem Sommer 2020 hat sich ein Konflikt entwickelt, der die Gemüter rund um den Gleisdreieck-Park erhitzt. Vor allem an den Wochenenden finden dort nachts große und laute Partys statt, Parkeinrichtung wird beschädigt. Viele Anwohner:innen fühlen sich massiv gestört, eine Bürgerinitiative wurde gegründet. Teilweise ist die Forderung zu hören, den Park nachts abzuschließen.

Diese Probleme muss man ernst nehmen – ohne allerdings den Charakter des Parks in Frage zu stellen. Das Gleisdreieck ist eine öffentliche Grünanlage, angelegt zum Nutzen aller. Die Interessen von Sportler:innen, Erholungsuchenden, kleinen Kindern, Familien, Radfahrer:innen, Fußgänger:innen und Anwohner:innen müssen ebenso berücksichtigt werden, wie die Wünsche, draußen zu feiern. Schließlich sind wegen Corona alle Clubs geschlossen. Wo sollen die jungen Leute sonst hin?

Der Park muss offen bleiben. Ihn nachts zu schließen, ist auch kaum möglich. Ein Zaun ist teuer und müsste bewacht werden. Die Durchgangswege, die das Gleisdreieck von 13 Eingängen aus kreuzen, wären dann versperrt. So geht das nicht.

Wir sollten zu einem Kompromiss kommen – zum Beispiel: Freitagnacht feiern, Samstagnacht schlafen. Andere Möglichkeit: eine Zeitbegrenzung für Partys bis 23.00 Uhr. Denkbar wäre auch, eine Feierzone auszuweisen, etwa am südlichen Ende der Ladestraße im Ostpark. Diese Regeln müssten Ordnungsamt und Polizei aber auch durchsetzen.

Um solche und andere Verfahren zur Konfliktschlichtung vorzubereiten, sollten regelmäßig alle Beteiligten und Interessierten zusammenkommen – Bezirksämter, Grün Berlin, Polizei, Anwohner:innen, Gewerbetreibende. Auch die Clubkommission, die sich für sozialverträgliches Feiern unter freiem Himmel einsetzt, wäre ein nützlicher Gesprächspartner.

Einen neuen Runden Tisch, den die Bürgerinitiative fordert, braucht man dafür nicht – es gibt schon einen: den Nutzerbeirat des Parks, in dem auch gewählte Bürgervertreter:innen sitzen. Alle können kandidieren. Demnächst findet die Neuwahl statt. Um seiner Aufgabe gerecht zu werden, sollte der Beirat künftig öfter tagen als bisher.

Hannes Koch ist seit 2014 gewählter Bürger:innen-Vertreter im Beirat des Gleisdreieck-Parks

4 Kommentare zu “Für einen offenen Gleisdreieck-Park

  1. Für die öffentlichen Grünanlagen in Berlin gibt es ein Regelwerk. Eine Haus Ordnung die rechtlich verbindlich ist
    wieso schafft es Berlin nicht diese einzuhalten
    Öffentliche Grünanlage sind ein schützenswerter Raum für alle und selbstverständlich sind diese pfleglich zu behandeln
    Wenn Anwohner nicht mehr schlafen können die Parkanlagen mit Glas Scherben übersät sind
    Ihr überhaupt keinen Rückzugsraum mehr finden dann stimmt etwas nicht und dieses gilt es zu ändern zur Not muss man auch mal über eine Parkschliessung laut nachdenken dürfen
    Ideen von Hannes Koch der im übrigen im Nutzerbeirat nichts aber auch gar nichts bewirkt hat finde ich mehr als absurd und überhaupt nicht umsetzbar

  2. Zugegeben, was nachts in dem Park passiert, entzieht sich meiner Kenntnis. Dass der Park sehr gerne zum nächtlichen Abhängen genutzt wird, weiß ich von meinen beiden jugendlichen und erwachsenen Söhnen. Schon immer. Vermutlich übertreiben es derzeitig einige junge Menschen mit dem Lärm, den Drogen und dem Müll. Tja, was soll man dazu sagen. Ist halt blöd. Aber “wo sollen sie denn hin?”

