Wie Grün Berlin Werbung macht

Neugierig? – Kreativität und Aktion – Entspannung – Natur erleben – Mitten in der Stadt. Das sind die Schlagworte, mit denen die Grün Berlin GmbH Werbung macht für ihre Arbeit auf dem Gleisdreieck. Sowohl auf großen Tafeln, die auf der Kreuzberger Seite des Parks aufgestellt wurden, als auch im Internet. Jeder der schönen Begriffe ist mit einem Bild verbunden. Was sagen die Bilder ?

Sreenshot 18.09.09, Entspannung

Für Entspannung steht ein Bild, das nicht am Gleisdreieck, sondern irgendwo in einem englischen Landschaftspark aufgenommen wurde – Bäume und Wiese auf einer sanft modellierten Oberfläche. Auch wenn Atelier Loidl und Grün Berlin sich bemühen, das Besondere der Eisenbahnlandschaft zu entfernen, ein englischer Landschaftspark wird es nicht. Geht auch nicht mit den eckig ungelenken Wegen des Atelier Loidl.

Kreativität und Aktion, Screenshot 18.09.09

Diese Eigenschaften hat Grün Berlin bisher vor allem beim Verfassen von Protokollen und Abholzen der alten Vegetation gezeigt. Wie Grün Berlin zur Kreativität anderer steht, sieht man ganz gut auf dem Eingangsplakat zum NER (Naturerfahrungsraum), auf dem den Besuchern erstmal ausführlich beschrieben wird, was man hier darf und vor allem was man nicht darf. Das Plakat ist schön abgebildet im Weltuntergangsinfo.

neugierig

Neugierig? Wird illustriert von einer Architektenzeichnung. Man sieht eine schlanke Brücke, unter der sich ein Eingangstor befindet. Links ist eine weitere Brücke zu sehen mit einem Fahrradfahrer. Der orstunkundige Betrachter kann nicht sehen, dass hier die Situation an der Yorckstraße kurz östlich der Fernbahn- und Regionalbahntrasse dargestellt werden soll. Auf dem Rundgang zu den Baumfällungen im vergangenen November hieß es von Grün Berlin an dieser Stelle, hier müssten vier Pappeln gefällt werden, weil sie ein Sicherheitsrisiko darstellten. In der Woche darauf wurden in diesem Bereich dann 40 Bäume gefällt. Nun wird klar warum. Das parallel zu Yorckstraße verlaufende Brückenbauwerk ist eines der größten baulichen Vorhaben im Park. Neugierig wohin der Weg über die Brücke führt? Er trifft auf den überregionalen Fahrradweg Kopenhagen-Berlin-Leizig, der hier mittels der ehemaligen Postbrücke die Yorckstraße überqueren wird und endet dann stumpf an der Bahntrasse. Funktional macht der Weg wenig Sinn. Aber er macht aus der bisher zur Yorckstraße offenen Rampe eine torartige Situation und macht die Passage der Yorckbrücken in der Mitte, wo sie etwas weniger schluchtartig war, weil hier die Stützmauern fehlten, noch enger. In ihrem Wettbewerbsbeitrag hatten Atelier Loidl die Idee des Eingangs, der von einem Weg überbrückt wird, auch am Eingang Horn/Möckernstraße gezeichnet. Die Geometrie ließ die Realisierung der Idee dort nicht zu. Der Höhenunterschied an der Hornstraße ist einfach zu klein dafür. Um so fixer wird die Idee an der Yorckstraße verfolgt und wird dort ordentlich Geld kosten. Während für die Sanierung der alten Yorckbrücken das Geld fehlt . . .

