Yorckdreieck zieht dunkle Mächte an

Zweite Präsentation des Hellweg-Baumarktes im Rathaus Kreuzberg

Eineinhalb Jahre nach der ersten öffentlichen Veranstaltung fand am 22. 03. 12  die zweite Präsentation des geplanten Hellweg-Baumarktes im Yorckdreieck statt. Auch wenn in der Presse gelegentlich behauptet wurde, dass hier mit Bürgerbeteiligung geplant würde – die zahlreichen Planungsschritte in dieser langen Zeit fanden ohne jede Bürgerbeteiligung statt. Eine geplante Veranstaltung im Sommer 2011 musste ausfallen, da das Projekt im Wahlkampf zum Zankapfel zwischen den Parteien sowie der Bezirks- und Senatsverwaltung geworden war. Nun waren die Akteure endlich bereit, die Bürger wieder ein wenig einzubeziehen.

Am Grundkonzept, an der Anordnung des Baukörper hat sich in den 1 1/2 Jahren nichts verändert. Die große Baumarktkiste liegt mit der schmalen Seite an der Yorckstraße und geht dann tief in das Gelände hinein mit einer 200 m langen Fasssade zum östlich auf dem Grundstück gelegenen Parkplatz mit 226 Stellplätzen. Auf dem Dach des Baumarktes befindet sich im hinteren Bereich ein mit 45 x 90 m den FIFA-Normen entsprechender Fußballplatz. Für den östlichen Bereich, auf dem im Oktober 2010 ein Discounter geplant war, ist Hellweg nun mit einer Biomarktkette im Gespräch, zusätzlich könnten noch mehrere kleinere Geschäfte entstehen. Hier sollen aber auch die Eingänge von U7 und S2 neu geplant werden – das ist kompliziert und kann dauern. Deswegen wird der Bebauungsplan in nun in zwei Teile aufgeteilt. Der erste für den Baumarkt wird wohl demnächst ausgelegt werden, für den zweiten Bereich mit dem Biomarkt, über dessen Dach der über die Brücke Nr. 5 kommende Weg verlaufen soll und mit den neuen U- und S-Bahnzugängen, dieser B-Plan wird wohl noch etwas auf sich warten lassen.

Die Veranstaltung verlief sehr lebendig, da die Besucher von Anfang an mit ihren Fragen eingriffen. Die erste Frage drehte ich um die öffentliche Zuwegung. Die Vertreter von Hellweg bekräftigten ihre Zusagen von 2010, sowohl für den Weg über die Brücke Nr. 5 als auch für einen ebenerdigen Weg über den Parkplatz. So wird wird es zwei Verbindungen für Fußgänger über das Yorckdreieck in den Gleisdreieck-Park geben.

Keinen Zugang über das Gelände von Hellweg soll es für Fahrzeuge Richtung Beachvolleyball geben. Nach Auffassung von Hellweg kann der Beachvolleyball ausreichend mit Versorgungs- und Rettungsfahrzeugen von der Norden, also durch den Gleisdreieck-Park erreicht werden.

Die nächsten Fragen gingen um das Abholzen der Bäume auf den Böschungen. Naturschützer kritisierten, dass hier ohne Fällgenehmigung gearbeitet worden sei. Fa. Hellweg hielt dagegen, dass es wohl eine Fällgenehmigung gegeben habe, die aber noch dem alten Grundstückeigentümer zugestellt worden sein, da der Eigentumswechsel im Grundbuch noch nicht vollzogen gewesen sei. Außerdem sei man bereit Ausgleich zu leisten. Parkplatz, Dach und Böschungen sollen begrünt werden.

Kritik am Baukollegium

Kritik gab es an dem durch das Baukollegium durchgeführten Wettbewerb für die Fassade zur Yorckstraße. Mehrere Teilnehmer erklärten, dass sie den zweitplatzierten Entwurf besser gefunden hätten, weil er tatsächlich kreativ mit dem Ort umgegangen ist. Bürgermeister Schulz kritisierte, dass das Baukollegium ausschließlich nicht öffentlich tagt. Die Tatsache, dass das Baukollegium gefordert hatte, dass das Gebäude 1,5 m höher als notwendig wird, stieß auf wenig Gegenliebe. Denn dieser städtebauliche Eingriff wird dazu führen, dass manche Anwohner aus ihren Wohnungen nicht mehr Richtung Norden (Gleisdreieck und Potsdamer Platz) sehen können. Genauso wird aus dem Gleisdreieck-Park der Blick nach Süden, etwa in den Wannseegraben mit Gasometer eingeschränkt.