    Ich möchte wenigstens vorsichtig darauf hinweisen, dass der Konflikt durch die nahe und eigentumsorientierte Bebauung des Parks vorprogrammiert war. So etwas kennt man in Kreuzberg schon von den Sport- und Spielplätzen. Kaum haben Menschen ihr Wohneigentum erworben, hagelt es Beschwerden. Nein, ich halte weder eine Schließung noch eine generelle Einschränkung der Nutzung des Parks für vernünftig. Bei Ruhestörung, wenden Sie sich an die Polizei.

    Kleinreden möchte ich die Vermüllung Kreuzbergs sicherlich nicht. Es ist wirklich schlimm, was die Anwohner so an privatem Müll und sperrigem Gut hinterlassen. Ich empfehle mal einen Aufenthalt in London. Tolle Parks, super Stadt. Es geht auch, ohne dass man immer alles fallen lässt. Dit ist Berlin und dit is nich schön.

    Und was die coronabedingte Vermüllung der öffentlichen Grünflächen anbetrifft…nun ja, wenn wir im nächsten Sommer alle durchgeimpft sind, wird sich dieses Problem von selbst erledigt haben.

  3. Auch ich bin für einen “offenen Gleisdreieck-Park”, und zwar als “tollen Park” (Christoph in seinem Kommentar), wie wir ihn lieb/t/en: eine lebendige, vielfältige Grünanlage mit charakteristischen Arealen; ein Ort der körperlichen und mentalen Erfrischung! So ein Ort muss Menschen – und umweltfreundlich sein. Was unbedingt zusammenzudenken ist. Da der Park inzwischen aber kein solcher Ort mehr ist – und zwar nicht nur in Folge der Coronamaßnahmen! – wird intensiv nach Wegen aus dieser Krise gesucht. Angebliche Rundum – Lösungen wie ein bewachter Dauerzaun führen nach vorherrschender Meinung nicht heraus, punktuelle Party – Angebote an eine (?) nicht näher definierte Gruppe von (wievielen?) jungen Menschen ebensowenig.

    Leider fallen die konkreten Vorschläge im Artikel “Für einen offenen Gleisdreieck – Park” ein wenig hinter den aktuellen Stand der Diskussion zurück. Als Beispiel: Sogar die Clubkommission sieht k e i n e Lösung in organisierten raves auf öffentlichen Grünflächen in den Wohngebieten.

    Vor allem Dank des Engagements der Bürgerinitiative (“Gemeinsam fürs Grüne Gleisdreieck”) wird die lange versäumte Diskussion inzwischen auf allen Ebenen geführt (siehe unten), und zwar von unserer Seite teilweise kontrovers, aber immer konstruktiv fürs gemeinsame Ziel.

    Noch im Herbst, finde ich, sollte dann eine Zwischenbilanz gezogen und natürlich mit allen Interessierten geteilt werden. Nach der nächsten größeren Diskussion nämlich (“Zusammen im Park – Webtalk”, veranstaltet von der SPD Kreuzberg am 31.08.), nach geplanten weiteren Gesprächen der BI mit wechselnden geladenen Gästen, den ersten Ergebnissen ihrer Anfragen an die Parlamente, Fraktionen und Ausschüsse, ohne Einbeziehung der AfD; vielleicht nach ersten Aktionen im Park, mit Ergebnissen der protokollierten Herbstsitzung des Parkbeirats, zu der Vertreter:innen der BI eingeladen sind; und, last but not least, mit den Ergebnissen eines Runden Tisches – wie gefordert und weiter aktuell.

  4. Zitat: Wo sollen die jungen Leute sonst hin?

    Es geht ja nicht primär darum, dass junge Leute nicht Abends in den Park sollen. Wer sich allerdings so verhält hat m.E. sein Anrecht verspielt. An jedem Tag der Woche. Als Steuerzahler unterstuetze ich prinzipiell einen Zaun, halte die Lösung aus den genannten Gründen aber auch für unrealistisch. Sinnvoll waere doch nur klare Regeln (22h max, kein offenes Feuer etc, Musikanlagen bis zu einer bestimmten Groesse etc) und konsequente Kontrollen mit empfindlichen Strafen. Letzteres wird es Berlin mit der derzeitigen Politik nicht geben, also bleibt alles wie es derzeit ist. Schade um den tollen Park.

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