mitteninderstadt

Mitten in der Stadt: Dieses Bild zeigt den Potsdamer Güterbahnhof. Im Vordergrund sieht man eine weite Wiese, die links von den Bäumen an der Kante Flottwellstraße und rechts durch das Parkhaus Debis begrenzt wird. Am Horizont ist der Potsdamer Platz zu sehen. Gezeigt werden soll die große Weite in unmittelbarer Nähe des Potsdamer Platzes. Das Foto ist perfekt. Trotzdem ist es ein Trugbild – nicht wegen des Weitwinkels. Der Standpunkt des Fotografen befindet sich auf der inzwischen etwas verwilderten Wiese der ehemaligen Golfanlage innerhalb der Baufläche der Vivico, genannt „Flottwellpromenade“. Wenn diese Baufläche realisiert wird, reduziert sich die Breite des Parks an der Stelle, an der der Fotograf stand, auf ca. 120 m und verengt sich im Norden zum Landwehrkanal bis auf 35 m. Die Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck hat dieses Abladen von Baumassen im Park immer kritisiert. Aber dies war der Preis, den das Land Berlin im städtebaulichen Vertrag mit der Vivico bezahlte, nachdem die Vivico 10 Jahre lang die Entwicklung am Gleisdreieck blockiert hatte. Ohne diese Baumassen wäre der Park natürlich viel schöner. Danke für das Bild, das diese Tatsache wunderbar darstellt. Auch der Sport wäre ohne die Vivico-Baumassen viel einfacher unterzubringen. Es gibt da noch ein paar Widersprüche. Der gültige Flächennutzungsplan sieht an dieser Stelle nach wie vor öffentliche Parkfläche vor. Will Grün Berlin diese Diskussion wieder aufrollen? Auf geht’s, wir sind dabei.

naturerleben

Ein Bild fehlt noch. Natur erleben: Man sieht, wie Kinder mit bloßen Händen kleine Pflänzchen in die Erde bringen. Hallo Grün Berlin! Was habt ihr eigentlich mit den Hochbeeten der Kinder gemacht, als ihr den Spielplatz „Bewegungsbaustelle“ weggebaggert habt?

Auf den Plakaten wird als Internetadresse www.parkberlin.de angegeben. Wer das in seiner Browser eingibt, wird dann automatisch auf eine Unterseite von http://www.gruen-berlin.de/ umgeleitet.

6 Kommentare zu “Wie Grün Berlin Werbung macht

  1. Hallo Matthias,
    der letzte Satz Deiner Antwort ist aber ja wohl graue Theorie. Bei dem Beispiel, das Frank meint, war es doch offenbar so, daß die Anwohner fast vier Jahre nach Fertigstellung der Grünanlage zur Kasse gebeten wurden.

    1. Die Justiz ist zwar gelegentlich unberechenbar. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass Dinge, die aus den Geldern nach Bundesnaturschutz bezahlt wurden, nachträglich nochmal von jemand Dritten bezahlt werden sollen. Wäre sinnvoll, zu recherchieren, auf welcher Rechtsgrundlage am Winterfeldplatz abkassiert wird. Dann könnte man das besser mit der Situation am Gleisdreieck vergleichen.

  2. Mich interessiert, ob die Anwohner am Gleisdreieck auch Rechnungen für den Park erhalten, so wie gerade in Schöneberg passiert. Dort sollen Anwohner im Umkreis von 200 Metern mehrere Hundert bis mehrere Tausend Euro zahlen. Dies wurde nach einer Klage von Anwohnern vom Gericht bestätigt.

    Vielleicht sollte man besser umziehen.

    1. Der Park auf dem Gleisdreieck wird finanziert aus Mitteln für Ausgleich und Ersatz nach Bundesnaturschutzgesetz. Konkret: die Investoren vom Potsdamer und Leipziger Platz (Debis, Sony, ABB und diverse andere) haben für ihre erheblichen Eingriffe in die Natur Geld bezahlt, insgesamt rund 23 Mio. Euro. Davon wurden zwischen 6 und 7 Mio. für den Grundstückserwerb ausgegeben, ca. 700.000 für den Wettbewerb, ein Teil ist für eine Fußgängerbrücke über den Landwehrkanal vorgesehen. Für die Realisierung des Parks stehen noch ca. 13 Mio. zur Verfügung. Der Teil auf dem Potsdamer Güterbahnhof südlich der U2 (also dort wo die Kleingärten und Teile des Beachvolleyball sind) wurde durch einen Grundstückstausch mit der Vivico erworben. Bisher ist also alles, was auf dem Gleisdreieck passiert, solide durchfinanziert. Wenn Bezirk oder Senatsverwaltung die Grundstückseigentümer und Anwohner in der Nachbarschaft des Parks hätten finanziell beteiligen wollen, hätte man das wohl vor Beginn der Parkrealisierung sagen müssen.