Kritik an der Verkehrslenkung Berlin

Der Lieferverkehr von Hellweg wurde diesmal mit 20 LKW am Tag angegeben, im Oktober 2010 war die Zahl mit 80 angegeben worden. Die LKWs kommen über die Yorckstraße aus Kreuzberg an, fahren über die Yorckstaße Richtung Schöneberg wieder raus – rechts rein – rechts raus. Die Kunden, die mit dem Auto kommen, können aus beiden Richtungen der Yorckstraße kommen. Dafür wird auf der Yorckstraße eine Linksabbiegerspur eingerichtet. Unmut kam unter den Teilnehmern auf, als das Verkehrskonzept vorgestellt wurde. Das lag weniger an dem durch Hellweg erzeugten Verkehren, sondern vielmehr an der geheimnisvollen „VLB”, zu deutsch: Verkehrslenkung Berlin. Die mit Pfeilen sichtbar gemachten Abbiegemöglichkeit zeigten nicht nur Abzweige auf den Hellweg-Parkplatz, sondern auch in die Bautzener Straße (siehe dazu die Abbildungen in der Präsentation von Hellweg). Dort ist zur Zeit aus Kreuzberg über die Yorckstraße kommend das Linksabbiegen tagsüber nicht möglich. Laut VLB soll dies in Zukunft aber möglich werden. Angeblich hat die VLB von Dezember bis Februar verschiedene Anhörungen zu dem Thema durchgeführt – allerdings hinter verschlossenen Türen. Noch nicht einmal die zuständige Stadträtin von Tempelhof-Schöneberg, Fr. Dr. Klotz, war über diese Anhörungen informiert. Sie zeigte sich sehr überrascht und versprach – gemeinsam mit Bürgermeister Schulz – gegen diese Art der Verkehrslenkung vorzugehen. Die Bautzener Straße müsse als Wohnstraße verkehrsberuhigt, nicht mit zusätzlichem Verkehr belastet werden.

Die große Kritik bekam bei dieser Veranstaltung also nicht der Investor ab, sondern zwei staatliche Institutionen, die wie dunkle Mächte im Verborgenen wirken, die „Verkehrslenkung Berlin” und das „Baukollegium”.

Präsentation Baumarkt Hellweg im Yorckdreieck 22. 03. 12, PDF-Dokument 6 MB

Frühere Artikel zum Yorckdreieck:  https://gleisdreieck-blog.de/category/yorckdreieck/

Veröffentlicht in Bürgerbeteiligung-???, Yorckdreieck

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5 Kommentare zu “Zweite Präsentation des Hellweg-Baumarktes im Rathaus Kreuzberg

  1. es ist wirklich eine Schande, beinahe jeder der einen Baumarkt benutzt kommt mit dem Auto, dann kann er auch in Industrie Außengebieten landen, für nen Eimer Farbe zum renovieren braucht man hier keinen Baumarkt mit Anlieferungslärm und Samstags-Baumarkt- Ausflüglern im Wohn/Parkgebiet

  2. Ein Baumarkt. Als Neubau. MITTEN IN DER STADT. Und das, wo Wohnraum immer teurer und knapper wird. Man kann hier nur den Kopf schütteln. Resigniert. Frustriert. Das großartige Parkgelände hätte auch die Yorckstraße aufwerten können … Nun wird der seit Jahrzehnten vorherrschende Charme einer abgetakelten Industriebrache auf weitere Jahrzehnte zementiert. Ich bin schlicht entsetzt! Noch immer.

  3. Illegale Baumfällungen

    Als das Amt für Natur und Umwelt von den nicht genehmigten Baumfällungen erfuhr, übte es als Erstes scharfe Kritik an der ausführenden Firma. Diese hätte sich die Baumfällgenehmigung von Hellweg vorlegen lassen müssen. Konkret heißt das, dass Hellweg die Firma mit der Maßnahme beauftragte, ohne dass ihr ein schriftlicher Bescheid vorlag.

    Laut Aussage des Bezirksamtes wurde vom Rechtsamt auch eine Anzeige gegen Hellweg geprüft. Das Märchen, dass von Hellweg in die Welt gesetzt wird, dass die Genehmigung irrtümlich an den früheren Eigentümer geschickt worden war, passt ja wohl nicht zu dieser Aussage.

    Hintergrund der Entscheidung, auf die Anzeige zu verzichten, könnte eine Entscheidung des Amtsgerichts von Köpenick sein. Dabei ging es ebenfalls um nicht genehmigte Baumfällungen, die noch viel umfangreicher waren als in Schöneberg. Vom verhängten Bußgeld von 50.000 Euro blieben nach dem Einspruch von Hellweg ein paar Tausend Euro übrg!

  4. noch zum Straßenverkehr
    diese Einfahrspur besonders zu Anlieferung hat an dem westlichen U Bahneingang
    eine echte Schwachstelle -viel zu wenig Platz .Es müßte dieser Eingang in das Hellweg Gelände gesetzt werden was ich bezweifele also bleibt nur diese Einfädelungsspur vor dem U Eingang abzubrechen und dahinter erneut anzulegen .
    Wunderbares Chaos.
    hans

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