  3. Hallo Hanninga,

    es ist nicht der Fahrradweg, der die Fliederbüsche in Gefahr bringt. Wenn der Fahrradweg einfach auf der Trasse der früheren Postgleise im Flaschenhals weiter nach Süden führt, könnte dies mit sehr geringen Eingriffen gemacht werden. Ein großes Problem gibt es für den Fahrradweg an der Monumentenbrücke. Dort soll der Fahrradweg dann auf der Westseite der Bahn weitergehen. Also 6 m noch oben auf die Monumentenbrücke und auf der anderen Seite wieder 6 m nach unten – und das behindertengerecht. Dafür sind raumgreifende und teure Bauwerke notwendig.
    Deswegen war die AG Gleisdreieck immer dafür, diesen Weg insgesamt auf der Westseite der Bahn zu führen, also über den Potsdamer Güterbahnhof, dann über die Yorckstraße auf die Brachfläche an der Bautzner Straße, dann unter der Monumenten- und Kolonnnenbrücke hindurch. Alles kreuzungsfrei bis zum Bahnhof Südkreuz.

    Die Fliederbüsche und überhaupt die Vegetation im Flaschenhals sind durch zwei Dinge in Gefahr:

    1. Die Planungen durch Atelier Loidl und Grün Berlin finden hinter verschlossenen Türen statt und nach den bisherigen Erfahrungen ist von Ihnen wenig Respekt für den Wildwuchs zu erwarten.

    2. Es gibt eine Altlastenproblematik im Flaschenhals. Gerade dort, wo der Flieder immer so beeindruckend blüht. In der Nähe war eine Gastation, durch die viel Gifte in den Boden gelangt sind.

    Es wäre höchste Zeit, dass der Bezirk Tempelhof-Schöneberg und die Senatsverwaltung als politisch Verantwortliche öffentlich über die Planungen berichten.

  4. Mir blutet das Herz, wenn ich diesen Fahrradweg sehe, man denke an die üppigen Fliederbüsche der Yorckstraße entlang, die Walderdbeeren usw., die dafür schwinden müssen, zynischerweise, um einem Radweg Platz zu machen, der oft von Menschen genutzt wird, die sich der Natur besonders nah wähnen durch ihren Verzicht aufs Automobil. Was da passiert, lässt jede Hoffnung auf eine bürgernahe Stadtplanung schwinden und die Tatsache, dass dieser blog von Kommentaren sehr weniger alter Streiter lebt, obwohl es viele Menschen gibt, die das Gleisdreieck seit Jahren und Jahrzehnten kennen und schätzten, zeigt wie tief der Frust sitzt über diese verlogene Aktion. Ohne es zu beabsichtigen, hat Junge-Reyer das Gleisdreieck beerdigt, ein vielsagenderes Symbol als diesen Grab- (Grund-) stein hätte man kaum auswählen können. Wie mag man sich da fühlen als daneben stehender grüner Bürgermeister bei dieser Vorwahl-Politshow?
    Infam auch, wie die Politik sich mit Federn schmückt, die tatsächlich nur dem jahrzehntelangen Engagement von Anwohnern, im Endeffekt leider doch zu wenigen, zu verdanken sind, die verhindert haben, dass wir heute eine Autobahn vor der Tür haben und dem Lauf der Geschichte. Selbst die Investitionen sind dem Lauf der Geschichte zuzuschreiben und nicht dem Engagement irgendwelcher Politiker, die jetzt PR mit diesem Geschenk machen.

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